Alleinunfälle von Radfahrenden stellen eine zunehmend wichtige Kategorie im Unfallgeschehen dar. 2023 wurden 27.394 solcher Unfälle mit Personenschaden registriert. Dabei starben 147 Personen, und mehr als 6.400 wurden schwer verletzt. Diese Unfälle sind für 29 % der Radverkehrsunfälle mit Personenschaden verantwortlich und erfordern dringend eine umfassende Analyse.
Die Zahl der Alleinunfälle hat sich seit 2000 nahezu verdreifacht. Neben der gestiegenen Radverkehrsleistung spielt die Verbreitung von Pedelecs eine zentrale Rolle. Der Anteil von Pedelecs an solchen Unfällen stieg von 1,6 % im Jahr 2014 auf 17,2 % im Jahr 2023. Besonders auffällig ist, dass Pedelecfahrende häufiger schwer verletzt werden als Nutzer konventioneller Räder.
Ein Faktor für diese Entwicklung ist das anspruchsvollere Handling von Pedelecs. Höhere Geschwindigkeiten und das größere Gewicht der Räder führen häufig zu Kontrollverlusten. Diese Risiken treten insbesondere bei ungeübten Nutzenden auf, die das Verhalten der Pedelecs falsch einschätzen.
Menschliches Fehlverhalten ist eine der Hauptursachen für Alleinunfälle. In fast einem Drittel der Fälle spielt eine unangepasste Geschwindigkeit eine Rolle. Häufig kommt es auch zu fehlerhaftem Bremsen, Verlust des Gleichgewichts oder Ablenkung. Zudem ist Alkohol ein wichtiger Faktor: Bei 16,7 % der polizeilich erfassten Fälle war Alkoholkonsum beteiligt. Allerdings sehen Betroffene die Infrastruktur oft als Hauptgrund für ihren Unfall.
Infrastrukturprobleme sind ebenfalls ein wesentlicher Faktor. Bordsteine führen häufig zu Stürzen, vor allem, wenn sie im falschen Winkel überfahren werden. Selbst geringe Höhenunterschiede können gefährlich sein. Straßenbahnschienen sind ein weiteres Risiko: Sie verursachen rund 6 % der dokumentierten Unfälle, meist beim flachen Überqueren der Schienen.
Die Technik der Fahrräder hat eine geringere Bedeutung. Lediglich in etwa 3 % der Fälle wurden technische Mängel wie defekte Bremsen oder Reifen als Ursache identifiziert. Dennoch könnten Innovationen wie ABS-Systeme bei Pedelecs dazu beitragen, Bremsfehler zu vermeiden und die Sicherheit zu erhöhen.
Eine präzise Analyse der Alleinunfälle wird durch eine erhebliche Dunkelziffer erschwert. Experten schätzen, dass bis zu 96 % der Unfälle mit leichten Verletzungen nicht gemeldet werden. Dies erschwert es, genaue Daten über Unfallursachen und -orte zu sammeln, was eine gezielte Prävention behindert.
Die Reduzierung von Alleinunfällen erfordert eine Kombination aus baulichen Maßnahmen, technischer Innovation und Aufklärung. Verbesserungen der Infrastruktur, wie rechtwinklige Übergänge an Straßenbahnschienen und Bordsteinen, sind essenziell. Gleichzeitig sollten Kommunen ihre Wege regelmäßig warten und Schäden durch Wurzeln oder Laub zeitnah beheben.
Aufklärungskampagnen könnten Radfahrende über sicheres Verhalten informieren, etwa wie man Bordsteine im richtigen Winkel anfährt oder Schienen sicher überquert. Für Pedelec-Nutzende bieten Fahrsicherheitstrainings eine Möglichkeit, den Umgang mit dem Rad unter kontrollierten Bedingungen zu üben.
Zudem wäre eine bessere Erfassung von Alleinunfällen wichtig. Unfälle, die nicht polizeilich gemeldet werden, könnten über Krankenhäuser dokumentiert und an Behörden weitergeleitet werden. So könnten Unfallhäufungsstellen erkannt und gezielt entschärft werden.
Alleinunfälle von Radfahrenden sind ein ernstzunehmendes Problem, das sowohl Radfahrende als auch Infrastrukturbetreiber betrifft. Durch eine ganzheitliche Herangehensweise können solche Unfälle reduziert und die Sicherheit im Straßenverkehr nachhaltig verbessert werden.