
An der Promenade, in Höhe des ehemaligen Lindenhofgeländes beim Stadtbad Mitte, haben sich seit einigen Wochen auffällig viele Halsbandsittiche niedergelassen. Die grellgrünen Vögel sind ursprünglich in Afrika und Südasien beheimatet und gelten als sogenannte Neozoen – also Tiere, die durch menschlichen Einfluss in neue Lebensräume gelangt sind. Spaziergängerinnen und Spaziergänger berichten besonders in den Abendstunden von lautstarken Sammelflügen, wenn die Sittiche in den Baumkronen ihre Schlafplätze aufsuchen. Für Münster ist das bemerkenswert, da sich bislang vor allem entlang der Rheinschiene in Bonn, Köln und Düsseldorf stabile Bestände etabliert haben.
In NRW wird der Gesamtbestand aktuell auf rund 500 Brutpaare plus mehrere Hundert Nichtbrüter geschätzt. Besonders eindrucksvoll sind die großen Schlafplätze am Rhein, wo zeitweise über 1.000 Tiere gezählt werden. Dass die Art nun auch in Münster sichtbar häufiger vorkommt, passt in ein Bild der schrittweisen Ausbreitung nach Norden und Osten. Fachleute gehen davon aus, dass sich die Papageien durch ihr anpassungsfähiges Verhalten auch in anderen Städten dauerhaft ansiedeln könnten.
Anders als etwa die Asiatische Hornisse oder der Riesen-Bärenklau gilt der Halsbandsittich in Deutschland nicht als invasive Art. Negative Auswirkungen auf die heimische Vogelwelt werden derzeit nicht als wahrscheinlich eingestuft. Zwar kann es in Einzelfällen zu Konkurrenz um Bruthöhlen kommen, doch größere Verdrängungseffekte sind bislang nicht nachgewiesen. In Köln wurde sogar beobachtet, dass die Sittiche Spechthöhlen weiter nutzen und so auch pflegen.
Rechtlich interessant: Der Halsbandsittich ist in Deutschland nicht als besonders oder streng geschützt eingestuft, fällt aber unter den allgemeinen Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes (§ 39 BNatSchG). Das bedeutet: Tiere dürfen nicht mutwillig verletzt, getötet oder während der Brutzeit gestört werden. Auch die Nester und Schlafbäume genießen während der Nutzung einen besonderen Schutz. Eingriffe sind daher nur mit triftigem Grund und außerhalb der Brutzeit erlaubt.
Für die Menschen in Münster bedeutet das neue Vogelvorkommen vor allem ungewohnte Geräuschkulissen. Denn die Schwärme sind lautstark, besonders in den Abendstunden. Auch die Verkotung von Schlafbäumen oder Fassaden kann lokal zum Problem werden. In anderen Städten wie Bonn oder Köln gibt es bereits Beschwerden, zugleich erfreuen sich die exotischen Papageien aber auch großer Beliebtheit bei Spaziergängern und Fotografen. Ob sich Münster langfristig zu einem neuen Standort mit festem Schlafplatz entwickelt, bleibt abzuwarten.