Einschulung in Münster: Zwischen Vorfreude und Kostendruck

Einschulung in Münster am 28. August
Symbolfoto

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Münster: Die Einschulung am 28. August rückt näher und mit ihr ein Boom im Einzelhandel, der Eltern zwischen Vorfreude und finanzieller Belastung zurücklässt. Während die Grundschulen letzte Details zum Ablauf des ersten Schultags festlegen, ist in den Geschäften der Stadt bereits Hochsaison. Schulranzen, Schreibwaren und Schultüten füllen die Kassen, aber auch die Einkaufslisten der Familien.

Ein Markt mit System

Kaum ein anderer Zeitpunkt im Jahr sorgt im Einzelhandel für ähnlich viel Umsatz wie die Wochen rund um den Schulstart. Schon Monate vor der Einschulung planen Händler ihre Bestellungen. Ziele wie ein Umsatzplus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr sind laut Branchenangaben keine Seltenheit. Große Ketten, spezialisierte Fachhändler und Online-Plattformen ringen um die Gunst der Eltern: mit Aktionswochen, Rabattaktionen und sogenannten Ranzen-Partys. Münster ist dabei keine Ausnahme: Im Januar starteten die ersten Veranstaltungen, weitere folgten im Frühjahr. Wer bis jetzt noch keinen Tornister hat, muss sich beeilen.

700 Euro für den Schulstart

Was dabei auf Familien zukommt, ist längst kein Pappenstiel mehr. Laut einer Marktanalyse des Vergleichsportals Idealo liegt der durchschnittliche Gesamtbetrag, den Eltern für die Einschulung ausgeben, bei fast 700 Euro. Der größte Posten: der Schulranzen. Je nach Modell und Ausstattung kostet ein Set zwischen 170 und 200 Euro, beliebte Marken mit Testergebnissen der Stiftung Warentest auch deutlich mehr.

Doch damit ist es nicht getan. Die Erstausstattung mit Schreibmaterialien wird auf rund 70 bis 100 Euro beziffert. Von Wachsmalstiften über Zeichenblöcke bis zum Malkittel: Die Liste ist lang. In manchen Schulen umfasst sie mehr als 20 verschiedene Artikel. Dass dabei auch Fehler auftreten, ist kein Einzelfall. Fachhändler berichten von Produkten auf Lehrerlisten, die es in dieser Form gar nicht gibt. Während Discounter und Online-Shops mit Kampfpreisen locken, setzen lokale Geschäfte auf persönliche Beratung und korrigieren dabei so manche Unstimmigkeit.

Der Druck auf den Fachhandel wächst

Dass sich viele Familien dennoch online orientieren, sorgt hinter den Kulissen für Unmut. Das sogenannte Showrooming, also Beratung vor Ort, Kauf im Netz, hat bei einigen Fachhändlern bereits zu Konsequenzen geführt. Einige haben den Schulranzenverkauf ganz aufgegeben. Gleichzeitig versuchen andere, durch Zusatzangebote wie Materialkisten nach Listen, Bücher mit Schutzfolie („Elefantenhaut“) oder exklusive Events rund um Schulrucksäcke neue Kaufanreize zu schaffen. Besonders vor dem Hintergrund steigender Kosten für Personal und Miete geraten viele stationäre Anbieter unter Druck.

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Schultüten im Wandel: Praktisches ersetzt Süßes

Was früher vor allem mit Süßigkeiten gefüllt war, enthält heute deutlich mehr Nützliches: Glitzerstifte, Radiergummis in Tierform, kleine Notizblöcke oder trendige Accessoires haben längst Einzug in die Schultüten gehalten. Auch bei den Motiven zeigt sich 2025 ein klares Bild: Besonders gefragt sind derzeit Figuren wie Disney’s „Stitch“ oder futuristische Robotermotive – eine Entwicklung, die sich auch in den Regalen vieler Münsteraner Geschäfte widerspiegelt.

Parallel zum Wandel der Inhalte haben sich auch die Ausgaben erhöht. Während ältere Umfragen deutlich niedrigere Summen nannten, liegt der geschätzte Durchschnittswert für Schultüte und Inhalt aktuell bei rund 75 Euro. Viele Eltern investieren damit bewusst in kleine Geschenke, die im Schulalltag nützlich sind und machen die Tüte so zu einem gut ausgestatteten Begleiter für den ersten Schultag.

Der große Tag naht

Während die Kinder in Münster noch Ferien genießen, herrscht in vielen Familien Endspurt-Stimmung. Die Einschulung ist für viele ein emotionaler Meilenstein, für den Einzelhandel zugleich ein Wirtschaftsfaktor. Dass aus einem einzigen Schultag eine mehrmonatige Einkaufsphase geworden ist, zeigt nicht nur den Wandel im Konsumverhalten, sondern auch die Erwartungshaltung vieler Schulen und Eltern. Was früher ein Ranzen, ein Mäppchen und ein Bleistift waren, ist heute ein durchkomponiertes Set aus Funktion, Design und Symbolik, mit einem Preis, der für viele Familien längst kein Kinderspiel mehr ist.

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