Fahrradhelm schützt vor schweren Hirnverletzungen: Neurochirurg aus Münster warnt eindringlich

Fahrradhelm schützt vor schweren Hirnverletzungen
CLE_Fahrradhelm: Prof. Dr. Benjamin Brokinkel plädiert für das Tragen eines Helms bei Fahrradfahren.

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Münster. Die Liste, die auf dem Schreibtisch von Prof. Dr. Benjamin Brokinkel liegt, ist erschütternd. Sie steht stellvertretend für Menschen, die nach Fahrradunfällen mit schweren Schädel- und Hirnverletzungen in der Klinik für Neurochirurgie des Clemenshospitals behandelt werden mussten. Viele dieser Fälle erforderten komplizierte Operationen und führten zu lebenslangen Folgen für die Betroffenen. Der erfahrene Neurochirurg ist überzeugt: Ein Fahrradhelm schützt vor schweren Hirnverletzungen und hätte in zahlreichen Fällen das Ausmaß der Verletzungen deutlich reduziert.

Nur wenige Radfahrende in Münster tragen Helm

Täglich behandelt das Team des Clemenshospitals Unfallopfer, die mit dem Fahrrad, einem Pedelec oder einem E-Scooter verunglückt sind. Auffällig ist der Unterschied zwischen Helmträgern und jenen ohne Schutz. „Diese Patientinnen und Patienten sehen wir als Neurochirurgen meist gar nicht“, erklärt Brokinkel. Denn wer mit Helm unterwegs ist, erleidet meist keine oder nur leichte Kopfverletzungen.

Trotz dieser klaren Fakten ist die Helmquote niedrig. Laut dem Mediziner tragen lediglich rund 30 Prozent aller Radfahrenden in Deutschland einen Helm. Dabei zeigen Studien, dass Helme etwa 80 Prozent aller schweren Kopfverletzungen verhindern können. Das Risiko einer gravierenden Hirnschädigung sei ohne Helm sogar zehnmal höher. Auch für Münster, wo viele Menschen täglich mit dem Fahrrad unterwegs sind, wünscht sich der Oberarzt eine höhere Akzeptanz.

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Helmtragen ist wichtiger als Modefragen

Das Argument, Helme seien unattraktiv, lässt der Neurochirurg nicht gelten. „Wenn wir einen Patienten mit einer schweren Schädel-Hirn-Verletzung operieren, öffnen wir große Bereiche der Schädeldecke. Das sieht wirklich nicht attraktiv aus“, betont Brokinkel eindringlich. Für ihn überwiegen die gesundheitlichen Vorteile bei weitem alle ästhetischen Einwände.

Hinzu kommt die Vorbildfunktion: Wer selbst regelmäßig einen Helm trägt, vermittelt auch Kindern, wie wichtig Sicherheit im Straßenverkehr ist. Brokinkel vergleicht das Helmtragen mit dem Anschnallen im Auto: „Wer immer einen Helm beim Radfahren trägt, empfindet das irgendwann als ganz normal. Ohne Helm fühlt man sich unsicher.“

Spezialisierte Behandlung im Clemenshospital Münster

Die Klinik für Neurochirurgie im Clemenshospital, die von Prof. Dr. Uta Schick geleitet wird, verfügt über eine einzigartige Einrichtung: eine direkt angeschlossene neurochirurgisch-neurotraumatologische Frührehabilitation. Hier behandelt ein speziell ausgebildetes Therapeutenteam Patientinnen und Patienten mit schwersten Hirnverletzungen. Aktuell befinden sich dort zwei Menschen, die nach Fahrradunfällen mit massiven Schädigungen eingeliefert wurden. Beide werden voraussichtlich dauerhaft pflegebedürftig bleiben.

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