Christoph Kattentidt beendet seine kommunalpolitische Arbeit in Münster. Der langjährige Grünen-Politiker hat sein Ratsmandat aus persönlichen Gründen niedergelegt. Für die stärkste Fraktion im Rat bedeutet der Schritt einen personellen Einschnitt – zugleich stellt sich die Fraktionsspitze neu auf. In den Stadtrat rückt mit Katie Foreman ein neues Gesicht nach, das künftig eine wichtige Rolle in der Grünen-Ratsarbeit übernehmen soll.
Kattentidt war seit 2012 Mitglied des Stadtrats und prägte über mehr als ein Jahrzehnt die strategische Ausrichtung seiner Partei. Seit 2020 gehörte er zur Spitze der Grünen-Fraktion und führte sie gemeinsam mit Sylvia Rietenberg und später Andrea Blome durch eine politisch entscheidende Phase. In dieser Zeit entstand die grün geführte Zusammenarbeit mit SPD und Volt, an deren Zustandekommen er maßgeblich beteiligt war.
Auch außerhalb der eigenen Reihen galt Kattentidt als wichtiger Verhandlungspartner. Die Grünen heben hervor, dass während der Koalitionszeit keine einzige Abstimmung verloren ging – ein Hinweis auf seine Rolle bei der Organisation von Mehrheiten im Rat. Mit seinem Rückzug verliert die Fraktion nun eine der erfahrensten Stimmen im Rathaus.
Mit Kattentidts Ausscheiden wird der Platz im Stadtrat direkt neu besetzt: Katie Foreman, bisher aktives Vorstandsmitglied des Grünen-Kreisverbands, rückt für ihn nach. Foreman gehört zu den jüngeren, strategisch engagierten Köpfen der Partei. Sie ist seit Jahren in verschiedenen thematischen Arbeitsgruppen aktiv und bringt organisatorische Erfahrung aus der Parteiarbeit mit.
Für die Ratsfraktion bedeutet ihr Einzug nicht nur eine formale Nachbesetzung, sondern auch einen personellen Aufbruch. Foreman soll nach Angaben aus Parteikreisen schnell in die inhaltliche Arbeit eingebunden werden. Da die Grünen erstmals stärkste politische Kraft im Rat sind, wächst mit ihrem Mandat auch die Verantwortung, zentrale Entscheidungen in Münster mitzugestalten.
Die Vereidigung Foremans wird voraussichtlich in der kommenden Sitzung des Stadtrats erfolgen. Ab diesem Zeitpunkt kann sie voll an Abstimmungen, Ausschüssen und der Fraktionsarbeit teilnehmen.
Parallel zur Mandatsnachfolge steht die Fraktion vor einer wichtigen internen Entscheidung: Der Sprecherposten, den Kattentidt bislang innehatte, wird zeitnah neu besetzt. Die Grünen kündigen an, den Vorstand vollständig zu ergänzen und die Führungsstruktur neu zu ordnen. Bis dahin übernehmen die bisherigen Mitglieder der Fraktionsspitze kommissarisch die laufenden Aufgaben.
Der Wechsel fällt in eine politisch sensible Phase. Nach der Kommunalwahl im September, aus der die Grünen erstmals als stärkste Kraft hervorgingen, müssen sie nun ihre Rolle im neuen Rat festigen und zugleich personell nachjustieren. Die Neubesetzung der Sprecherposition dürfte daher weit mehr als eine Formalie sein – sie bestimmt mit, wer die politische Linie der Fraktion in den kommenden Jahren prägt.
In Münster läuft derzeit das Verfahren zur Besetzung der Leitung des Dezernats des Oberbürgermeisters. Dass ein Ratsmitglied ein solches Dezernat nicht gleichzeitig ausüben kann, ist kommunalrechtlich eindeutig: Wer zum Beigeordneten gewählt wird, muss sein Ratsmandat abgeben.
Der Zeitpunkt des Rücktritts kann daher als politisches Indiz gewertet werden, weil dieser Schritt grundsätzlich den Weg für eine mögliche Dezernentenrolle öffnet. Offiziell bestätigt ist ein Zusammenhang jedoch nicht. Die Grünen äußern sich in ihrer Mitteilung nicht dazu, ob Kattentidt sich beworben hat oder im Auswahlprozess eine Rolle spielt.
Die Entscheidung über die Dezernatsbesetzung wird in den kommenden Wochen erwartet.
Der Rücktritt verändert die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat nicht – der Sitz bleibt im Besitz der Grünen. Politisch jedoch markiert er einen Übergang: Ein erfahrener Fraktionssprecher geht, eine neue Generation übernimmt Aufgaben und Verantwortung.
Mit dem Eintritt von Katie Foreman und der bevorstehenden Neuwahl der Fraktionsspitze stellen die Grünen die Weichen für die kommenden Jahre. Für Münster bedeutet der Wechsel vor allem eines: In der größten Ratsfraktion beginnt eine Phase der Neuaufstellung, deren Auswirkungen bald sichtbar werden dürften.
