
Am 14. September 2025 finden in Nordrhein-Westfalen Kommunalwahlen statt, bei denen auch in Greven der Bürgermeister für die nächsten fünf Jahre gewählt wird. Die Wählerinnen und Wähler in Greven können dabei aus drei Kandidaten wählen: Dietrich Aden (CDU), der amtierende Bürgermeister, Dr. Christian Kriegeskotte (SPD) als sein Haupt-Herausforderer, und Dr. Stefan Giebel (Die Linke) als dritter Bewerber. Eine Besonderheit ist, dass die AfD in Greven keinen Bürgermeisterkandidaten aufgestellt hat. Bereits bei der letzten Wahl 2020 lieferten sich Aden und Kriegeskotte eine Stichwahl, in der Aden mit 55,5 % der Stimmen gewann. Nun kommt es zur Neuauflage dieses Duells – diesmal allerdings als Dreikampf mit einem zusätzlichen Kandidaten von der Linkspartei zur Bürgermeisterwahl 2025 in Greven.
Dietrich Aden (37) ist seit dem 1. November 2020 Bürgermeister von Greven. Der gebürtige Essener (Jahrgang 1988) ist Jurist; er studierte Rechtswissenschaft in Würzburg und Münster und arbeitete vor seiner Wahl zum Bürgermeister als persönlicher Referent des Landrats im Kreis Coesfeld. Politisch war er in Münster als Vorsitzender der Jungen Union aktiv und sammelte erste Erfahrung in Ratsgremien dort, bevor er 2020 in Greven kandidierte. Obwohl Aden ursprünglich nicht aus Greven kam kam, zog er nach seinem Wahlsieg nach Greven um, um vor Ort präsent zu sein. Weiterhin wollte er aber auch seinen größten Kritikern zeigen, dass er es ernst meint mit Greven.
Aden strebt nun eine zweite Amtszeit an. In seiner ersten Amtszeit hat er zahlreiche Großprojekte für Greven auf den Weg gebracht. Dazu zählen insbesondere: der Neubau des Rathauses (inklusive einer möglichen neuen Parkanlage am Emsufer), der Neubau des Schulgebäudes “West I” am Gymnasium, die Sanierung der Rönne-Sporthalle, der Neubau einer Dreifach-Sporthalle in Kooperation mit dem SV Greven, die Sanierung des Hallenbades sowie der Ausbau der Grundschulen (z.B. Erweiterung der Josef-Grundschule) im Zuge des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung. Die finanziellen Dimensionen dieser Vorhaben sind enorm – bis 2028 sind Investitionen von über 150 Millionen Euro geplant. Aden betonte in seiner Haushaltsrede Ende 2024, dass diese Investitionen notwendig seien und Greven sie dank einer hohen Ausgleichsrücklage stemmen könne. Gleichzeitig lege er Wert auf solide Finanzen trotz der Ausgaben.
Diese drei Themen sind Dietrich Aden besonders wichtig:
Modernisierung der Schul- und Sportinfrastruktur: Umsetzung der genannten Bauprojekte (Hallenbad, West I, Grundschulerweiterungen, Sporthallen), um Bildung und Sport in Greven zukunftsfähig zu machen.
Attraktivere Ortskerne: Die Neugestaltung des Ortsteils Reckenfeld sowie eine Aufwertung der Grevener Innenstadt liegen ihm am Herzen, um die Stadtteile lebenswerter zu machen.
Nachhaltige Finanzen und Wirtschaftsansiedlung: Trotz hoher Investitionen will Aden die städtischen Finanzen langfristig im Griff behalten. Außerdem setzt er sich für die Ausweisung neuer Gewerbegebiete ein, um Unternehmen anzusiedeln und Arbeitsplätze zu schaffen.
Aden möchte im Wahlkampf damit punkten, dass er Kontinuität und Erfahrung bietet. „In meiner ersten Amtszeit habe ich wichtige Projekte auf den Weg gebracht (z.B. den Rathausneubau), die ich in meiner zweiten Amtszeit zu Ende bringen möchte,“ lautet sein Credo. Dabei helfe es, dass er nach fünf Jahren im Amt Verwaltung, Themen und Menschen in Greven sehr gut kenne. Er hebt hervor, dass er das Bürgermeisteramt auch künftig bürgernah, überparteilich und mit Freude ausüben wolle. Insgesamt präsentiert sich Aden als Kandidat der Stabilität und des Weitermachens, der begonnene Projekte vollenden und Grevens aktuellen Wachstumskurs fortsetzen will.
