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Anstieg der Asylverfahren in NRW: Verwaltungsgerichte unter wachsendem Druck

Freispruch im Fall Mouhamed Drame sorgt für Kontroversen. Das Dortmunder Gericht bewertet Polizeieinsatz als alternativlos.
Foto: Daniel Bone

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Die Zahl der Asylverfahren in Nordrhein-Westfalen ist im Jahr 2024 erheblich gestiegen. Die Verwaltungsgerichte stehen vor einer wachsenden Zahl an Klagen und Anträgen, während das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster deutlich mehr Berufungsverfahren bearbeitet. Trotz des Anstiegs konnte die Verfahrensdauer verkürzt werden. Welche Entwicklungen zeichnen sich für 2025 ab?

Steigende Zahlen: 29 Prozent mehr Asylverfahren in erster Instanz

Im Jahr 2024 wurden in Nordrhein-Westfalen insgesamt 26.500 Klagen und Anträge in der ersten Instanz eingereicht. Das entspricht einem Anstieg von 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders betroffen sind die Verwaltungsgerichte, die eine deutliche Mehrbelastung verzeichnen.

Noch drastischer ist die Entwicklung beim Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster. Hier gingen 1.600 Verfahren ein – ein Anstieg um 70 Prozent im Vergleich zu den 950 Verfahren des Jahres 2023. Die hohe Zahl der Berufungsverfahren zeigt, dass sich immer mehr Asylsuchende gegen ablehnende Entscheidungen zur Wehr setzen.

Verfahrensdauer deutlich gesenkt

Trotz der steigenden Zahl an Verfahren gelang es den Verwaltungsgerichten, die Dauer der Asylverfahren erheblich zu verkürzen. Während ein Verfahren 2021 noch durchschnittlich 25 Monate dauerte, konnte diese Zeit im Jahr 2024 auf rund 15 Monate reduziert werden.

Möglich wurde dies durch mehr Personal und die Einrichtung von drei zusätzlichen Kammern an den Verwaltungsgerichten. Diese Maßnahme soll auch in den kommenden Jahren dazu beitragen, den Rückstau an Verfahren weiter abzubauen.

OVG Münster mit steigender Arbeitslast

Das Oberverwaltungsgericht Münster ist nicht nur für Berufungsverfahren im Asylrecht zuständig, sondern auch für bestimmte Rechtsgebiete in erster Instanz. Hier verzeichnete das Gericht 2024 insgesamt 274 neue Verfahren – ein Anstieg um 26 Prozent im Vergleich zu den 218 Verfahren im Jahr 2023.

Ausblick auf 2025: Wichtige Entscheidungen erwartet

Im kommenden Jahr werden beim OVG Münster bedeutende Verfahren verhandelt, die über das Asylrecht hinausgehen. Zu den wichtigen Entscheidungen für 2025 gehören:

  • Bundesförderung der Desiderius-Erasmus-Stiftung: Die AfD-nahe Stiftung kämpft um finanzielle Mittel aus dem Bundeshaushalt.
  • Entlassung eines Polizeibeamten: Ein Beamter klagt gegen seine Entlassung nach umstrittenen WhatsApp-Äußerungen.
  • Denkmalschutz vs. Windkraft am Kloster Corvey: Ein Rechtsstreit über den Bau von Windkraftanlagen in der Nähe des UNESCO-Weltkulturerbes.

Mehr Verfahren, effizientere Prozesse

Die Verwaltungsgerichte in NRW stehen vor steigenden Fallzahlen, haben aber gleichzeitig die Verfahrensdauer spürbar verkürzt. Besonders das OVG Münster wird 2025 mit bedeutenden Entscheidungen Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Justiz steht vor der Herausforderung, trotz steigender Arbeitslast weiterhin zügige und rechtsstaatlich fundierte Urteile zu fällen.