
Münster. Der Hamburger Tunnel in Münster ist ins neue Schwarzbuch „Die öffentliche Verschwendung“ 2025/2026 aufgenommen worden. Herausgeber ist der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (BdSt), der am Dienstag in Münster die Liste mit 16 landesweiten Fällen präsentierte. Während der Verein grundsätzlich die Aufwertung sogenannter „Angsträume“ unterstützt, sieht er im Fall des Hamburger Tunnels eine drohende Verschwendung von Steuergeld.
Die Unterführung am Hauptbahnhof gilt seit Jahren als unattraktiv und wenig einladend. Mit einem rund drei Millionen Euro teuren Konzept möchte die Stadt diesen Raum völlig neu gestalten. Vorgesehen sind Glaswände, Waldmotive, eine verbesserte Beleuchtung und sogar künstliches Vogelgezwitscher. Ziel sei es, so die Verwaltung, die bisher dunkle und abschreckende Passage in einen Ort zu verwandeln, der nicht nur sicher wirkt, sondern auch einen positiven Eindruck hinterlässt. Gerade für Radfahrerinnen und Fußgänger soll der Tunnel so zu einer angenehmen Verbindung werden.
Der Bund der Steuerzahler hält diese Pläne jedoch für überzogen. Angesichts knapper öffentlicher Haushalte sei es unverhältnismäßig, für eine Unterführung solch hohe Summen auszugeben. In Bochum habe man Unterführungen bereits für deutlich weniger Geld saniert: Kleinere Projekte hätten rund 30.000 Euro gekostet, eine große Maßnahme in Langendreer rund 400.000 Euro. Der Vergleich zeige, dass auch pragmatische Lösungen für mehr Sicherheit und Sauberkeit sorgen können.
Die Stadt Münster reagierte auf die Kritik und kündigte an, parallel eine kostengünstigere Variante entwickeln zu wollen. Diese alternative Planung soll in der nächsten Ratsperiode vorgelegt werden. Eine endgültige Entscheidung ist erst für 2026 vorgesehen. Bis dahin wird ein umfassender Kostenvergleich erstellt, der die unterschiedlichen Konzepte objektiv gegenüberstellt. Die Stadt betont, dass sie mit beiden Varianten ein Ziel verfolge: den Tunnel so zu gestalten, dass er nicht länger als Angstraum wahrgenommen wird.
Der Hamburger Tunnel Münster ist nur eines von 16 Beispielen in NRW. Im Münsterland wird unter anderem ein kaum genutzter Pendlerparkplatz in Borken kritisiert, der dennoch mit überdachten Ökostrom-Ladepunkten und Snackautomat ausgestattet werden soll. Andere Fälle reichen von der teuren Sanierung der Beethovenhalle in Bonn über den Bau einer 50-Millionen-Euro-Pyramide in Monheim bis hin zu langwierigen JVA-Sanierungen in Remscheid.
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