
Die anhaltende Frühjahrstrockenheit in Deutschland macht sich im Münsterland besonders bemerkbar. Seit Wochen fehlt es an Regen – der März 2025 war extrem niederschlagsarm, und auch im April blieben bis zum Stichtag 10. April ergiebige Niederschläge aus. Das hat Folgen für Gewässer, Landwirtschaft, Grundwasser und die Waldbrandgefahr in der Region.
Bereits früh im Jahr führen viele Gewässer ungewöhnlich wenig Wasser. In weiten Teilen Nordrhein-Westfalens wurden Ende März an etwa 22 % der Flusspegel Niedrigwasserstände gemessen. Auch kleinere Flüsse im Münsterland – vom Flüsschen Werse bis zur Ems – führen aktuell deutlich weniger Wasser als für die Jahreszeit üblich. Bundesweit zeigt sich ein ähnliches Bild: Der Rhein beispielsweise verzeichnet extrem niedrige Pegelstände, sodass Frachtschiffe nur noch mit reduziertem Tiefgang fahren können. Seen und Teiche in der Region drohen ebenfalls auszutrocknen oder liegen deutlich unter Normalniveau. Sollte der Regen weiter ausbleiben, könnten manche Gewässer lokale ökologische Probleme bekommen, etwa durch konzentriertere Schadstoffbelastung und Sauerstoffmangel.
Die Niederschlagsstatistik unterstreicht die Ausnahmesituation. Im März fielen landesweit im Durchschnitt nur rund 10 Liter Regen pro Quadratmeter – der niedrigste Wert seit fast 100 Jahren. Örtlich kam im Münsterland und im Rheinland sogar kaum mehr als ein „Tropfen auf den heißen Stein“ zusammen; normalerweise würden im März etwa 65 Liter pro Quadratmeter erwartet. Schon der Februar war viel zu trocken (nur gut 20 Liter pro Quadratmeter in NRW). Insgesamt fehlen seit dem Winter im Land rund 100 Liter Wasser pro Quadratmeter, die bislang nicht vom Himmel kamen. Diese gewaltige Regenlücke wirkt sich nun sichtbar auf Flüsse und Seen aus.
Die Landwirtschaft in der Region schlägt Alarm: Wegen der Trockenheit sind Äcker staubtrocken, und den jungen Pflanzen fehlt das nötige Wasser. „Wir schauen mit gewisser Sorge auf die aktuelle Wettersituation – jetzt warten wir dringend auf Niederschläge“, beschreibt Bauernpräsident Joachim Rukwied die Gemütslage vieler Landwirte. Zwar konnten die Bauern die Frühjahrsaussaat unter den bislang sonnigen Bedingungen gut einbringen, doch ohne baldigen Regen drohen Wachstumsprobleme. Vor allem frisch gesäte Kulturen wie Sommergetreide und Zuckerrüben, aber auch flach wurzelnde Pflanzen, haben Schwierigkeiten, ausgetrocknete obere Bodenschichten zu durchwurzeln. „Wenn es nicht bald und ergiebig regnet, sind regional durchaus erhebliche Ertragsverluste möglich“, warnt Wolfgang Ehrecke von der Landwirtschaftskammer im nordwestlichen Niedersachsen– eine Einschätzung, die sich ebenso auf das westfälische Münsterland übertragen lässt.
Allerdings ist es für endgültige Rückschlüsse auf die Ernte 2025 noch zu früh. Entscheidend wird sein, ob in den kommenden Wochen ausreichend Regen fällt. Agrar-Experten betonen, ein trockener Frühling müsse kein Katastrophenjahr einleiten, solange im späten Frühjahr und Frühsommer genügend Niederschläge folgen. So sind die Ertragseinbußen bisher noch hypothetisch. Dennoch: Jeder weitere regenlose Tag im April erhöht den Druck auf Felder und Wiesen. Besonders Grünlandbauern beobachten besorgt, dass das Gras auf den Weiden kaum wächst – ein Problem für die Futterversorgung von Rindern und Pferden im Münsterland, einer regionstypischen Viehhalter-Gegend.
