
Greven. Der Bürgermeisterwahlkampf Greven 2025 spielt sich sichtbar auf Instagram, Facebook und zunehmend auch auf TikTok ab. Im vergangenen Monat prägten vor allem zwei Linien das Bild: Amtsinhaber Dietrich Aden (CDU) setzte auf stetige Erklärformate mit stabilem Reach, während Christian Kriegeskotte (SPD) über zugespitzte Fragen, Mitmach-Aktionen und Eventposts punktuelle Peaks erzielte. Die Frage ist deshalb nicht nur, wer lauter sendet, sondern wer online tatsächlich Vertrauen und Klarheit schafft.
Aden bespielt Instagram mit einer deutlich größeren Basis und verankert sein Narrativ über wöchentliche “Wochenrückblicke”: kurze, sachliche Clips zu Rathaus, Kirmes, Infrastruktur oder Verwaltung. Diese Erklärstücke liefen auch im letzten Monat regelmäßig über die offiziellen Kanäle und verknüpften die Rathaus-/Kirmes-Debatte mit dem Bild des handlungsfähigen Amtsinhabers. Sichtbar wurde das etwa in einem Wochenrückblick, der Kirmes und Rathaus direkt zusammen adressierte. Zudem liegt Adens Instagram-Account followerstark deutlich vorn.
Neu im Mix – und im letzten Monat messbar wirksam – ist TikTok: Adens Account weist rund 1.580 Follower und 14,8 Tsd. Likes aus. Einzelne Themen-Clips, darunter Videos zu Kirmes/Rathaus oder zur lokalen Entwicklung, erzielten um 300 Likes, was für ein kommunales Format beachtlich ist und Reichweite jenseits der Stammzielgruppen erschließt. Damit verstärkt Aden sein Informations-Narrativ auf einer Plattform, auf der die SPD bisher weniger konstant präsent ist.
Kriegeskotte setzt bewusst auf Nähe und Aktivierung. Besonders sichtbar war im betrachteten Zeitraum das zugespitzte Posting „KIRMES IN GEFAHR?“, das eine Debattenwelle in der Community auslöste und die Rathausfrage emotional auflud. Es brachte Kommentare und Reaktionen, die über die Kernanhängerschaft hinausreichen.
Parallel spielt er Mitmach- und Eventformate: Das Format „Politik zum Anstoßen!“ (14. August, Tanki’s Beach Bar) wurde niedrigschwellig beworben – „Würfel dir einen Aperol“ – und ins Feed-Narrativ eingebunden. Auch vor- und nachgelagerte Marktstände sowie sportliche Aktionen wie der SPD-Cup trugen die Kampagne in die Timeline. Diese Posts erzeugen Nähe und Gesprächsangebote, allerdings ist die Taktung im Monatsverlauf weniger gleichmäßig als beim Amtsinhaber.
Der sichtbarste inhaltliche Clash blieb die Rathaus-/Kirmes-Frage. Die SPD wählte den aufmerksamkeitsstarken Frage-Frame („Kirmes in Gefahr?“) und stützte ihn mit Treffen und Bildern aus dem Umfeld der Schausteller. Aden wiederum beantwortete das Thema in seinen Wochenrückblicken wiederholt nüchtern, ordnete den Planungsstand ein und koppelte die Botschaft an das Bild verlässlicher Amtsführung. Für die Timeline bedeutete das: Alarmierende Frage gegen erklärende Routine – eine Konfrontation, die die Tonlage des Monats prägte.
Die dritte Option, Dr. Stefan Giebel (Die Linke), bleibt online im Vergleich deutlich leiser. Zwar existiert ein aktiver Facebook-Auftritt der Linken in Greven, jedoch fehlten im letzten Monat kanalübergreifende Kampagnensequenzen mit ähnlicher Schlagzahl wie bei CDU/SPD. Für die Wahrnehmung heißt das: Die Linke ist auffindbar, aber tritt digital nicht mit derselben Regelmäßigkeit und Reichweite auf.
Im letzten Monat überzeugte Aden vor allem durch Kontinuität: Erklärformate, feste Rhythmen und – neu gewichtet – TikTok als zusätzlicher Reichweitenarm. Kriegeskotte setzte starke Peaks durch Fragen, Mitmach-Mechaniken und Events; seine Online-Kurve verläuft dadurch lebendiger, aber weniger gleichmäßig. Inhaltlich bleibt der Gegensatz klar: Stabilität und Fertigstellen vs. Wechsel und Einbeziehen. Was daraus folgt, ist noch offen. Denn ob Aden die digitale Reichweite in Gestaltungswillen übersetzt oder Kriegeskotte seine Bürgernähe mit konkreter, tragfähiger Agenda unterfüttert, entscheidet sich nicht an Likes, sondern daran, wie belastbar ihre Antworten auf Rathaus, Finanzen und Stadtentwicklung sind.
Die Social-Media-Spur des vergangenen Monats zeigt zwei Stärken und zwei Risiken. Aden wirkt verlässlich, reichweitenstark und erklärend, läuft jedoch Gefahr, als technokratisch wahrgenommen zu werden. Kriegeskotte bietet Nähe, Energie und Dialog, bleibt aber bisweilen zu vage in der Umsetzung. Giebel ist präsent, aber digital leiser, was seine Botschaften im Rauschen des Duells untergehen lässt. Für die Wählerinnen und Wähler im Bürgermeisterwahlkampf Greven 2025 bleibt deshalb die Kernfrage: Wem trauen sie zu, die digitale Inszenierung in klare Prioritäten, saubere Finanzierung und belastbare Entscheidungen zu überführen – und zwar nach dem Wahlabend?