
Münster/AI. Die Stadt Münster steht vor einer bedeutenden städtebaulichen Veränderung. Das traditionsreiche Gelände der Justizvollzugsanstalt an der Gartenstraße wird ab 2027 frei, sobald der Neubau der JVA in Wolbeck fertiggestellt ist. Damit eröffnet sich die Chance, ein einzigartiges Stadtquartier zu entwickeln. Die Stadt ruft alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf Zukunftsideen für das JVA-Quartier an der Gartenstraße einzubringen. Ziel ist es, aus einem ehemals abgeschlossenen Ort einen lebendigen Raum für Wohnen, Kultur, Soziales und nachhaltige Projekte zu schaffen.
Am Donnerstag, 4. September, lädt die Stadt Münster zur großen Informations- und Beteiligungsveranstaltung ein. Ab 18 Uhr können Interessierte in der Aula des Ratsgymnasiums am Bohlweg 7 ihre Ideen direkt mit Fachleuten und Stadtplanern diskutieren. Eine vorherige Anmeldung ist nicht notwendig, Einlass ist bereits ab 17.45 Uhr. Besonders wichtig: Der Veranstaltungsort ist barrierefrei, sodass wirklich alle Bürgerinnen und Bürger teilnehmen können. Wer individuelle Unterstützung benötigt, kann diese telefonisch oder per E-Mail anmelden. Parallel zur Veranstaltung wird eine Online-Beteiligung angeboten. Vom 4. September bis zum 6. Oktober besteht die Möglichkeit, Stellungnahmen, Anregungen und Kritik über das Beteiligungsportal der Stadt einzureichen. Auf diese Weise wird ein breites Meinungsbild eingefangen, das später in die Planungen einfließt.
Das JVA-Gebäude an der Gartenstraße ist ein Stück Münsteraner Stadtgeschichte. Es wurde 1853 nach den Plänen des Architekten Carl Ferdinand Busse errichtet und zählt damit zu den ältesten Gefängnissen in Nordrhein-Westfalen. Die sternförmig angeordneten Zellentrakte um eine zentrale Mitte galten damals als modern und effizient. Heute stehen große Teile der Anlage unter Denkmalschutz. Mit dem anstehenden Auszug der JVA bietet sich die seltene Gelegenheit, ein Baudenkmal nicht nur zu bewahren, sondern auch in eine zeitgemäße städtebauliche Nutzung einzubinden. Genau hier setzen die Zukunftsideen für das JVA-Quartier an der Gartenstraße an: Historische Bausubstanz soll erhalten bleiben, gleichzeitig aber Raum für neue Konzepte entstehen.
Der Rat der Stadt Münster hat bereits 2023 den Auftrag gegeben, in enger Abstimmung mit dem Land Nordrhein-Westfalen als Eigentümerin des Geländes Nutzungsszenarien zu prüfen. Dabei steht die Gemeinwohlorientierung im Vordergrund. Angedacht sind Projekte, die Wohnen, Kultur, soziale Einrichtungen und Nachhaltigkeit vereinen. Die Stadt möchte ein urbanes, vielfältiges und klimagerechtes Quartier schaffen, das den Bedürfnissen der Anwohner entspricht und gleichzeitig für die gesamte Stadtgesellschaft einen Mehrwert darstellt. Um dies zu erreichen, ist die frühzeitige Einbindung der Bürgerinnen und Bürger von entscheidender Bedeutung. Ihre Impulse und Erfahrungen sollen helfen, die Planung realitätsnah und zukunftsfähig zu gestalten.
Die Transformation des JVA-Quartiers ist weit mehr als ein lokales Bauprojekt. Sie hat das Potenzial, ein Vorzeigeprojekt für moderne Stadtentwicklung in Nordrhein-Westfalen zu werden. Das Zusammenspiel aus historischem Erbe, nachhaltiger Nutzung und umfassender Bürgerbeteiligung ist in dieser Form selten. Für Münster bedeutet es die Möglichkeit, nicht nur zusätzlichen Wohn- und Kulturraum zu schaffen, sondern auch ein starkes Zeichen für partizipative Stadtplanung zu setzen. Das JVA-Quartier an der Gartenstraße ist damit ein Projekt, das über die Stadtgrenzen hinaus Strahlkraft entfalten kann.