PFAS im Trinkwasser: Umweltverband schlägt Alarm – wie steht Münster da?

Eine BUND-Studie weist PFAS-Chemikalien im Trinkwasser vieler Städte nach. Wie steht Münster da – und wie gefährlich sind die Funde wirklich?
Symbolbild: engin akyurt

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Münster. Eine bundesweite Untersuchung des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sorgt derzeit für Aufsehen: In 42 von 46 untersuchten Trinkwasserproben wurden per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, kurz PFAS, nachgewiesen. Damit gelten die sogenannten Ewigkeitschemikalien als nahezu flächendeckend in deutschen Wasserkreisläufen verbreitet. Auch in Nordrhein-Westfalen wurden Spuren gefunden – und die Frage steht im Raum, wie sicher das Trinkwasser in Münster ist.

BUND-Studie zeigt flächendeckende Belastung

Zwischen Juni und Oktober 2025 ließ der BUND bundesweit 46 Trinkwasserproben analysieren. In rund 90 Prozent der Fälle wurden PFAS nachgewiesen – in mehreren Proben sogar über den künftig geltenden Grenzwerten. Die Untersuchung erfolgte im Vorfeld der neuen Trinkwasserverordnung, die ab dem 1. Januar 2026 strengere Regeln vorsieht. Dann gilt für die Summe von 20 PFAS-Verbindungen ein Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter Wasser (100 ng/l).

Die gemessenen Substanzen – darunter PFOA und TFA – stehen laut Bundesinstitut für Risikobewertung im Verdacht, krebserregend oder fortpflanzungsschädigend zu sein. Besonders alarmierend: In 14 Proben wurden Werte oberhalb der kommenden Grenzwerte festgestellt.

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Nach Einschätzung des BUND zeigen die Ergebnisse, „dass PFAS längst im Wasserkreislauf angekommen sind“. Der Verband fordert daher, die gesamte Stoffgruppe konsequent zu regulieren und das Verursacherprinzip anzuwenden – also jene Unternehmen in die Pflicht zu nehmen, die PFAS herstellen oder in Umlauf bringen.

Münster mit bislang unauffälligen Werten

Für Münster liegen keine auffälligen Befunde vor. Die Stadtwerke Münster veröffentlichen regelmäßig ihre Trinkwasseranalysen. Laut der jüngsten Auswertung von 2023 bewegen sich die PFAS-Werte im Bereich von wenigen Nanogramm pro Liter – deutlich unterhalb der künftigen Grenzwerte.

So liegt die „Summe PFAS-4“ laut den offiziellen Daten bei rund 8 ng/l, während ab 2028 ein Grenzwert von 20 ng/l gilt. Damit steht Münster im bundesweiten Vergleich derzeit gut da. Auch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) sieht in den aktuell vorliegenden Messungen keine Überschreitungen, weist aber darauf hin, dass PFAS wegen ihrer Langlebigkeit „besonders kritisch“ zu bewerten seien.

Was sind PFAS überhaupt?

PFAS – per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen – sind synthetische Chemikalien, die in Tausenden Varianten vorkommen. Sie machen Textilien wasserabweisend, beschichten Pfannen, Teppiche oder Pizzakartons und stecken sogar in Feuerlöschschäumen.

Ihr Problem: Sie zerfallen kaum. Einmal in der Umwelt, bleiben sie über Jahrzehnte erhalten. Über Regen, Abwasser oder Produktionsrückstände gelangen PFAS in Böden und schließlich auch ins Grundwasser. Im menschlichen Körper können sie sich anreichern – mit möglichen Langzeitfolgen wie Leberschäden, hormonellen Störungen oder geschwächtem Immunsystem.

Umweltmediziner sprechen deshalb von Ewigkeitschemikalien – ein Begriff, der die zentrale Herausforderung treffend beschreibt: PFAS verschwinden praktisch nie wieder aus der Umwelt.

Wasserwirtschaft warnt vor Panikmache – BUND fordert Konsequenzen

Während die Wasserwirtschaft betont, das deutsche Trinkwasser sei „sicher und eines der am strengsten kontrollierten weltweit“, sieht der BUND dringenden Handlungsbedarf. Der Verband kritisiert, dass die aufwendige Aufbereitung und Filterung bislang häufig von kommunalen Versorgern oder indirekt von Verbrauchern finanziert wird.

„Die Kosten für sauberes Trinkwasser dürfen nicht auf Haushalte abgewälzt werden“, so die zentrale Forderung. Künftig müsse das Verursacherprinzip greifen – also jene in Haftung genommen werden, die PFAS einsetzen oder in Umlauf bringen.

Tatsächlich wird die Entfernung von PFAS aus dem Wasser mit Aktivkohle- oder Membranfiltern zunehmend teurer. In Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern laufen bereits aufwendige Pilotprojekte, um betroffene Wasserwerke zu sanieren.

Bedeutung für Münster und das Münsterland

Auch wenn Münster bislang keine erhöhten PFAS-Werte verzeichnet, zeigen die bundesweiten Funde, dass das Thema auch regional relevant ist. Die Stadtwerke Münster investieren derzeit rund 40 Millionen Euro in den Ausbau und die Modernisierung der Wasserversorgung – darunter neue Filter- und Messsysteme, die künftig auch auf PFAS-Parameter abgestimmt werden sollen.

Darüber hinaus kontrollieren die Stadtwerke regelmäßig die Quellen in den Wasserwerken Geist, Hornheide, Hohe Ward und Kinderhaus. Sollte die Belastung künftig steigen, wären technische Nachrüstungen notwendig, um die strengen EU-Grenzwerte einzuhalten.

Ausblick: Strengere Grenzwerte ab 2026

Ab Januar 2026 gelten neue EU-weit harmonisierte PFAS-Grenzwerte. Für besonders problematische Einzelstoffe wie PFOA oder PFOS gelten dann noch strengere Vorgaben. Deutschland plant darüber hinaus, den Einsatz von PFAS langfristig einzuschränken.

Ob Münster langfristig von PFAS-Einträgen verschont bleibt, hängt vor allem von vorbeugenden Maßnahmen ab – etwa der Begrenzung industrieller Einträge, einer konsequenten Überwachung der Wasserwerke und der Förderung PFAS-freier Produkte im Alltag.

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