Greenpeace Münster demonstriert gegen Wegwerfmode auf dem Prinzipalmarkt

Müll, Kosten und EU-Vorgaben setzen Münsters Altkleidercontainer unter Druck. Betreiber warnen vor dem Aus.
Symbolbild Reise Reise, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

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Münster. Mit einer auffälligen Kunstinstallation hat Greenpeace Münster am Samstag auf dem Prinzipalmarkt auf die Folgen der Wegwerfmode aufmerksam gemacht. Acht Aktivistinnen und Aktivisten errichteten vor dem Maxi-Turm eine rund fünf Meter hohe Statue aus alten Kleidungsstücken. Die Aktion richtet sich gegen die Überproduktion in der Modeindustrie und soll auf die negativen Folgen von sogenannter „Fast Fashion“ aufmerksam machen. Nach Angaben der Umweltschutzorganisation war die Demonstration Teil einer bundesweiten Kampagne, die ein sogenanntes Anti-Fast-Fashion-Gesetz fordert. Dieses soll die Textilbranche stärker in die Verantwortung nehmen.

Die Installation entstand nach einem Entwurf der Künstlerin Emanuele Jane Morelli. Sie verwendete dafür gebrauchte Kleidung, die Greenpeace zuvor auf dem Kantamanto-Markt in Accra, der Hauptstadt Ghanas, gesammelt hatte. Der Markt zählt zu den größten Second-Hand-Plattformen weltweit. Viele Kleidungsstücke, die dort verkauft werden, stammen aus Europa – darunter auch aus Deutschland. Nach Einschätzung der Organisation trägt dieser Export erheblich zur Umweltbelastung in Westafrika bei.

Forderung nach strengeren Regeln für die Modebranche

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Begleitend zum Protest wurde in Münster eine Ausstellung eröffnet, die dokumentiert, welche ökologischen und sozialen Folgen die wachsenden Kleiderberge in Ghana haben. Greenpeace verweist in diesem Zusammenhang auf ein Rechtsgutachten, demzufolge ein Gesetz nach französischem Vorbild auch in Deutschland möglich wäre. In Frankreich gilt bereits eine Sonderabgabe auf bestimmte Fast-Fashion-Produkte. Zusätzlich gibt es dort Einschränkungen für Werbung, die zu übermäßigem Konsum anregt, sowie Maßnahmen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft.

Ziel eines vergleichbaren Gesetzes in Deutschland wäre laut Greenpeace, Überproduktion und Vernichtung unverkaufter Kleidung zu begrenzen. Die Organisation fordert von der Politik, klare rechtliche Vorgaben zu schaffen, damit Hersteller für die ökologischen Auswirkungen ihrer Produkte stärker haften müssen. Die Aktion in Münster fiel bewusst in den Zeitraum vor der sogenannten „Black Week“, in der viele Unternehmen mit Rabattaktionen werben und so zusätzlichen Konsum anregen.

Kurzüberblick: Greenpeace fordert ein deutsches Anti-Fast-Fashion-Gesetz nach französischem Vorbild.

Globale Auswirkungen von Fast Fashion

Laut Greenpeace hat sich die weltweite Textilproduktion seit dem Jahr 2000 mehr als verdreifacht. Bis zu 180 Milliarden Kleidungsstücke werden jährlich hergestellt, ein großer Teil davon bleibt unverkauft oder wird vernichtet. Gleichzeitig sinkt die durchschnittliche Nutzungsdauer eines Kleidungsstücks stetig. In Deutschland werden rund 60 Prozent der gesammelten Altkleider exportiert – viele davon landen auf Deponien oder in Gewässern.

Die von Greenpeace organisierte Sammlung auf dem Kantamanto-Markt im Jahr 2023 verdeutlicht die Dimension des Problems. Innerhalb weniger Tage kamen dort 4,6 Tonnen aussortierte Textilien zusammen – etwa 19.000 Kleidungsstücke. Über 96 Prozent davon bestanden aus synthetischen Fasern, die in Ghana erheblich zur Plastikverschmutzung beitragen. Mit der Aktion in Münster wollte die Organisation nach eigenen Angaben auf diese globale Verbindung aufmerksam machen: billige Massenware aus Europa, die letztlich als Abfall in afrikanischen Ländern endet.

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