
Die geplante nächtliche Abschaltung der Beleuchtung der Kanalpromenade zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens sorgt in Münster für heftige Diskussionen. Die Stadtverwaltung begründet den Schritt mit Energieeinsparung, dem Schutz nachtaktiver Tiere und einer geringen nächtlichen Nutzung. Doch nicht alle sind überzeugt. Die Kritik wächst – besonders aus sicherheitspolitischer Sicht.
Die Beleuchtung der Kanalpromenade ist in Münster kein gewöhnliches Lichtprojekt. Mit einem intelligenten, adaptiven System, das sich nur bei Bewegung einschaltet, galt sie als Vorzeigeprojekt. Fußgänger und Radfahrer sollten sich sicher fühlen, ohne dass unnötiges Licht die Natur stört. Das System spart bis zu 70 Prozent Energie und reduziert die Lichtverschmutzung erheblich.
In den Wintermonaten ist die Beleuchtung derzeit von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang aktiv. Im Sommer hingegen bleibt sie nachts meist aus. Nun schlägt die Verwaltung vor, die Beleuchtung der Kanalpromenade zwischen 0 und 5 Uhr ganz abzuschalten – unabhängig von Jahreszeit oder Wochentag.
Die Stadt verweist auf Auswertungen, die zeigen, dass das Licht in den Nachtstunden kaum benötigt werde. Deshalb sei eine vollständige Abschaltung in diesem Zeitraum sinnvoll – für Tiere, Klima und Kosten. Der Schutz von Fledermäusen, insbesondere der streng geschützten Mopsfledermaus, sei ein zentrales Anliegen.
Kritiker hingegen warnen vor Angsträumen und einem Rückschritt bei der Verkehrswende. Denn die Beleuchtung der Kanalpromenade sei mehr als nur ein Lichtprojekt – sie stehe für sichere, umweltfreundliche Mobilität in Münster.
Besonders laut meldet sich die SPD zu Wort. OB-Kandidat Stephan Brinktrine hält den Plan für gefährlich und lehnt die Abschaltung entschieden ab. Die adaptive Beleuchtung sei ein gelungener Kompromiss zwischen Artenschutz und Sicherheit. Frauen dürften nachts nicht im Dunkeln unterwegs sein müssen, betont er.
Auch die CDU spricht sich klar gegen die Abschaltung aus. Der elf Millionen Euro teure Ausbau des Kanals dürfe nicht nachts im Dunkeln verschwinden. Die adaptive Technik solle beibehalten werden, fordert die Union – außer im ökologisch besonders sensiblen Bereich der Rieselfelder.
Die Grünen und Volt hingegen befürworten die geplante Abschaltung der Beleuchtung der Kanalpromenade zur Geisterstunde. Aus ihrer Sicht steht fest: In der tiefen Nacht braucht es kein Licht, wenn kaum jemand unterwegs ist. Außerdem sei das adaptive System ohnehin schon ein Kompromiss – nun sei ein nächster Schritt zugunsten des Artenschutzes vertretbar.
Volt betont zudem, dass Nachhaltigkeit und Klimaschutz zentrale Anliegen der Partei seien. Die Verkehrswende dürfe nicht zulasten bedrohter Tierarten gehen.
Auch außerhalb des Rathauses wird die geplante Abschaltung der Beleuchtung der Kanalpromenade kontrovers diskutiert. Fahrradverbände wie der ADFC fordern eine durchgehende Ausleuchtung für mehr Sicherheit. Der NABU hingegen lobt den Vorstoß: Weniger Licht bedeute mehr Lebensraum für Fledermäuse und Insekten.
Einige Bürgerinitiativen wollen sogar Unterschriften sammeln, um die Beleuchtung zu erhalten. Auf Social Media schildern Nutzerinnen, dass sie den Kanalweg nachts meiden, wenn er unbeleuchtet ist. Andere begrüßen die Dunkelheit – sie genießen die Ruhe und den Blick auf den Sternenhimmel.
Die Beleuchtung der Kanalpromenade ist längst zum Symbol geworden – für eine Stadt zwischen Fahrradfreundlichkeit, Umweltschutz und urbaner Lebensqualität. Sollte die Abschaltung kommen, könnten einige Radfahrer nachts andere Wege wählen oder gar aufs Auto umsteigen. Für nachtaktive Tiere jedoch wäre es ein Gewinn.