Laserdiagnostik aus Münster: Startup will Krebsdiagnose in Minuten ermöglichen

Das Startup Refined Laser Systems aus Münster entwickelt eine Lasertechnologie, die Krebsdiagnosen in Minuten ermöglichen soll – noch ist sie in der klinischen Erprobung.
Symbolbild: CDC

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Münster. Ein junges Hightech-Unternehmen aus dem Technologiepark Münster arbeitet daran, die Krebsdiagnose entscheidend zu beschleunigen. Das Startup Refined Laser Systems (RLS), eine Ausgründung der Universität Münster, entwickelt eine neuartige Lasertechnologie, mit der sich Gewebeproben direkt im Operationssaal analysieren lassen sollen – ganz ohne Färbung oder tagelange Laborprozesse. Das Ziel: eine verlässliche Diagnose in wenigen Minuten statt in Stunden oder Tagen.

Von der Forschung in die Klinik

Hinter der Idee stehen die Physiker Dr. Maximilian Brinkmann und Dr. Tim Hellwig, die während ihrer Promotion an der WWU Münster den Grundstein für die Technologie legten. Ihre Methode basiert auf sogenannter kohärenter Raman-Mikroskopie – einer Form der Laserspektroskopie, die chemische Informationen aus Gewebe sichtbar macht. Dadurch soll es möglich werden, Krebszellen ohne herkömmliche Schnitte oder Farbstoffe zu erkennen.

Während die klassische Krebsdiagnostik auf Biopsien und histologische Untersuchungen im Labor angewiesen ist, soll das System von RLS künftig eine schnelle Gewebeanalyse direkt im OP erlauben. Nach Angaben des Unternehmens ließen sich damit Operationen präziser durchführen, da Chirurgen bereits während des Eingriffs erfahren könnten, ob das Tumorgewebe vollständig entfernt wurde.

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Millionenförderung für die Entwicklung

Um diese Vision umzusetzen, erhielt Refined Laser Systems bereits 2,7 Millionen Euro Seed-Finanzierung. Zu den Investoren zählen der High-Tech Gründerfonds (HTGF), APEX Ventures und die NRW.BANK. Mit dem Kapital will das Team seine Technologie weiterentwickeln, klinische Tests vorbereiten und den Markteintritt planen. Perspektivisch könnte das System auch außerhalb der Onkologie Anwendung finden – etwa bei Haut- oder Gefäßerkrankungen.

Das Unternehmen arbeitet derzeit an einem Prototyp für die klinische Anwendung, der in Kombination mit digitaler Bildanalyse und künstlicher Intelligenz eingesetzt werden soll. Dadurch könnten Ärztinnen und Ärzte Gewebeproben künftig nicht nur schneller, sondern auch objektiver beurteilen. Ein möglicher Einsatzort ist die intraoperative Pathologie, also die Analyse von Gewebe während einer laufenden Operation.

Chancen und offene Fragen

Das Potenzial der Technologie ist groß: Eine schnellere Diagnose könnte Patientinnen und Patienten psychisch entlasten und zugleich die Abläufe in Krankenhäusern effizienter gestalten. Auch Nachoperationen ließen sich reduzieren, wenn Tumorränder im OP besser erkennbar wären.

Gleichzeitig betonen Experten, dass zwischen technischer Machbarkeit und klinischem Alltag noch einige Hürden liegen. Für die breite Anwendung braucht es Zulassungen nach der europäischen Medizinprodukteverordnung, umfangreiche Studien und den Nachweis, dass die Lasermikroskopie mit bestehenden Diagnoseverfahren vergleichbar oder besser ist.

Refined Laser Systems selbst spricht deshalb bewusst von einem „Entwicklungsziel“ – nicht von einem bereits zugelassenen Verfahren. Der Fokus liege derzeit auf der klinischen Validierung und der Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen und Krankenhäusern.

Münster als Standort für Medizintechnik

Mit seiner Ausgründung zeigt sich Münster erneut als fruchtbarer Boden für Medizintechnik und Biophotonik. Der Technologiepark an der Mendelstraße, in dem auch RLS ansässig ist, gilt seit Jahren als einer der wichtigsten Innovationsstandorte in NRW. Hier entstehen regelmäßig Ausgründungen aus der Universität, die Forschungsergebnisse in praxisnahe Produkte überführen.

Sollte sich das Verfahren von Refined Laser Systems in der Praxis bewähren, könnte es den Weg für eine neue Generation bildgebender Diagnostik ebnen – und die Region Münster langfristig als Standort für medizinische Hightech-Entwicklungen stärken.

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