Trinkwasserqualität im Münsterland: Wie sicher ist unser Leitungswasser?

Eine BUND-Studie weist PFAS-Chemikalien im Trinkwasser vieler Städte nach. Wie steht Münster da – und wie gefährlich sind die Funde wirklich?
Symbolbild: engin akyurt

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Trinkwasser aus der Leitung gehört zu den am strengsten kontrollierten Lebensmitteln in Deutschland – und das gilt auch für das Münsterland. Gleichzeitig ist die Region stark landwirtschaftlich geprägt, das Grundwasser steht durch Nitrate und andere Stoffe unter Druck, und neue Themen wie PFAS („Ewigkeitschemikalien“) verunsichern viele Menschen. Dieser Ratgeber erklärt, wie die Trinkwasserqualität im Münsterland rechtlich definiert und praktisch überwacht wird, wo Risiken liegen können und was Mieterinnen, Mieter und Hauseigentümer konkret tun können.

Gesetzliche Vorgaben für die Trinkwasserqualität

Die Grundlage für die Trinkwasserqualität im Münsterland ist die bundesweit gültige Trinkwasserverordnung. Sie setzt die EU-Trinkwasserrichtlinie in deutsches Recht um und legt verbindliche Grenzwerte für Mikroorganismen (etwa Escherichia coli oder Enterokokken) sowie für zahlreiche chemische Stoffe fest – dazu zählen unter anderem Nitrat, Schwermetalle oder bestimmte Pflanzenschutzmittel. Jeder Wasserversorger ist verpflichtet, am Übergabepunkt ins Haus (in der Regel hinter dem Wasserzähler) Wasser zu liefern, das diese Grenzwerte einhält. Wird ein Grenzwert überschritten, müssen Ursachen ermittelt und Maßnahmen ergriffen werden; im Extremfall können Abkochgebote oder Nutzungsbeschränkungen ausgesprochen werden. Zuständig für die Überwachung sind die Gesundheitsämter der Kreise und kreisfreien Städte, in Nordrhein-Westfalen unter der Aufsicht des Landesumwelt- und Gesundheitsministeriums.

Wie gut ist deutsches Trinkwasser im Durchschnitt?

Um die Trinkwasserqualität im Münsterland einordnen zu können, lohnt ein Blick auf die bundesweiten Daten. Der gemeinsame Trinkwasserbericht des Bundesgesundheitsministeriums und des Umweltbundesamtes zeigt für die Jahre 2020 bis 2022, dass über 99 Prozent der Proben aus großen zentralen Wasserversorgungen alle Anforderungen der Trinkwasserverordnung erfüllen – sowohl bei den mikrobiologischen Parametern als auch bei den meisten chemischen Stoffen. Über zentrale Anlagen wurden 2022 rund 88 Prozent der Bevölkerung mit Trinkwasser versorgt. Das Umweltbundesamt spricht insgesamt von einer „guten bis sehr guten“ Qualität des zentral bereitgestellten Trinkwassers in Deutschland und bewertet Grenzwertüberschreitungen als Einzelfälle, die lokal angegangen werden.

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Diese Daten sind auch für das Münsterland relevant: Sie zeigen, dass das System aus Grenzwerten, Kontrollen und Aufbereitung im Regelfall funktioniert. Gleichzeitig sagen sie nichts über die Situation in einzelnen Hausinstallationen oder bei eigenen Brunnen aus – hier tragen Eigentümer selbst Verantwortung.

Trinkwasserqualität im Münsterland: Besonderheiten der Region

Die Trinkwasserqualität im Münsterland hängt eng mit der Herkunft des Wassers zusammen. In Nordrhein-Westfalen stammt der überwiegende Teil des Trinkwassers aus Grundwasser oder aus Wasser, das einen hohen Grundwasseranteil hat. Untersuchungen des Landes und Umweltverbände zeigen: Rund 40 Prozent der Grundwasserkörper in NRW gelten wegen chemischer Belastungen als in einem „schlechten“ Zustand, vor allem aufgrund von Nitrat aus der intensiven Landwirtschaft. Das Münsterland ist eine der Regionen mit besonders hoher Viehdichte und entsprechendem Gülleaufkommen; Fachberichte weisen hier überdurchschnittliche Stickstoffüberschüsse und Nitrateinträge aus, die Flüsse, Bäche und auch das Grundwasser belasten.

Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Rohwasser und fertig aufbereitetem Trinkwasser: Dass ein Grundwasserkörper chemisch belastet ist, bedeutet nicht automatisch, dass das Wasser aus dem Hahn die Grenzwerte überschreitet. Wasserversorger können Brunnen schließen, Wasser aus verschiedenen Quellen mischen oder zusätzliche Aufbereitungsschritte nutzen, um die Anforderungen der Trinkwasserverordnung einzuhalten. Das erhöht Aufwand und Kosten in der Wassergewinnung – für Verbraucherinnen und Verbraucher zählt am Ende aber der Wert, der am Hausanschluss gemessen wird.

Wer versorgt das Münsterland mit Trinkwasser?

