Doppelkopf mit der CDU: AfD in Münster bleibt dennoch isoliert

AfD-Kreisvorsitzender Helmut Birke verrät, er spiele Doppelkopf mit einem CDU-Ratsmitglied. Doch trotz solcher Kontakte bleibt die AfD in Münster isoliert – nur 4,5 % bei der Kommunalwahl.
Jon Gjengset, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

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Münster. Helmut Birke, Kreisvorsitzender der AfD Münster, fährt mit dem Fahrrad zum Interview, kauft im Bioladen ein – und verrät nebenbei, dass er gelegentlich Doppelkopf mit einem Ratsmitglied der CDU spielt. Die Szene stammt aus einer Reportage der taz und zeigt: In Münster sucht die AfD persönliche Kontakte, um politisch relevant zu wirken. Doch trotz solcher Bemühungen bleibt die Partei in der Stadt isoliert.

Politisches Kartenspiel oder nur Geselligkeit?

Offiziell betont die CDU Münster seit Jahren, keinerlei Zusammenarbeit mit der AfD einzugehen. Doch Birke deutet durch seine Doppelkopf-Erzählung an, dass es inoffizielle Gesprächskanäle geben könnte. Ob es sich tatsächlich nur um privates Kartenspiel handelt oder um Versuche, eine politische Tür zu öffnen, bleibt offen. Klar ist: Für die AfD ist es wichtig, Normalität zu suggerieren – gerade dort, wo sie an der Wahlurne kaum Rückhalt findet.

Münster als AfD-Schlusslicht

Bei der Kommunalwahl am 14. September 2025 kam die AfD in Münster nur auf 4,52 Prozent. Das war das schwächste Ergebnis in ganz Nordrhein-Westfalen. Trotzdem zieht die Partei mit 3 Sitzen als Fraktion in den Stadtrat ein. Das bringt Redezeit und finanzielle Mittel – doch an der politischen Realität in Münster ändert es wenig.

Die Stadt bleibt geprägt von einer starken Grünen-Fraktion (31,63 %) und einer fast gleich starken CDU (31,32 %). Am 28. September 2025 gewann Grünen-Kandidat Tilman Fuchs die Stichwahl mit 57,91 Prozent und ist nun Oberbürgermeister.

Warum Münster anders tickt

Während die AfD in Städten wie Gelsenkirchen auf knapp 30 Prozent kommt, bleibt Münster eine Ausnahme. Gründe könnten die hohe Zahl an Studierenden (über 60.000), ein vergleichsweise wohlhabendes Umfeld und ein breites bürgerschaftliches Engagement sein. Schon in den 1990er Jahren beschlossen die Parteien, keine Politik auf Kosten von Minderheiten zu machen – ein Konsens, der bis heute wirkt.

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Die Stadtgesellschaft zeigt zudem regelmäßig Haltung: Rund 30.000 Menschen protestierten im Februar 2024 gegen einen geplanten AfD-Neujahrsempfang im Rathaus – die größte Demonstration Münsters in jüngerer Zeit.

Kontakte im Schatten – aber keine Wirkung

Die Episode um das Doppelkopf-Spiel verdeutlicht, wie sehr die AfD versucht, sich über persönliche Netzwerke in der Kommunalpolitik zu verankern. Doch das Stadtbild bleibt klar: AfD-Stammtische werden von Wirten abgelehnt, Plakate sind selten, und Gegenproteste stark.

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