Deutsche Touristin aus dem Münsterland gibt antikes Olympia-Fragment zurück

Deutsche Touristin aus dem Münsterland gibt antikes Olympia-Fragment zurück
Symbolbild: Gunnar Ridderström / unsplash

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Münster/Olympia. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach einem folgenschweren Urlaub in Griechenland hat eine Frau aus dem Münsterland ein antikes Relikt an dessen Ursprungsort zurückgegeben. Das rund 2400 Jahre alte Fragment stammt aus dem Leonidaion in Olympia – einem monumentalen Gästehaus aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., das Athleten der antiken Olympischen Spiele beherbergte.

Nach Angaben des Archäologischen Museums der Universität Münster hatte die Frau das Stück in den 1960er-Jahren während eines Besuchs in Olympia illegal entnommen und über Jahrzehnte aufbewahrt. Es handelt sich um ein etwa 24 × 33,5 Zentimeter großes Fragment aus Kalkstein, teilweise mit Stuck überzogen. Fachleute identifizierten es inzwischen eindeutig als Teil eines ionischen Kapitells aus dem Leonidaion.

Die Rückgabe erfolgte am 10. Oktober 2025 im Konferenzzentrum der Antiken Olympia (SPAP). Damit kehrte das Objekt nach mehr als fünf Jahrzehnten an den Ort zurück, an dem es im 4. Jahrhundert v. Chr. geschaffen worden war.

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Universität Münster vermittelt Rückgabe an das Kulturministerium

Im Rahmen der Restitution übernahm Dr. Torben Schreiber, Kurator am Archäologischen Museum der WWU Münster, die Vermittlung zwischen der Finderin und den griechischen Behörden. Er übergab das Fragment persönlich an Giorgios Didaskalou, Generalsekretär im griechischen Kulturministerium, das die Rückführung bestätigte.

Das Ministerium würdigte die Tat als „sensibel und mutig“ und bezeichnete die Universität Münster als „verlässlichen Partner“. Auch das Museum betonte, man bemühe sich seit Jahren um eine lückenlose Provenienzprüfung seiner Bestände. Bereits zuvor waren der Skyphos des Spiridon Louis und ein Statuenfragment aus Fondi an den griechischen Staat zurückgegeben worden.

„Es ist nie zu spät, das Richtige zu tun“, sagte Schreiber laut Mitteilung des Museums bei der Übergabe. Für die Frau aus dem Münsterland war die Rückgabe zugleich ein Akt der Wiedergutmachung: Sie hatte durch frühere Berichte über Restitutionen erfahren, dass auch private Besitzer antiker Objekte den Weg über Universitäten gehen können.

Internationale Aufmerksamkeit für die Rückgabe

Die Restitution des Olympia-Fragments fand auch international Beachtung. Große Medien wie Der Spiegel, The Mirror und der US-Sender CBS News berichteten über den ungewöhnlichen Fall, bei dem ein Kulturgut nach rund 60 Jahren freiwillig an Griechenland zurückkehrte.

Laut Einschätzung von Fachleuten setzt der Fall ein wichtiges Signal für die Provenienzforschung und den Umgang mit Kulturgütern in privater Hand. Für das Archäologische Museum der Universität Münster bedeutet die Rückgabe zugleich einen weiteren Schritt in der Aufarbeitung seiner Bestände und ein Beispiel dafür, wie internationale Zusammenarbeit kulturelles Erbe wieder zusammenführt.

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