Dr. Christian Kriegeskotte (49) tritt erneut als SPD-Bürgermeisterkandidat an. Er ist Grevener durch und durch: 1975 in Münster geboren, wuchs er in Greven auf und legte am örtlichen Gymnasium Augustinianum sein Abitur ab. Anschließend studierte er Physik an der WWU Münster und promovierte darin. Beruflich ist Kriegeskotte heute Schulleiter (Geschäftsführer) an der Freien Waldorfschule Münster, wo er seit Jahren als Oberstufenlehrer tätig ist und seit 2018 in der Schulleitung Verantwortung trägt.
Kommunalpolitisch verfügt Kriegeskotte über langjährige Erfahrung: Er sitzt seit 2004 für die SPD im Rat der Stadt Greven und ist seit 2009 Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion. Bereits bei der Bürgermeisterwahl 2020 trat er gegen Aden an und unterlag ihm in der Stichwahl. Seine Verwurzelung vor Ort – über 30 Jahre ehrenamtliches Engagement in Greven – führt er als zentrales Argument an. Er kennt die lokalen Strukturen und Akteure genau und möchte mit diesem Hintergrund das Rathaus übernehmen. Von seiner Partei wird betont, Kriegeskotte habe das „Herz für Greven“ am richtigen Fleck und sei durch und durch lokal verankert.
Diese drei Themen sind Dr. Christian Kriegeskotte besonders wichtig:
Bezahlbarer Wohnraum: Er will mehr preisgünstige Wohnungen schaffen – in einem nachhaltigen, sicheren und lebenswerten Umfeld. Gerade Familien und Normalverdiener sollen sich Wohnen in Greven leisten können.
Rathausbau mit Augenmaß: Kriegeskotte fordert ein funktionales und finanzierbares Rathaus statt eines „unwirtschaftlichen Verwaltungspalasts“. Das geplante neue Rathaus dürfe kein überteuertes Prestigeprojekt werden, sondern müsse pragmatisch und kosteneffizient gestaltet sein.
Bürgernähe und Mitsprache: Er setzt sich für mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung in der Stadtpolitik ein. Entscheidungen der Verwaltung und des Rates sollen nachvollziehbar sein, und die Bürger*innen möchte er stärker in Planungen einbeziehen.
Im Wahlkampf positioniert sich Kriegeskotte deutlich als Alternative zum Amtsinhaber. Er kritisiert, dass in Greven zu viel nach dem Prinzip „Weiter so“ geschehe – ein „Weiter so wie bisher“ werde es mit ihm nicht geben, betont er. So monierte Kriegeskotte im Stadtrat die hohe Verschuldung, die durch die anstehenden Investitionen droht: Innerhalb der nächsten vier Jahre könnte sich der Schuldenstand der Stadt von ca. 60 Mio. € auf fast 240 Mio. € vervierfachen, warnt er. Insbesondere der teure Rathausneubau steht in seiner Kritik. Kriegeskotte bemängelte zudem mangelnde Transparenz der Verwaltung bei diesem Projekt – etwa in Bezug auf Auswirkungen auf die Grevener Kirmes (die traditionelle Innenstadt-Kirmes), die durch den neuen Rathausstandort möglicherweise beeinträchtigt werde.
Bürgermeister Aden wies diese Vorwürfe scharf zurück: Die SPD habe selbst alle Entscheidungen zum Rathausneubau mitgetragen, und Kriegeskotte distanziere sich nun aus wahltaktischen Gründen vom eigenen Abstimmungsverhalten, so Aden. Es sei „populistisch“, wenn der SPD-Kandidat jetzt gegen die Verwaltung schieße, der er als Bürgermeister vorsitzen wolle. Dieser öffentlich ausgetragene Schlagabtausch zeigt, dass das Thema Rathausbau zu einem zentralen Streitpunkt im Wahlkampf geworden ist- fraglich bleibt nur, ob die Grevenerinnen und Grevener es ähnlich sehen.
Kriegeskotte will den Wahlkampf mit einem Versprechen von Aufbruch und Beteiligung gewinnen. Er stellt die Menschen in den Mittelpunkt und sagt, die Bedürfnisse, Wünsche und Ideen der Bürgerinnen und Bürger müssten künftig maßgeblich das Handeln von Stadtverwaltung und Politik bestimmen. Damit zeichnet er ein Gegenmodell zum Amtsinhaber: weniger Verwaltung „von oben“, dafür mehr Mitbestimmung und sozialer Fokus. Seine langjährige Kenntnis der Stadt und seine fachliche Kompetenz (als Naturwissenschaftler und Schulleiter) sollen den Wählern vermitteln, dass er Greven kompetent und bürgernah führen würde.
Dr. Stefan Giebel (49) steigt als Kandidat der Linkspartei in das Rennen ein – und sorgt damit für eine Überraschung im Wahlkampf. Ursprünglich hatten viele nur ein Duell zwischen CDU und SPD erwartet, doch Anfang Juli 2025 gab Giebel seine Kandidatur bekannt und machte den Dreikampf perfekt.