Im Münsterland sind verschiedene Versorger aktiv. Für die Stadt Münster selbst liefern vor allem die Stadtwerke Münster Trinkwasser. Nach eigenen Angaben stammen rund 80 Prozent des Münsteraner Trinkwassers aus den Wasserwerken Hohe Ward, Hornheide, Kinderhaus und Geist. Etwa 20 Prozent werden zusätzlich über das Wasserwerk Haltern der Gelsenwasser AG zugeliefert. Alle diese Werke greifen auf Grundwasser oder Uferfiltrat zurück. Die Stadtwerke Münster verweisen auf ein zertifiziertes Qualitätsmanagement und regelmäßige Analysen, deren Ergebnisse in Auszügen öffentlich zugänglich sind.

Im weiteren Münsterland versorgt Gelsenwasser zahlreiche Kommunen, insbesondere im nördlichen Ruhrgebiet und westlichen Münsterland. Das Unternehmen veröffentlicht für jede Kommune aktuelle Trinkwasseranalysen, in denen Verbraucherinnen und Verbraucher Parameter wie Gesamthärte, Nitrat, Leitfähigkeit oder mikrobiologische Befunde nachschlagen können. Laut Gelsenwasser erfüllt das gelieferte Trinkwasser die strengen Anforderungen der Trinkwasserverordnung. Auch andere regionale Versorger wie Stadtwerke einzelner Kreisstädte unterliegen denselben gesetzlichen Pflichten und müssen regelmäßige Kontrollen nachweisen.

Einheitlich ist: Die Verantwortung des Versorgers endet rechtlich am Ende der Hausanschlussleitung. Was innerhalb des Gebäudes geschieht, hängt von der Hausinstallation ab.

Nitrat, Landwirtschaft und die Trinkwasserqualität im Münsterland

Die Trinkwasserqualität im Münsterland wird durch die intensive Landwirtschaft indirekt beeinflusst. Nitrat stammt in erster Linie aus mineralischen Düngern und Gülle, die auf Ackerflächen ausgebracht werden. Wird mehr gedüngt, als Pflanzen aufnehmen können, gelangt überschüssiger Stickstoff in Form von Nitrat in das Grundwasser. Die Trinkwasserverordnung legt für Nitrat einen Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter fest. Dieser Wert ist nicht willkürlich gewählt, sondern orientiert sich am gesundheitlichen Vorsorgeprinzip und an der EU-Trinkwasserrichtlinie.

In NRW und speziell im Münsterland gibt es zahlreiche Messstellen, an denen dieser Grenzwert im Rohwasser überschritten wird. Wasserversorger reagieren darauf mit verschiedenen Maßnahmen: Sie verlagern Brunnen in weniger belastete Gebiete, mischen Wasser aus unterschiedlichen Gewinnungsgebieten oder installieren zusätzliche Aufbereitungstechnik. In Fachberichten wird darauf hingewiesen, dass diese Maßnahmen funktionieren, aber auf Dauer teuer sind und das eigentliche Problem – zu hohe Nitrateinträge in den Boden – nicht lösen. Für Verbraucher bedeutet das: Die Trinkwasserqualität im Münsterland bleibt durch diese Eingriffe in der Regel innerhalb der Grenzwerte, die strukturelle Belastung des Grundwassers bleibt aber ein langfristiges Thema.

PFAS und andere neue Herausforderungen

Neben klassischen Parametern wie Nitrat oder Schwermetallen rückt ein neuer Schadstoffkomplex in den Fokus: PFAS, also per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Sie stecken in vielen Industrie- und Alltagsprodukten, sind extrem langlebig und können sich in der Umwelt anreichern. Die novellierte Trinkwasserverordnung führt erstmals explizite PFAS-Grenzwerte ein: Ab Januar 2026 gilt ein Summengrenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter für 20 ausgewählte PFAS, ab 2028 zusätzlich ein strengerer Grenzwert von 0,02 Mikrogramm pro Liter für die Summe von vier besonders relevanten Stoffen (PFOS, PFOA, PFHxS, PFNA).

Eine bundesweite Stichproben-Untersuchung eines Umweltverbandes ergab 2025 PFAS-Spuren in einem Großteil der untersuchten Trinkwasserproben; die derzeit gültigen Grenzwerte wurden nach Angaben der Auswertung eingehalten, teilweise lagen Werte aber über den künftig strengeren Vorgaben. Für das Münsterland sind derzeit keine flächendeckenden Überschreitungen der aktuell gültigen Grenzwerte bekannt geworden. Das Thema ist dennoch relevant, weil die künftigen Grenzwerte deutlich niedriger liegen und einige Wasserversorger in Deutschland schon jetzt zusätzliche Maßnahmen für PFAS ergreifen müssen. Für Verbraucherinnen und Verbraucher im Münsterland lohnt sich daher der Blick in die jeweiligen Trinkwasserberichte, um zu sehen, ob PFAS dort bereits ausgewiesen werden.

