Provinzial Logo
Consident.de

Frauen-Wirtschaftstag Münster 2025: Vielfalt, Verantwortung und ein FeNA für ms-aktuell.de

3. Frauen-Wirtschaftstag Münster 2025
Foto: ms-aktuell.de

Teilen:

Münster. Unter dem Motto „Gemeinsam stark! – Frau und Mann, Jung und Alt, Mensch und Technik“ hat der 3. Frauen-Wirtschaftstag Münster im Speicher 10 gezeigt, wie Kooperation über Generationen, Geschlechter und Disziplinen hinweg Wirtschaft wirklich voranbringt. Unternehmerinnen, Nachfolger:innen, Start-ups und Netzwerkpartner:innen setzten klare Impulse für das Münsterland.

Josef Trendelkamp: „Jedes dritte Unternehmen ist heute weiblich geführt“

Den Auftakt des Frauen-Wirtschaftstags machte Josef Trendelkamp, Vizepräsident der Handwerkskammer Münster. In seinem Grußwort griff er das Motto des Tages auf und betonte: „Jedes dritte Unternehmen wird heute von einer Frau geführt “ Gleichzeitig mahnte er an, dass Vielfalt und Chancengleichheit nicht nur strukturelle, sondern auch praktische Fragen seien – etwa bei der Kinderbetreuung, in der Ausbildung oder bei der Arbeitszeitgestaltung.

Er sprach aus eigener Erfahrung: Seine Frau arbeite im Schichtdienst, daher sei Flexibilität im Familienalltag unerlässlich. Nur wenn Unternehmen die Lebensrealität ihrer Beschäftigten ernst nehmen, könne moderne Arbeitswelt gelingen. Es brauche mehr Offenheit für individuelle Modelle – nicht nur für Mütter, sondern für alle, die familiäre Verantwortung tragen.

 

Trendelkamp warb dafür, das Handwerk als echte Karriereoption zu sehen – gerade für junge Frauen. Denn wirtschaftliche Stärke entstehe dort, wo Vielfalt, Wertschätzung und Förderung keine Worthülsen bleiben, sondern gelebter Alltag sind.

Mareike Boccola: „Dieses Motto bin ich“

Die anschließende Keynote hielt Mareike Boccola, Geschäftsführerin der Hausschild SpeedMixer® GmbH & Co. KG aus Hamm. Ihre persönliche Geschichte zeigte eindrucksvoll, wie moderne Unternehmensnachfolge und Vielfalt in der Führung gelingen können.

Bevor sie in das Familienunternehmen einstieg, sammelte sie eigene Erfahrungen – unter anderem in China. Erst dieser Weg ermöglichte es ihr, sich unabhängig zu beweisen. Heute führt sie das Unternehmen gemeinsam mit ihrem Mann. Sie bringt als studierte Betriebswirtin die Zahlen- und Strategiekompetenz ein, er das technologische und handwerkliche Gespür. Das Spannungsfeld der Unterschiede sehen beide als Stärke.

Besonders berührend schilderte Boccola den Rückzug ihres Vaters nach der Übergabe: „Ab heute bin ich nicht mehr ansprechbar“, habe er gesagt – eine klare Trennung, die Vertrauen und Respekt spiegelt. Boccola betonte: „Das Motto des Tages ist mehr als eine Überschrift – es beschreibt genau mich. Dieses Motto bin ich.“

Panel „Gemeinsam stark!“: Vier Perspektiven, eine Botschaft

Unter der Moderation von Dr. Marie-Theres Thiell und Sarah Nagel diskutierten Jürgen Kroos (Präsident HWK Münster), Saskia Dierkes (BeAlice), Vivian Robers (Robers Malerfachbetrieb) und Rendel Pietsch (Unternehmensgruppe Pietsch, Ahaus).

Jürgen Kroos: „Ausbildung wieder ins Zentrum rücken“

Jürgen Kroos, Präsident der Handwerkskammer Münster, machte sich für die Stärkung der beruflichen Ausbildung stark. Der Trend zur Akademisierung sei problematisch, insbesondere für das Handwerk. „Jeder sollte eine gute Ausbildung haben“, betonte Kroos. Viele junge Menschen verschwänden nach der Schule ins Nichts – ohne Ausbildung, ohne Studium, oft in schlecht abgesicherten Jobs.

Saskia Dierkes: „Warum sollten nur Männer Karriere machen?“

Saskia Dierkes, Gründerin der App BeAlice, erzählte offen von ihrem eigenen Karriereweg. Schon in der Schulzeit sei ihr klar gewesen: Sie möchte führen, gestalten und entscheiden. „Warum sollten das nur die Männer tun?“ fragte sie – und berichtete davon, wie sie in mehreren Fällen ältere Männer in Führungspositionen ablöste. Ihre Botschaft: Frauen brauchen keine Erlaubnis, sondern Räume zur Entfaltung – und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.

Vivian Robers: Von Mallorca zurück ins Münsterland

Vivian Robers war zunächst als Malermeisterin für eine große Firma auf Mallorca tätig. Auf Drängen ihres Vaters kehrte sie zurück nach Gescher, um 2025 die Nachfolge im Familienbetrieb anzutreten. Auch sie betonte: Erst die Erfahrungen im Ausland machte sie stark, ein eigenes Unternehmen zu führen. Heute gestaltet sie den Robers Malerfachbetrieb zwischen Tradition und Innovation – mit dem Blick für Details und die Zukunft.

Rendel Pietsch: „Das Leben ist ein Wimpernschlag“

Rendel Pietsch, Unternehmerin aus Ahaus, blickte auf 35 Jahre in der Geschäftsführung zurück. „Das Leben ist ein Wimpernschlag“, sagte sie – mit Blick auf ihre eigene Nachfolge vor Jahrzehnten. Heute gibt sie ihre Erfahrungen weiter und plädiert dafür, junge Menschen frühzeitig auszubilden und Verantwortung wachsen zu lassen. Denn echte Führung entstehe nicht durch Titel, sondern durch gelebte Erfahrung und Vertrauen.

FeNA-Preis 2025: Auszeichnung für ms-aktuell.de

Höhepunkt war die Verleihung des Female Network Award (FeNA). Die Auszeichnung würdigt gelebte Zusammenarbeit über Geschlechter-, Alters- und Kompetenzgrenzen hinweg. Münster Aktuel – ms-aktuell.de – erhielt den Preis für eine Struktur, die journalistische Qualität, Plattform-Know-how, klare Rollen und Nachwuchsförderung verbindet – mit kostenlosen Lokalnachrichten für Münster. In der Laudatio von Juana Bleker (UFH NRW) wurde insbesondere die Entwicklung von David Olef vom Werkstudenten zum Chefredakteur hervorgehoben.

Münster macht Mut

Der 3. Frauen-Wirtschaftstag zeigte, dass Vielfalt keine Kür, sondern Voraussetzung für zukunftsfähige Wirtschaft ist. Wo Unterschiede anerkannt und Kompetenzen verknüpft werden, entstehen Lösungen, die Wandel nicht nur aushalten, sondern aktiv gestalten.

Teilen:

Münster Map
Zum Aktivieren tippen
Route anzeigen

Mehr Beiträge: