Amelsbüren startet Agri Photovoltaik für die Fraunhofer Batteriefabrik

V. l. n. r.: Lennard Vos (EcotecWorld), Julius Mette und Max Wolf (Stadtwerke Münster) sowie Maik Kleinspohn (Fraunhofer FFB) beim Baustart der Agri-PV-Anlage in Amelsbüren.
© Stadtwerke Münster

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Münster. In Amelsbüren haben die Stadtwerke Münster mit dem Bau des ersten Agri-Solarparks der Stadt begonnen. Die Anlage entsteht im Bereich Hartmannsbrook und soll künftig die Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle FFB per Direktleitung mit regional erzeugtem Ökostrom versorgen. Nach Angaben der Stadtwerke umfasst das Projekt zwei Teilflächen mit insgesamt 13,2 Hektar, die weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden. Die technische Planung sieht eine bodennahe, nachführende Photovoltaikanlage vor, deren Module sich über Sensorik zur Sonne ausrichten. Dadurch wird eine möglichst hohe Stromausbeute erreicht, ohne die Flächen vollständig zu überbauen.

Baustart, Standort und Kennzahlen: Was auf den Feldern in Amelsbüren entsteht

Münster. Der Agri-Solarpark wird von EcotecWorld errichtet und als sogenannte Tracking-Anlage ausgeführt. Die Module sind bodennah aufgeständert und reagieren über Sensoren auf den Sonnenstand. Die Stadtwerke geben die installierte Leistung mit rund 4,875 Megawattpeak an. Daraus ergeben sich voraussichtlich etwa 5,75 Gigawattstunden Strom pro Jahr. Die Leitung zum Abnehmer verläuft als Direktanschluss unter dem Dortmund-Ems-Kanal zur Fraunhofer FFB im Hansa-Business-Park. Laut Stadtwerke deckt die Konstruktion nur rund 12,7 Prozent der Fläche ab. Der überwiegende Teil bleibt für den Anbau von Getreide, Raps und Ackerbohnen verfügbar. Für Münsters Energieversorgung hat das Projekt Modellcharakter, weil es Energieerzeugung und landwirtschaftliche Nutzung auf derselben Fläche verbindet und damit eine höhere Flächeneffizienz ermöglicht. Die Stadtwerke betonen, dass die Anlage ohne Einspeisevergütung wirtschaftlich betrieben werden kann, weil der Strom direkt vor Ort verbraucht wird. Diese Struktur schafft Planungssicherheit für Erzeuger und Abnehmer.

Landwirtschaftliche Doppelnutzung: Warum Agri Photovoltaik zur Energiewende passt

Münster. Agri-Photovoltaik beschreibt die kombinierte Nutzung von Ackerland für Pflanzenanbau und Stromerzeugung. Zwischen den Modulreihen wachsen weiterhin Feldfrüchte. Diese Doppelnutzung erhöht die Flächeneffizienz und kann zugleich Vorteile für das Mikroklima bieten. Schattierungseffekte können Pflanzen im Sommer vor zu intensiver Sonneneinstrahlung schützen und die Verdunstung mindern. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass sich dadurch Ernteerträge stabilisieren lassen. In Amelsbüren fällt die Wahl auf eine bodennahe, nachführende Anlage, die die landwirtschaftliche Nutzung weitgehend erhält und zugleich die Stromausbeute maximiert. Die Kombination passt zur Strategie der Stadt Münster, erneuerbare Energieerzeugung auszubauen und dabei Flächenkonflikte zu reduzieren. Als Pilotprojekt in der Stadt kann der Solarpark Erfahrungen für weitere Vorhaben liefern, etwa bei Bewirtschaftung, Ernteabläufen und Biodiversität am Feldrand. Damit verbindet die Anlage Klimaschutz mit regionaler Wertschöpfung.

Bedeutung für die Fraunhofer FFB: Regionaler Grünstrom für die Batteriezellforschung

Münster. Die Fraunhofer FFB testet in Münster die industrielle Produktion von Batteriezellen. Gerade die Elektrodenfertigung und die Formierung benötigen viel elektrische Energie. Mit dem Direktbezug aus Amelsbüren reduziert die Einrichtung ihren CO₂-Fußabdruck und stabilisiert Energiekosten. Nach Angaben der Forschungsfertigung deckt der Grünstrom aus der Agri-Photovoltaikanlage künftig einen erheblichen Anteil des Bedarfs im ersten Ausbauschritt der FFB PreFab. Zusätzlich setzt die Einrichtung auf Eigenstrom von einer Dachanlage sowie auf eine kombinierte Wärmepumpe. Der regionale Liefervertrag mit den Stadtwerken Münster ist als langfristige Stromabnahme angelegt. Er ergänzt den Ausbau der FFB, deren zweiter Bauabschnitt bereits vorbereitet wird. Für den Industriestandort Münsterland zeigt das Projekt, wie Forschung und kommunale Energieversorgung in der Praxis kooperieren können. Der direkte Verbrauch vor Ort stärkt außerdem die Netzstabilität, da weniger Umwege über das öffentliche Netz nötig sind und Prognosen für den Betrieb der Anlagen besser genutzt werden können. Damit wird der Solarpark Teil eines integrierten Energiekonzepts der BatteryCityMünster.

Bürgerbeteiligung und Zeitplan: Wie sich Menschen in Münster einbringen können

Münster. Die Stadtwerke kündigen für den Winter eine Bürgerbeteiligung in Form von Nachrangdarlehen an. Vorgesehen sind Beträge zwischen 500 und 25.000 Euro in Stufen. Die Beteiligung richtet sich an Bürgerinnen und Bürger aus Amelsbüren und an die Ökostromkundschaft der Stadtwerke. Damit knüpft das Unternehmen an frühere Finanzierungsmodelle an, die lokale Energiewendeprojekte in die Bevölkerung hinein öffnen. Sobald die Konditionen feststehen, wollen die Stadtwerke Details über ihre Bürgerbeteiligungsseite sowie über die Presse bekanntgeben. Für die Region ist das Angebot ein Signal, dass Wertschöpfung und Mitbestimmung beim Ausbau erneuerbarer Energien vor Ort stattfinden können. Das stärkt Akzeptanz, fördert Identifikation mit dem Projekt und bindet zusätzliches Kapital für die Umsetzung. Zugleich schafft die langfristig angelegte Direktlieferung an die Fraunhofer FFB verlässliche Erlöse, was die Finanzierung des Parks begünstigt. Aus Sicht der Kommunalpolitik liefert das Vorhaben Erfahrungen für weitere Freiflächenprojekte, bei denen Erzeugung und Nutzung zusammen gedacht werden.

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