Provinzial Logo
Consident.de

Rathaus Greven: Schadstoffbelastung wird zum Spiel auf Zeit im Wahlkampf

Bürgermeisterwahl 2025 in greven: Drei Kandidaten, große Projekte, viel Streit. Alle Infos zu Aden, Kriegeskotte und Giebel – kompakt und verständlich.
Rathaus Greven, Architekt Dieter Oesterlen, Baujahr 1973. © Raimond Spekking / CC BY‑SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Teilen:

Greven. Das Rathaus Greven sorgt erneut für Diskussionen. Über die Transparenzplattform FragDenStaat ist eine Anfrage eingegangen, die Einsicht in die Gutachten zur Schadstoffbelastung des Gebäudes verlangt. Obwohl der Neubau längst beschlossen ist, rückt damit die Frage nach der Nachvollziehbarkeit und Offenheit in den Mittelpunkt.

PCB-Belastung als Ausgangspunkt

Das Rathaus aus den 1970er-Jahren ist seit Jahren ein Problemfall. Bereits 2020 wurde bekannt, dass in den Büros PCB (polychlorierte Biphenyle) nachgewiesen wurden. Diese Schadstoffe gelten als gesundheitsschädlich. Untersuchungen ergaben, dass Mitarbeitende erhöhte Werte im Blut aufwiesen. Die Stadt reagierte mit weiteren Tests, unter anderem an der Universitätsklinik Aachen.

Gutachten bestätigten anschließend, dass eine Sanierung zwar technisch möglich wäre, aber immense Kosten verursachen würde. Vor diesem Hintergrund entschied der Rat 2023, einen kompletten Neubau auf dem Gelände des früheren Busbahnhofs zu realisieren.

Neubau beschlossen – Transparenz gefordert

Damit war die politische Weichenstellung klar: Abriss statt Sanierung. Ein Architekturwettbewerb brachte Anfang 2025 einen Siegerentwurf hervor, der künftig auch die Stadtbibliothek integriert. Bürgermeister Dietrich Aden stellte mehrfach klar, es handele sich nicht um ein Prestigeprojekt, sondern um eine Notwendigkeit, um sichere Arbeitsbedingungen zu gewährleisten.

Doch genau hier setzt die aktuelle Anfrage an. Sascha Wycisk, Direktkandidat der Grünen bei der Kommunalwahl 2025, fordert über FragDenStaat die Veröffentlichung der Gutachten zur Schadstoffbelastung des Rathauses in Greven. Seine Begründung: Nur durch Einsicht in die Originaldokumente könne die Öffentlichkeit nachvollziehen, auf welcher Grundlage die Millionenentscheidung für den Neubau gefallen ist.

Zielrichtung der Anfrage

Die Anfrage verfolgt drei Ziele: Erstens soll sie Transparenz herstellen – Bürgerinnen und Bürger sollen die Möglichkeit haben, die Gutachten selbst einzusehen. Zweitens steht die Prüfung der Entscheidungsgrundlage im Raum: Waren die Belastungen tatsächlich so gravierend, dass ein Abriss unausweichlich war? Drittens hat die Initiative auch eine politische Dimension. Wenige Wochen vor der Kommunalwahl sendet Wycisk damit ein Signal, dass Offenheit und Beteiligung für ihn zentrale Themen sind.

Bedeutung für die Stadtgesellschaft

Für die Beschäftigten im Rathaus geht es um die Bestätigung, dass die Risiken korrekt bewertet wurden. Für die Stadtgesellschaft ist die Anfrage ein Lackmustest: Wird Verwaltung in der Lage sein, nachvollziehbar und transparent zu begründen, warum das alte Rathaus geopfert wird, obwohl es im Jahr 2018 durch die LWL-Baukulturabteilung als „denkmalwürdig“ eingestuft wurde?

Gerade weil der Neubau unumkehrbar ist, bleibt die Frage nach den Gutachten entscheidend. Sie liefern den Beweis, dass Politik und Verwaltung verantwortungsvoll gehandelt haben – oder sie eröffnen neue Debatten über die Hintergründe.

Brisanter Zeitpunkt: Frist zwischen Wahl und möglicher Stichwahl

Die Frist für die Anfrage läuft am 20. September – also wenige Tage nach der Kommunalwahl am 14. September, jedoch noch vor einer möglichen Stichwahl zur Bürgermeisterwahl am 28. September. Formal ergibt sich dieser Termin aus den gesetzlichen Vorgaben des Informationsfreiheitsgesetzes, das Behörden einen Monat zur Antwort einräumt.

Politisch ist der Zeitpunkt dennoch brisant: Viele Bürgerinnen und Bürger könnten die Einsicht in die Gutachten bereits vor der Wahl erwartet haben. Nun stellt sich die Frage, ob die Verwaltung die Unterlagen tatsächlich erst nach dem ersten Wahlgang veröffentlicht – und ob damit bewusst auf Zeit gespielt wird. Für eine mögliche Stichwahl in Greven könnte die Debatte um die Schadstoffbelastung im Rathaus jedoch immer noch erhebliches Gewicht haben.

Neubau steht, Transparenz wackelt

Die Anfrage zur Schadstoffbelastung im Rathaus Greven zeigt, dass die eigentliche Baustelle nicht mehr das Gebäude selbst ist, sondern die Kommunikation darüber. Der Neubau ist beschlossen, doch die Glaubwürdigkeit hängt nun davon ab, wie offen die Verwaltung mit den zugrunde liegenden Gutachten umgeht.

Hinweis: In einer früheren Version des Artikels sprachen wir davon, dass das Rathaus denkmalgeschützt sei, dies ist nicht korrekt. Im Jahr 2018 wurde es durch die LWL-Baukulturabteilung als „denkmalwürdig“ eingestuft.

Teilen:

Münster Map
Zum Aktivieren tippen
Route anzeigen

Mehr Beiträge: