Gut Kinderhaus Münster: Hofladen schließt zum 31. März

Gut Kinderhaus Münster
Symbolfoto

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Die Schließung des Hofladens auf Gut Kinderhaus Münster rückt näher und sorgt im Stadtteil für deutliche Reaktionen. Nach übereinstimmenden Medienberichten und Angaben des Trägers Westfalenfleiß wird der traditionsreiche Verkaufsort am 31. März seinen Betrieb einstellen. Damit endet ein jahrzehntelanges Angebot, das für viele Besucherinnen und Besucher fest mit dem Gut verbunden war. Für Menschen mit Behinderung, die auf dem Hof arbeiten und dort leben, markiert die Entscheidung einen weiteren Einschnitt – zugleich kündigt Westfalenfleiß alternative Arbeitsmöglichkeiten an.

Warum der Hofladen schließt und was der Schritt für den Standort bedeutet

Westfalenfleiß hat die Entscheidung nach eigener Darstellung aufgrund einer länger anhaltenden wirtschaftlichen Schieflage getroffen. Schon seit Jahren war der Betrieb nicht mehr kostendeckend, und die Schließung des angeschlossenen Hofcafés im Dezember 2023 hatte die Situation weiter verschärft. Seitdem ging der Besucherverkehr merklich zurück, was sich unmittelbar in den Umsätzen des Hofladens niederschlug. Gespräche über mögliche Nachfolgelösungen führten zu keinem tragfähigen Ergebnis. Am Ende stand die Entscheidung, den Betrieb zum Ende des ersten Quartals einzustellen.

Das Gut Kinderhaus ist weit mehr als ein landwirtschaftlicher Betrieb: Rund 40 Menschen mit Behinderung arbeiten dort täglich, bauen Gemüse an, pflegen Obstbäume und kümmern sich um Pferde, Ziegen, Kaninchen und andere Tiere. Parallel leben etwa ebenso viele Menschen auf dem Gelände in mehreren Wohngruppen. Der Hofladen war dabei über viele Jahre ein Bindeglied zwischen diesem inklusiven Arbeitsalltag und der Öffentlichkeit. Besucherinnen und Besucher konnten regionale Produkte kaufen – darunter saisonales Obst und Gemüse, Fruchtaufstriche, Säfte sowie Blumen – und gleichzeitig einen Einblick in die Arbeit vor Ort erhalten.

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Westfalenfleiß kündigt an, die Mitarbeitenden nicht zurückzulassen. Nach Angaben des Unternehmens sollen für alle Beschäftigten neue Einsatzfelder innerhalb der Werkstätten geschaffen werden. Das Gut selbst bleibt als Begegnungsort bestehen. Hof und Tierbereiche sollen weiterhin geöffnet bleiben, ebenso Angebote wie tiergestützte Aktivitäten, Ausflugsprogramme für Schulklassen und saisonale Veranstaltungen. Das bedeutet, dass der Standort trotz des Wegfalls des Ladens weiterhin eine wichtige Rolle im sozialen Leben von Kinderhaus spielt.

Historisch betrachtet ist das Gelände tief in Münster verankert. Ursprünglich als „Hof Schulze Brüning“ betrieben, wurde es bereits 1913 in öffentliche Trägerschaft überführt. Seit 1990 verantwortet Westfalenfleiß den Betrieb, der sich seither zu einem wichtigen Ort der Teilhabe entwickelt hat. Der Hofladen war dabei eines der sichtbarsten Elemente für die breite Öffentlichkeit.

Politische Reaktionen und offene Fragen für Kinderhaus

Die bevorstehende Schließung des Hofladens bleibt im Stadtteil nicht ohne Reaktionen. Bezirksbürgermeister Ralf Kiewit hat bereits Gespräche mit der Geschäftsführung von Westfalenfleiß angekündigt, um über mögliche Alternativen und den Umgang mit der Entscheidung zu sprechen. Dabei soll es auch um die Zukunft der Mitarbeitenden gehen, deren Weiterbeschäftigung Westfalenfleiß zugesichert hat. Im Stadtteil selbst ist der Schritt erneut ein einschneidendes Ereignis: Bereits die Schließung des Hofcafés vor knapp zwei Jahren hatte viele Besucherinnen und Besucher getroffen, da beide Angebote eng miteinander verbunden waren.

Ein Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt, wie stark das Gut Kinderhaus als sozialer Ort wahrgenommen wird. Familien nutzten das Café und den Laden häufig als Ergänzung zum Besuch des Tiergeheges, des Spielplatzes oder des weitläufigen Geländes. Auch kulturelle Angebote wie die Kunstausstellung „Kunst am Rand“ oder Veranstaltungen des Fördervereins trugen dazu bei, dass der Hof weit über Kinderhaus hinaus Aufmerksamkeit erhielt. Mit dem Ende des Ladens entfällt nun ein weiterer Anlaufpunkt, der diesen Charakter mitgeprägt hat.

Gleichzeitig bleibt das Gut ein aktiver Bestandteil des Stadtteils. Die landwirtschaftliche Produktion geht weiter, die Tiere bleiben vor Ort und das Gelände soll Besuchern weiterhin offenstehen. Entscheidend wird nun sein, welche Rolle der Standort künftig im öffentlichen Leben einnimmt und wie sich die Struktur ohne Laden entwickelt. Die Gespräche zwischen Politik und Trägern werden in den kommenden Wochen zeigen, ob es Spielräume für neue Angebote gibt oder ob der Betrieb dauerhaft in schlankerer Form weitergeführt wird.

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