Münster wird Bühne für internationale Erklärung zur Abrüstung

In Münster fordern Physikgesellschaften Abrüstung und verantwortliche Nutzung der Wissenschaft.
Foto: MünsterView/ Heiner Witte

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Münster war im Quantenjahr 2025 Schauplatz eines wissenschaftspolitischen Ereignisses mit internationaler Tragweite. Wie die Stadt Münster mitteilt, haben die Physikalische Gesellschaft von Japan (JPS) und die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) am 14. November im Historischen Rathaus eine gemeinsame Zukunftserklärung unterzeichnet. Mit dieser Erklärung richten sich beide Organisationen an die Öffentlichkeit und fordern eine klare Stärkung globaler Abrüstungsbemühungen. Ihr Appell: Wissenschaftliche Erkenntnisse sollen ausschließlich friedlichen Zwecken dienen und nicht zur Entwicklung oder Modernisierung von Massenvernichtungswaffen beitragen.

Die beiden Fachgesellschaften betonen zugleich die besondere Verantwortung der Wissenschaft. Physikerinnen und Physiker hätten im Laufe der Geschichte nicht nur wichtigen technologischen Fortschritt ermöglicht, sondern auch eine Expertise aufgebaut, die für die Überwachung und Kontrolle von Nuklearwaffen unverzichtbar sei. Angesichts des Auslaufens mehrerer Rüstungskontrollverträge und zunehmender geopolitischer Spannungen sei eine solche Haltung heute besonders relevant.

Die Wahl Münsters als Ort der Unterzeichnung ist bewusst getroffen worden. Die Stadt steht seit dem Westfälischen Frieden für Dialog, Diplomatie und internationale Verständigung. Die Physikgesellschaften knüpfen an diese Tradition an und verbinden sie mit den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Der Appell richtet sich auch an die jüngere Generation der Forschenden, die erstmals seit den 1990er Jahren wieder mit einer verschärften weltpolitischen Lage konfrontiert ist.

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Relevanz für Wissenschaft, Abrüstung und den Standort Münster

Nach Angaben der Universität Münster ist die Erklärung ein wichtiges Signal dafür, wie wissenschaftliche Einrichtungen gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen können. Die Hochschule verweist darauf, dass der Austausch zwischen der JPS und der DPG die internationale Dimension des Themas unterstreicht. Die DPG zählt mit mehr als 52.000 Mitgliedern zu den größten physikalischen Fachgesellschaften der Welt und gilt als zentrale Stimme in Fragen der wissenschaftlichen Ethik und Verantwortung.

Beide Organisationen laden weitere Fachgesellschaften ausdrücklich dazu ein, sich der Erklärung anzuschließen. Dadurch soll die Diskussion über Abrüstung und verantwortliche Forschung breiter in der internationalen Wissenschaft verankert werden. Gerade in Zeiten, in denen Quantenforschung und andere Hochtechnologien weltweit dynamisch vorangetrieben werden, wächst die Bedeutung ethischer Leitlinien. Der technologische Fortschritt bietet enormes Potenzial für Gesellschaft, Gesundheit und Wirtschaft, gleichzeitig aber auch Missbrauchsmöglichkeiten, die politische und wissenschaftliche Aufmerksamkeit erfordern.

Für Münster bringt die Unterzeichnung der Erklärung eine besondere Bedeutung. Oberbürgermeister Tilman Fuchs empfing die Delegationen im Friedenssaal des Rathauses und hob laut Stadt die Rolle Münsters als Ort des Austauschs hervor. Die Stadt ist bereits seit Monaten ein zentraler Schauplatz des Quantenjahres, das zahlreiche Veranstaltungen zur modernen Physik präsentiert und breite gesellschaftliche Zugänge zur Wissenschaft eröffnet. Die Zukunftserklärung schließt dieses Engagement um eine friedenspolitische Komponente, die international Beachtung findet.

Programmbezug: Abschluss des Quantenjahres in der Halle Münsterland

Die Inhalte der Erklärung spiegeln sich auch im Programm der bundesweiten Abschlussveranstaltung des Quantenjahres wider, die am 15. November in der Halle Münsterland stattfindet. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft fungiert als Schirmherrin der Reihe „Quantum 100“, die moderne Quantenforschung in den Mittelpunkt stellt. Der Abschlusstag in Münster soll zeigen, wie wissenschaftliche Erkenntnisse gesellschaftlich wirksam werden können.

Nach Angaben der Stadt erwartet die Besucherinnen und Besucher ein vielfältiges Angebot. Vorträge, eine Ausstellung zu Anwendungen der Quantenphysik und anschauliche Präsentationen verdeutlichen, wie Forschung unser tägliches Leben beeinflusst. Geleitet wird die Veranstaltung von Stefan Heusler vom Institut für Didaktik der Physik der Universität Münster, der seit Jahren daran arbeitet, physikalische Inhalte verständlich zu vermitteln. Ein Show-Konzert mit dem Titel „Fundamental Interactions“ kombiniert zudem Musik und Wissenschaft und soll den Abschluss des Quantenjahres zu einem besonderen Erlebnis machen.

Für Münster bedeutet die Zusammenführung von Zukunftserklärung und Abschlussprogramm einen weiteren Baustein in einem Jahr, das die Stadt als Ort wissenschaftlicher Begegnung und gesellschaftlicher Reflexion positioniert hat. Die internationale Erklärung zur Abrüstung gibt diesem Rahmen ein klares politisches und ethisches Profil und zeigt, wie eng wissenschaftliche Verantwortung und gesellschaftliche Debatte miteinander verbunden sind.

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