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Drohnen über Münster: Warnung aus Iserlohn wegen Fluglärm und Risiken

In Iserlohn sorgt ein medizinisches Drohnenprojekt für Aufregung. Auch in Münster wären Klinikflüge per Drohne technisch möglich – doch wie steht es um Genehmigungen, Lärm und Bürgerakzeptanz?
Symbolbild: Diana Măceşanu

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Münster/Iserlohn. Medizinische Drohnenflüge sind in NRW keine Zukunftsvision mehr, sondern längst Realität. Zwischen Laboren und Kliniken fliegen unbemannte Luftfahrzeuge bereits im Stundentakt – etwa in Iserlohn oder zwischen Hamm und Ahlen. Auch Münster könnte bald Teil dieses neuen Logistiknetzwerks werden. Doch ein Blick nach Südwestfalen zeigt: Die neue Technik bringt nicht nur Effizienz, sondern auch Konfliktpotenzial.

Beschwerden in Iserlohn: Anwohner kritisieren Lärm und Sicherheitsrisiken

In Iserlohn sorgt derzeit ein Drohnenprojekt des Betreibers Morpheus Logistik für Kritik. Anwohnerinnen und Anwohner am Schnadeweg beklagen laut WDR regelmäßige Überflüge, störende Geräusche und mangelnde Transparenz. Ein offener Brief verweist auf einen Beinahe-Unfall mit einem Baum und wirft Fragen zum Datenschutz auf. Die Stadt Iserlohn prüft aktuell, ob alle nötigen Genehmigungen – insbesondere für Start- und Landeplätze – ordnungsgemäß vorliegen.

Kliniknetzwerke bereiten Ausweitung vor – auch Münster ist im Fokus

NRW gilt als Pilotregion für sogenannte BVLOS-Drohnenflüge („beyond visual line of sight“) im medizinischen Bereich. Das Netzwerk wächst: In Ahlen, Hamm, Dortmund und bald auch Bochum testen Klinikverbunde und Laborlogistiker neue Routen für Laborproben und Blutkonserven.

Auch die St. Franziskus-Stiftung Münster, die mehrere Kliniken in NRW betreibt, ist aktiv. Im Projekt „Operation Drohne“ flogen seit 2023 erste Prototypen. Münster mit seinen dicht beieinanderliegenden Einrichtungen – wie dem UKM, dem Franziskus-Hospital, dem MVZ-Labor Münster am Hafen oder der Pathologie an der Weseler Straße – wäre geografisch ideal für kurze, wiederkehrende Drohnenrouten.

Genehmigungen: Was wäre in Münster zu klären?

Noch gibt es in Münster keine bestätigte Flugroute für medizinische Drohnen. Doch bevor es soweit ist, müssten mehrere Hürden genommen werden:

  • Start- und Landegenehmigungen: Besonders heikel ist die Nutzung von Klinik- oder Labor-Dächern. Diese müssen baurechtlich genehmigt und luftrechtlich registriert werden.

  • LBA-Erlaubnis: Der Betrieb außerhalb der Sichtweite erfordert eine Genehmigung der Luftfahrtbehörde (LBA) in der speziellen Kategorie.

  • U-Space Luftraum: Der geplante europäische Luftraumrahmen für Drohnen ist in NRW noch in der Pilotphase – eine Voraussetzung für den sicheren Regelbetrieb.

  • Lärm- und Datenschutzfragen: Diese sind bislang nicht standardisiert geregelt. In Münster dürfte die Akzeptanz der Bevölkerung auch davon abhängen, wie transparent Projekte kommuniziert werden.

Müssen auch Münsteraner bald mit Drohnen über dem Garten rechnen?

Die Antwort ist: Noch nicht. Aber es ist denkbar – und zwar relativ bald. Münster bietet aufgrund seiner dichten medizinischen Infrastruktur und der Nähe zu Pilotprojekten im Münsterland ideale Voraussetzungen. Die aktuelle Debatte in Iserlohn zeigt jedoch, dass Technik allein nicht genügt. Ohne klare Kommunikation, rechtssichere Genehmigungen und Rücksicht auf Anwohnerinnen und Anwohner droht auch in Münster eine Diskussion über Lärm, Sicherheit und Akzeptanz.

Zukunftstechnologie trifft auf kommunale Realität

Medizinische Drohnenflüge könnten Münster entlasten – etwa durch schnelleren Probenverkehr und weniger CO₂-intensive Logistik. Gleichzeitig ist es entscheidend, bereits jetzt transparente Prozesse zu schaffen. Denn die Debatte in Iserlohn zeigt: Wird die Öffentlichkeit nicht mitgenommen, können aus leisen Summgeräuschen schnell lautstarke Proteste werden.

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