
Münster – Die Fahrradhauptstadt Deutschlands wurde auch für das Jahr 2024 wieder gekürt – und Münster sicherte sich erneut den Spitzenplatz in der Kategorie der Städte mit 200.000 bis 500.000 Einwohnern. Damit verteidigt die Stadt nicht nur ihren Ruf, sondern setzt gleichzeitig ein starkes Zeichen für die Verkehrswende. Der ADFC-Fahrradklima-Test zeigt einmal mehr: Münster gehört zur Spitze, wenn es um Fahrradfreundlichkeit geht.
Rund 213.000 Radfahrerinnen und Radfahrer aus über 1.000 deutschen Städten und Gemeinden haben 2024 an der Online-Umfrage teilgenommen, in Münster gab es eine Rekordbeteilligung. Auch wenn Frankfurt in der Großstadt-Kategorie überzeugte, bleibt Münster unangefochten die Fahrradhauptstadt Deutschland.
Münster erhielt die Schulnote 2,97 und setzte sich damit gegen Freiburg und Karlsruhe durch. Die Bewertung basiert auf direkten Einschätzungen der Bürgerinnen und Bürger, was die Ergebnisse besonders aussagekräftig macht. Auffällig ist: In keiner anderen Stadt dieser Größenklasse war die Beteiligung so hoch wie in Münster. Das allein spricht für die gelebte Fahrradkultur vor Ort.
Doch Münster überzeugt nicht nur durch Tradition, sondern auch durch Fortschritt. Neue Fahrradstraßen, digitale Zählsysteme und die konsequente Umsetzung des Radverkehrskonzepts zeigen: Die Stadt ruht sich nicht auf Lorbeeren aus.
Seit dem letzten Test im Jahr 2022 hat sich in Münster einiges getan. Die Schillerstraße und Dieckstraße wurden zu modernen Fahrradstraßen umgebaut. Insgesamt gibt es nun über 16 Kilometer solcher Wege im Stadtgebiet. Das bringt nicht nur Komfort, sondern auch mehr Sicherheit.
Darüber hinaus werden ländliche Verbindungen wie der Pleistertimpen und Kasewinkel attraktiver gestaltet. Besonders wichtig: Die Wilhelmstraße wird zur roten Fahrradroute – ein sichtbares Zeichen für das Engagement der Stadt.
Die Fahrradhauptstadt Deutschlands setzt nicht nur auf Beton, sondern auch auf Daten. Münster hat 2024 insgesamt 13 neue Radverkehrszählstellen installiert. Diese liefern wichtige Informationen, um die Planung weiter zu verbessern. Durch digitale Tools kann die Stadt nachvollziehen, wo Verbesserungen besonders dringend sind.
Ein zukunftsfähiger Verkehr braucht verlässliche Daten – und Münster hat das verstanden. Auch andere Städte könnten von dieser Herangehensweise profitieren.
Münster hat beim ADFC Fahrradklima-Test 2024 in der Ortsgrößenklasse 200.000 bis 500.000 Einwohner den 1. Platz belegt – mit einer Gesamtbewertung von 2,97. Damit liegt Münster deutlich über dem Durchschnitt dieser Ortsgrößengruppe, der bei 3,92 liegt.
Besonders gut bewertete Kategorien für Münster (Note):
Radfahren für Alt und Jung: 1,5
Erreichbarkeit des Stadtzentrums: 1,6
Zügiges Radfahren: 1,8
Geöffnete Einbahnstraßen in Gegenrichtung: 1,9
Wegweisung für Radfahrende: 2,2
Weitere Werte aus dem Gesamttest für Münster:
Fahrrad- und Verkehrsklima (F1–F5): 2,3
Stellenwert des Radverkehrs (F6–F10): 3,1
Sicherheit beim Radfahren (F11–F17): 3,7
Komfort beim Radfahren (F18–F22): 3,6
Infrastruktur und Radverkehrsnetz (F23–F27): 2,1
Diese Bewertung zeigt, dass Münster nicht nur als besonders familienfreundlich für Radfahrende gilt, sondern auch zügiges, sicheres und infrastrukturell gut unterstütztes Radfahren ermöglicht. Die Stadt liegt in fast allen Unterkategorien deutlich über dem Durchschnitt der Städte vergleichbarer Größe.
Auch wenn Münster als Fahrradhauptstadt Deutschland hervorsticht, gab es bundesweit Verbesserungen. In 10 von 15 Großstädten mit über 500.000 Einwohnern bewerteten die Teilnehmenden das Radklima deutlich besser als noch 2022. Frankfurt am Main erhielt dabei die Note 3,49 und lag damit vor Hamburg und Berlin.
Doch: Die Kritik bleibt ähnlich wie in den Vorjahren. Zu enge Radwege, parkende Autos und fehlende Trennungen vom Autoverkehr zählen weiterhin zu den größten Ärgernissen. Gerade auf Hauptachsen brauchen Radfahrerinnen und Radfahrer mehr Platz – und Schutz.
Obwohl Münster als Fahrradhauptstadt Deutschlands gefeiert wird, fühlen sich laut ADFC rund 70 Prozent der Radfahrenden unsicher. Das betrifft nicht nur kleinere Orte, sondern auch Städte mit fortschrittlicher Infrastruktur. Gründe sind unter anderem zu dichtes Überholen durch Autofahrer und fehlende Sichtachsen.
Auch wenn viele Städte investieren, hinkt das Sicherheitsgefühl oft hinterher. Aus diesem Grund fordert der ADFC klarere Trennungen zwischen den Verkehrsarten – insbesondere an vielbefahrenen Straßen.
Münsters Spitzenplatz zeigt: Die bisherigen Maßnahmen tragen Früchte. Oberbürgermeister Markus Lewe erklärte bei der Preisverleihung in Berlin: „Münster und Radfahren – das gehört einfach zusammen.“ Diese Aussage bringt es auf den Punkt. Die Fahrradhauptstadt Deutschland steht für Lebensqualität, Nachhaltigkeit und Innovation.
Mit mehr als 2.800 Teilnehmenden war die Beteiligung in Münster so hoch wie nie zuvor. Das zeigt nicht nur das große Interesse, sondern liefert auch eine solide Grundlage für weitere Verbesserungen.
Münster beweist, dass eine radfreundliche Stadt nicht nur ein Ziel, sondern ein dauerhafter Prozess ist. Durch den engen Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern, gezielte Investitionen und kontinuierliche Datenerhebung gelingt es der Stadt, den Radverkehr auf ein neues Niveau zu heben.
Quellen: Stadt Münster, Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V.