Stefan Giebel ist politisch kein Unbekannter in der Region, auch wenn er nicht aus Greven stammt. Gebürtig kommt er aus dem Umland von Kassel in Hessen. Er hat Mathematik und Sozialwissenschaften studiert und in diesen Fachgebieten promoviert. Beruflich ist Giebel derzeit im Osten Deutschlands tätig: Er leitet den Kriminologischen Dienst und die Justizvollzugsausbildungsstätte des Freistaats Thüringen. Trotz der räumlichen Distanz hat er sich im Kreis Steinfurt, zu dem Greven gehört, bereits engagiert – und zwar parteipolitisch in zwei Lagern:
Giebel war früher Mitglied der SPD und kandidierte bei der vergangenen Landratswahl in Steinfurt für die SPD als Landrat, wobei er ein „ausgesprochen gutes Ergebnis“ erzielte. Später wechselte er zur Linkspartei und trat bei der Landratswahl 2020 erneut an, diesmal als Kandidat der Linken, wo er jedoch nur rund 3 % der Stimmen erreichte. Diese politische Wechselhaftigkeit erklärt er damit, dass er sich bei der Linken besser aufgehoben fühlt – diese Partei kämpfe aus seiner Sicht konsequent für soziale Gerechtigkeit und scheue sich nicht, sich mit den Mächtigen anzulegen. Nun wagt Giebel also den Schritt, in Greven das Bürgermeisteramt erobern zu wollen.
Diese drei Themen sind Dr. Stefan Giebel besonders wichtig:
Bezahlbares Wohnen: Niemand solle in Greven zurückgelassen werden – Giebel tritt dafür ein, dass ausreichend erschwingliche Wohnungen geschaffen werden und Wohnraum kein Luxusgut ist.
Besserer Nahverkehr: Er fordert einen zuverlässigen und attraktiven öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sowie bessere Radwege, damit die Mobilität in Greven umweltfreundlicher und für alle nutzbar wird.
Starke soziale Infrastruktur: Ausbau von Sozial- und Freizeiteinrichtungen – von Kitas und Schulen bis zu Angeboten für Jugend und Senioren – damit alle Bevölkerungsgruppen am städtischen Leben teilhaben können.
Giebel präsentiert sich als Kandidat der sozialen Gerechtigkeit und des Miteinanders. Seine Bewerbung kündigte er persönlich via Facebook an und schrieb dort: „Soziale Gerechtigkeit, starke Bildung, bezahlbares Wohnen und echte Beteiligung – dafür trete ich an. Für ein Greven, das niemanden zurücklässt.“ Diese Botschaft fasst sein Programm prägnant zusammen. Giebel warnt davor, Politik nur in großen Bauprojekten und Zahlen zu denken: „Große Pläne bringen nichts, wenn die Menschen auf der Strecke bleiben.“ Er will eine Politik, „die zählt, wer hier lebt“ – sprich: die Menschen sollen im Mittelpunkt stehen, nicht Prestigeprojekte. Entscheidungen müssten gerecht, konkret und mit den Bürgern zusammen getroffen werden, so sein Ansatz.
Mit Dr. Stefan Giebel haben die Wähler eine weitere Alternative links der SPD auf dem Stimmzettel. Sein Einstieg in den Wahlkampf könnte vor allem Unzufriedene und Wechselwähler ansprechen, die weder mit der amtierenden CDU-Spitze noch mit der SPD ganz zufrieden sind. Giebel selbst betont, dass er frischen Wind in Grevens Politik bringen möchte – „für ein Greven, das niemanden zurücklässt“, wie er sagt. Damit knüpft er an ein zentrales sozialpolitisches Anliegen an und erhöht den Druck auf die anderen Kandidaten, auch soziale Themen und Bürgernähe in den Vordergrund zu stellen.
Insgesamt verspricht die Bürgermeisterwahl 2025 in Greven spannend zu werden. Amtsinhaber Aden wirbt mit Erfahrung und der Weiterführung angegangener Projekte, während Herausforderer Kriegeskotte einen Politikwechsel mit mehr Bürgerbeteiligung und finanziellem Augenmaß verspricht. Durch Giebels Kandidatur gibt es zudem eine linke Alternative, die soziale Themen vehement ins Zentrum rückt. Sollte keiner der Bewerber im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erzielen, käme es – wie 2020 – zu einer Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten. Die Entscheidung am 14. September 2025 wird zeigen, wem die Grevenerinnen und Grevener das größte Vertrauen schenken, um die bevorstehenden Herausforderungen der Stadt in den nächsten fünf Jahren zu meistern.