Hausleitungen: Wo aus gutem Wasser ein lokales Problem werden kann

Die Trinkwasserqualität im Münsterland wird von den Versorgern bis zum Übergabepunkt sichergestellt. Ab dort beginnt die Verantwortung der Eigentümer. Der Zustand der Hausinstallation kann die Wasserqualität lokal deutlich verschlechtern, ohne dass der Versorger etwas damit zu tun hat. Ein klassisches Beispiel sind alte Bleirohre, wie sie in Gebäuden vorkommen können, die vor den 1970er Jahren errichtet wurden. Auch Kupfer- oder verzinkte Stahlleitungen, die stark korrodieren, können zu erhöhten Metallgehalten im Wasser führen. Die Trinkwasserverordnung enthält deshalb auch Grenzwerte für Blei, Kupfer oder Nickel. Eigentümer sind verpflichtet, Anlagen so zu betreiben, dass diese Grenzwerte eingehalten werden.

Ein weiterer Risikofaktor ist stagnierendes, lauwarmes Wasser in Leitungen und Warmwasserbereitern. Legionellen vermehren sich besonders gut bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius. Für größere Anlagen (etwa in Mehrfamilienhäusern) gelten deshalb klare technische Regeln zur Temperaturhaltung und zur regelmäßigen Untersuchung auf Legionellen. Wird der Maßnahmewert überschritten, müssen Fachfirmen Ursachen suchen und beheben. Hier geht es weniger um die allgemeine Trinkwasserqualität im Münsterland als um das Risikomanagement in jeder einzelnen Liegenschaft.

Wie können Verbraucher die Trinkwasserqualität prüfen?

Wer sich für die Trinkwasserqualität im Münsterland interessiert, hat mehrere offizielle Anlaufstellen. Erste Adresse sind die regionalen Wasserversorger: Stadtwerke und Unternehmen wie Gelsenwasser veröffentlichen Trinkwasseranalysen auf ihren Internetseiten. Dort finden sich in der Regel Werte zu Nitrat, Wasserhärte, Leitfähigkeit, pH-Wert und mikrobiologischen Parametern. Viele Versorger bieten zusätzlich telefonische Auskunft an und beantworten Fragen, zum Beispiel zur Eignung des Wassers für Babynahrung.

Darüber hinaus können Mieterinnen und Mieter oder Eigentümer Wasserproben aus der eigenen Wohnung durch akkreditierte Labore untersuchen lassen. Das ist insbesondere sinnvoll, wenn der Verdacht auf Probleme in der Hausinstallation besteht, etwa in sehr alten Gebäuden, oder wenn vermutet wird, dass Legionellen im Warmwasser auftreten. Wichtig ist, dass Probenahme und Analyse nach anerkannten Regeln erfolgen, damit die Ergebnisse aussagekräftig sind. Im Zweifel können Gesundheitsämter oder Verbraucherzentralen Hinweise dazu geben, welche Labore geeignet sind und welche Parameter im jeweiligen Fall sinnvoll sind.

Leitungswasser oder Mineralwasser – was ist sicherer?

Die Frage „Leitungswasser oder Mineralwasser?“ wird auch im Münsterland häufig gestellt. Aus Sicht der Überwachung ist Leitungswasser deutlich enger kontrolliert: Die Trinkwasserverordnung stellt hohe Anforderungen an Hygiene und Schadstoffe, und es gibt ein engmaschiges Kontrollsystem zwischen Wasserversorgern und Gesundheitsämtern. Mineral- und Tafelwasser unterliegen zwar ebenfalls gesetzlichen Vorgaben, werden aber nach anderen Regeln geprüft und sind nicht automatisch „besser“. Das Umweltbundesamt weist regelmäßig darauf hin, dass Leitungswasser in Deutschland – bei sachgemäß betriebenen Hausinstallationen – bedenkenlos trinkbar ist. Für einzelne Personengruppen, etwa Säuglinge oder Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen, kann es sinnvoll sein, individuelle Empfehlungen von Kinderärzten oder Hausärzten zu beachten.

Trinkwasserqualität im Münsterland – gut überwacht, mit Aufgaben im Hintergrund

Trinkwasser aus dem öffentlichen Netz ist im Münsterland nach derzeitigem Kenntnisstand sicher und gut überwacht. Die gesetzlichen Vorgaben der Trinkwasserverordnung sind streng, die Einhaltung wird regelmäßig kontrolliert, und sowohl die Stadtwerke als auch andere Versorger in der Region veröffentlichen ihre Analysewerte transparent. Gleichzeitig zeigt der Blick auf das Grundwasser, dass die Region in Sachen Nitrat und landwirtschaftliche Belastung vor strukturellen Herausforderungen steht, die auf Dauer nur durch eine andere Flächen- und Düngepolitik gelöst werden können. Neue Stoffgruppen wie PFAS werden künftig noch stärker in den Fokus rücken. Für Haushalte bleiben zwei praktische Empfehlungen: regelmäßig einen Blick in die Trinkwasserberichte des eigenen Versorgers werfen – und bei sehr alten Gebäuden oder auffälligem Leitungszustand prüfen lassen, ob Hausleitungen ein Thema sein könnten. So lässt sich die gute Trinkwasserqualität im Münsterland auch auf den letzten Metern bis zum Wasserhahn sichern.

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