
Münster. Die AGRAVIS Raiffeisen AG hat ihre Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2025 veröffentlicht. Dabei zeigt sich: Trotz eines leicht rückläufigen Umsatzes kann das Münsteraner Agrarhandelsunternehmen einen stabilen Gewinn und eine solide Perspektive für das Gesamtjahr vorweisen. Während der Umsatz auf 4,2 Milliarden Euro sank (–2 % gegenüber dem Vorjahr), stieg das Ergebnis vor Steuern leicht auf 29 Millionen Euro an. Damit liegt AGRAVIS über den eigenen Erwartungen.
Der Rückgang beim Umsatz ist vor allem auf die Preisentwicklung an den Rohstoffmärkten zurückzuführen. Zwar konnte AGRAVIS mehr Produkte verkaufen, insbesondere im Segment Pflanzenbau und Düngemittel, doch lagen die Preise für Agrarrohstoffe und Futtermittel teils deutlich unter dem Vorjahresniveau. Dennoch gelang es dem Konzern, durch striktes Kosten- und Bestandsmanagement das Vorsteuerergebnis nicht nur zu halten, sondern leicht zu steigern – auf jetzt 0,69 % EBT-Marge.
Damit unterstreicht AGRAVIS, dass auch in einem durch Volatilität geprägten Marktumfeld wirtschaftliche Stabilität erreichbar ist. Gerade im margenarmen Agrarhandel sind Schwankungen von nur einem Prozentpunkt bei der Rohmarge entscheidend – sie bedeuten schnell zweistellige Millionenbeträge.
Die Entwicklung der verschiedenen Geschäftsfelder zeigt ein gemischtes Bild: Während der Bereich Pflanzenbau von einer hohen Nachfrage und noch vergleichsweise teuren Düngemitteln profitieren konnte, litt die Tierernährung unter sinkenden Futtermittelpreisen und schwachen Exporten von Schweinefleisch. Auch im Segment Energie & Technik blieb die Nachfrage robust, doch belasteten sinkende Heizöl- und Dieselpreise die Marge.
Besonders hervorzuheben ist: Trotz dieser teils gegensätzlichen Entwicklungen bleibt die Gewinnmarge bemerkenswert konstant. Damit beweist AGRAVIS erneut, dass konsequente Steuerung und Effizienzprogramme Wirkung zeigen.
Für das laufende Jahr plant AGRAVIS einen Gesamtumsatz von rund 8 Milliarden Euro – nachdem im Vorjahr noch 8,5 Milliarden Euro umgesetzt wurden. Der aktuelle Halbjahresumsatz von 4,2 Milliarden Euro liegt damit über Plan. Zwar bleibt die Marge gering, doch zeigt der Konzern, dass sich auch mit niedriger Gewinnspanne ein stabiles Ergebnis erwirtschaften lässt.
Zum Vergleich: Im Jahr 2024 lag der Vorsteuergewinn bei 65 Millionen Euro, für 2025 rechnet AGRAVIS mit einem Ergebnis von etwa 60 Millionen Euro. Die angestrebte Zielrendite von 0,75 % gilt unter normalen Marktbedingungen als realistisch – auch wenn geopolitische Risiken oder extreme Witterungsbedingungen weiterhin potenzielle Unsicherheiten darstellen.
Um die Kapitalstruktur weiter zu verbessern, plant AGRAVIS im Herbst 2025 eine Neuplatzierung von Genussrechten im Volumen von 60 Millionen Euro. Dabei sollen sowohl Mitarbeitende und Anteilseigner als auch externe Investoren angesprochen werden. Mit diesem Schritt will der Konzern seine Finanzierung langfristig auf stabile Beine stellen und gleichzeitig die Eigenkapitalbasis verbreitern.
Neben den Zahlen zeigt der Halbjahresbericht auch, wohin die strategische Reise geht. AGRAVIS investiert gezielt in digitale Lösungen und nachhaltige Technologien. Die unternehmenseigene Plattform myAGRAVIS wird weiter ausgebaut – sie bietet Tools zur Warenbestellung, Logistik und Beratung für Landwirte.
Gleichzeitig setzt der Konzern auf Innovationen wie IoT-gesteuerte Lagertechnik für Getreide und KI-gestützte Ertragsprognosen. In Kooperation mit Start-ups sollen diese Technologien Pilotcharakter entwickeln und die Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern. Auch beim Thema Dekarbonisierung geht AGRAVIS voran – etwa mit Biogas-Hubs im Nordwesten Deutschlands und gezielter Beratung zur Reduktion von Düngemitteln.
Im Rahmen eines umfassenden Effizienzprogramms hat AGRAVIS die Zentralisierung des Einkaufs vorangetrieben und den Fokus auf Eigenmarken in den Raiffeisen-Märkten gestärkt. Die geplanten Investitionen wurden im Vergleich zum Vorjahr deutlich reduziert: von 114 Millionen Euro im Jahr 2024 auf 59 Millionen Euro für das laufende Jahr. Dies trägt dazu bei, die Kostenquote weiter zu senken – ein entscheidender Faktor in einem Markt mit dauerhaft schmalen Margen.
AGRAVIS beweist mit dem Halbjahresergebnis 2025 Planstabilität in einem herausfordernden Marktumfeld. Der Umsatzrückgang wird durch ein starkes Kostenmanagement kompensiert, der Gewinn liegt sogar leicht über Vorjahr und über Plan. Gleichzeitig nutzt das Unternehmen den Spielraum, um zentrale Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Klimaschutz und Finanzierung offensiv anzugehen.