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Jeder vierte Mieter armutsgefährdet: Auch Münster bleibt nicht verschont

Wohnungsleerstand in Münster: Der Zensus 2022 zeigt 3397 leere Wohnungen. Die Stadt erklärt die Hintergründe und Maßnahmen zur Verbesserung der Situation. Die OB-Kandidaten in Münster präsentieren ihre Pläne gegen für die Wohnungspolitik: von Bauoffensive bis hin zu nachhaltigen Konzepten.
Foto: Tierra Mallorca on Unsplash

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Deutschland/Münster. Immer mehr Mieter in Deutschland sind armutsgefährdet. Besonders betroffen sind Städte mit hohem Mietniveau – wie Münster. Laut einem Bericht der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) unter Berufung auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts waren im Jahr 2024 22,4 Prozent aller Mieter in Deutschland armutsgefährdet. Das entspricht einem Anstieg um zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.

Münster: Hohe Mieten, wenig Leerstand, wachsender Druck

In Münster leben rund 70,5 Prozent der Haushalte zur Miete. Damit liegt die Stadt deutlich über dem bundesweiten Schnitt. Zugleich zählt Münster zu den teuersten Wohnstandorten in Westfalen: Laut aktuellem Mietspiegel 2025 liegt die Basismiete für eine 70 Quadratmeter große Wohnung (Baujahr 1992–2000) bei 8,16 Euro pro Quadratmeter – ohne Zu- oder Abschläge für Lage und Ausstattung.

Gerade in begehrten Stadtteilen wie der Altstadt oder dem Kreuzviertel können Mieten schnell über 11 Euro pro Quadratmeter steigen. Bei Wiedervermietungen sind sogar bis zu 13,70 Euro möglich – insbesondere bei Neubauten. Die Leerstandsquote in Münster beträgt laut Zensus 2022 lediglich 1,98 Prozent. Das bedeutet: Wer eine Wohnung sucht, konkurriert mit vielen anderen – bei stetig steigenden Preisen.

Armutsgefährdung nimmt zu – auch in Münster spürbar

Die NOZ berichtet, dass unter Eigentümern das Risiko einer Armutsgefährdung zuletzt rückläufig sei – aktuell liegt es bei nur noch 8,3 Prozent. Unter Mietern jedoch ist die Entwicklung gegenläufig: Fast jeder vierte Haushalt ist betroffen. Besonders Haushalte mit geringem Einkommen, Alleinerziehende oder Studierende leiden unter dem Preisdruck auf dem Wohnungsmarkt.

Auch in Münster zeigen sich diese Trends deutlich: Im Jahr 2023 wurden in der Stadt fast 5.000 Haushalte durch Wohngeld unterstützt – mit insgesamt über 25 Millionen Euro. Die Zahl der Anträge stieg ebenfalls deutlich an. Das belegt, dass viele Haushalte ihre Wohnkosten nicht mehr ohne staatliche Hilfe stemmen können.

Kritik an der Wohnungspolitik – Forderung nach Mietendeckel

BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht kommentierte die Zahlen gegenüber der NOZ mit deutlicher Kritik: „Wenn inzwischen fast jeder vierte Mieter von Armut bedroht ist, dann ist das ein beschämendes Armutszeugnis für die Wohnungspolitik der letzten Jahre.“ Sie fordert unter anderem, Mieten in angespannten Märkten bis mindestens 2030 einzufrieren und mehr Wohnungen gemeinnützig statt profitorientiert zu bauen.

Auch in Münster sehen Sozialverbände und Mietervereine die Stadt in der Pflicht. Zwar wurden 2023 über 2.200 neue Wohnungen gebaut – ein Rekordwert für die letzten Jahrzehnte. Doch ein großer Teil davon sind Eigentumswohnungen oder hochpreisige Mietwohnungen. Bezahlbarer Wohnraum bleibt knapp.

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