BKA veröffentlicht neues Lagebild: Wie sich Kriminalität im Kontext von Zuwanderung entwickelt

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Symbolbild: Henning Schlottmann (User:H-stt), CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons

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Das Bundeskriminalamt hat sein aktuelle Lagebild zur „Kriminalität im Kontext von Zuwanderung 2024“ vorgelegt. Der Bericht gilt bundesweit als zentrale Datengrundlage, um Entwicklungen bei Straftaten zu analysieren, an denen Zuwanderer – nach BKA-Definition etwa Asylsuchende, Geduldete oder Personen mit unerlaubtem Aufenthalt – beteiligt sind. Auch in diesem Jahr zeigt sich: Das Bild ist komplex und weist deutliche Unterschiede zwischen Tätergruppen, Herkunftsländern und Deliktsarten aus. Gleichzeitig macht das BKA deutlich, dass Zuwanderer nicht nur als Tatverdächtige, sondern auch überproportional als Opfer von Kriminalität auftreten.

Stabiler Anteil trotz weniger registrierter Fälle

2024 wurden bundesweit rund 172.000 tatverdächtige Zuwanderer erfasst. Das sind etwa 3,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Anteil an allen Tatverdächtigen blieb jedoch stabil bei 8,8 Prozent. Ein zentraler Grund für den Rückgang liegt nach BKA-Angaben in der geänderten Rechtslage rund um Cannabis: Seit der Teillegalisierung werden deutlich weniger Rauschgiftdelikte als Straftaten registriert, die zuvor einen größeren Anteil der Fälle mit Zuwandererbeteiligung ausmachten.

Unterschiede zwischen Deliktarten: Diebstahl dominiert, Gewaltkriminalität steigt

Besonders häufig tauchen Zuwanderer bei Eigentumsdelikten auf. Nahezu ein Drittel aller Straftaten im Kontext Zuwanderung entfällt auf Diebstahl, vor allem auf Ladendiebstähle.
Gleichzeitig verzeichnet das Lagebild Anstiege in sensibleren Kategorien:

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  • Straftaten gegen das Leben nahmen um knapp neun Prozent zu.

  • Rohheitsdelikte und Delikte gegen die persönliche Freiheit stiegen um rund fünf Prozent.
    Den größten Anteil machten hier Körperverletzungen aus.
    Ein anderer Trend zeigt dagegen nach unten: Sexualdelikte und Rauschgiftkriminalität mit Zuwandererbeteiligung sind rückläufig.

Mehrfachtatverdächtige als prägender Faktor

Wie bereits in früheren BKA-Berichten zeigt sich auch 2024 eine deutliche Konzentration auf einen vergleichsweise kleinen Kreis an Tätern. Rund ein Drittel der tatverdächtigen Zuwanderer war bereits mehrfach polizeilich aufgefallen. Auf diese Gruppe entfallen jedoch etwa drei Viertel aller registrierten Straftaten im Kontext Zuwanderung.
Besonders auffällig ist die Häufung von Mehrfachtatverdächtigen unter Personen aus den Maghreb-Staaten, aus Libyen und aus Georgien. Hier stellt – abhängig vom Herkunftsland – etwa die Hälfte aller erfassten Zuwanderer-Tatverdächtigen Mehrfach- oder Intensivtäter.

Herkunftsländer: Unter- und Überrepräsentation im Vergleich

Im Lagebild nimmt das BKA eine Gegenüberstellung zwischen dem Anteil einer Herkunftsgruppe an allen in Deutschland lebenden Geflüchteten und ihrem Anteil an den tatverdächtigen Zuwanderern vor.
Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede:

  • Ukrainische Staatsangehörige sind gemessen an ihrer großen Gruppe in Deutschland deutlich unterrepräsentiert.

  • Personen aus Marokko, Algerien und Tunesien bilden trotz sehr kleiner Bevölkerungsanteile einen auffälligen Anteil der Tatverdächtigen.

  • Syrer und Afghanen liegen in etwa im Verhältnis zur Größe ihrer jeweiligen Gruppen und damit im statistisch erwartbaren Bereich.

Demografie: Wer wird auffällig?

Laut BKA sind rund 83 Prozent der tatverdächtigen Zuwanderer männlich. Die Mehrzahl ist jünger als 30 Jahre. Die stärkste Gruppe bilden die 21- bis unter 30-Jährigen. Ihr Anteil an den Tatverdächtigen liegt deutlich über ihrem Anteil an der gesamten Gruppe der nach Deutschland zugewanderten Menschen. Diese Verschiebung spiegelt ein bekanntes Muster: Männer im jungen Erwachsenenalter sind über viele Gesellschaften hinweg überdurchschnittlich oft in polizeilichen Statistiken vertreten.

Zuwanderer auch häufig Opfer von Straftaten

Das Lagebild bezieht sich nicht nur auf Täterzahlen. 2024 wurden bundesweit fast 70.000 Geflüchtete als Opfer von Straftaten registriert, ein Anstieg von gut fünf Prozent. Auch die politisch motivierte Kriminalität gegen Geflüchtete oder Unterkünfte hat zugenommen. Für Geflüchtete bedeutet das: Sie tauchen in der Statistik sowohl als Tatverdächtige als auch als besonders verletzliche Opfergruppe auf.

Einordnung: Was das Lagebild nicht leistet

Das Bundeslagebild ist keine Kriminalitätsstatistik für die Bevölkerung insgesamt und keine Bewertung von Integrationsprozessen. Das BKA betont, dass es ausschließlich polizeilich erfasste Tatverdächtige berücksichtigt – nicht Verurteilungen. Zudem sind ausländerrechtliche Verstöße nicht Teil der Untersuchung. Die Zahlen erlauben damit differenzierte Einblicke, aber keine einfachen Schlussfolgerungen.

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