Nicht nur oberirdisch, auch unter der Erde macht sich die Dürre bemerkbar. Nach vielen Monaten mit ausreichenden Grundwasserneubildungen dreht sich der Trend nun ins Negative: An den meisten Messstellen in Nordrhein-Westfalen sind die Grundwasserstände im März gegenüber dem Vormonat gesunken. Erstmals seit über einem Jahr wurde damit wieder eine Abnahme der Grundwasserreserven registriert. Laut dem Landesamt für Natur, Umwelt und Klima (LANUK) hat sich der Anteil der Messstellen mit niedrigen bis sehr niedrigen Grundwasserständen von nur 8 % im Februar auf 22 % im März fast verdreifacht.Auch im Münsterland, dessen Grundwasser nach dem nassen Jahr 2024 gut gefüllt schien, beobachten Fachleute nun fallende Pegel. Weil im Winter die sonst übliche Auffüllung der Grundwasservorräte durch Niederschläge weitgehend ausblieb, fehlen wichtige Wasserdepots im Untergrund. Die Böden sind vielerorts bis in tiefe Schichten ausgetrocknet oder deutlich zu trocken für die Jahreszeit. In Oberboden-Tiefen von bis zu 25 cm zeigt der Dürremonitor bereits die höchste Dürrestufe an – gerade im Norden und Westen Deutschlands, zu dem das Münsterland zählt. Die Versickerung von Regen in tiefere Bodenschichten blieb aus, sodass selbst tiefer wurzelnde Bäume und Sträucher bald in Wassernot geraten könnten.
Experten hoffen jedoch, dass die derzeit noch guten Wasservorräte im tieferen Boden verzögert helfen: Weil die tieferen Schichten durch das vorangegangene Jahr noch relativ feucht waren, besteht kurzfristig keine akute Trinkwasserknappheit. Die Wasserversorger in der Region Münsterland geben vorerst Entwarnung und betonen, die Versorgung der Bevölkerung sei gesichert. Dennoch wird vorsorglich zu einem sparsamen Wasserverbrauch aufgerufen – jede unnötige Verschwendung der kostbaren Ressource sollte vermieden werden. Sollte die Trockenperiode noch länger andauern, könnten sonst mancherorts Einschränkungen oder Nutzungsverbote nötig werden, etwa bei der Entnahme von Wasser aus Bächen und Seen.
Die ungewöhnliche Frühjahrsdürre hat auch die Waldbrandgefahr massiv erhöht. In den Wäldern der Region herrscht bereits lange vor dem Sommer eine nahezu durchgehende Alarmstufe. Laut Deutschem Wetterdienst liegt derzeit verbreitet die Waldbrandgefahrenstufe 3 (mittel) vor, mancherorts auch schon Stufe 4 von 5. Ausgetrocknetes Unterholz, Laub und Kiefernstreu können sich schon durch Funkenflug oder Glasscherben entzünden. Die Behörden warnen daher vor jeder offenen Flamme in Waldnähe. NRW-Umweltminister Oliver Krischer spricht angesichts des „ungewöhnlichen Dürre-Frühlings“ von einer ernstzunehmenden Gefahr und mahnt zur Vorsicht: Eine achtlos weggeworfene Zigarette könne aktuell bereits einen großen Waldbrand auslösen.
Tatsächlich sind in Nordrhein-Westfalen in den ersten Aprilwochen bereits vereinzelt Wald- und Flächenbrände aufgetreten. Auch im Münsterland musste die Feuerwehr kleinere Böschungsbrände löschen, die durch die Trockenheit begünstigt wurden (etwa entlang ausgetrockneter Gräben und Felder). Förster berichten zudem, dass die Bäume unter Stress stehen: Durch den Wassermangel sind viele Waldböden ungewöhnlich trocken, was die Vitalität der Bäume schwächt. Dadurch steigt mittelbar auch die Anfälligkeit für Schädlinge – etwa haben Schadinsekten wie Borkenkäfer bessere Chancen, wenn Bäume geschwächt sind. Die Forstbehörden bezeichnen die aktuelle Trockenheit daher als reales Waldschutzproblem, das ernst genommen werden muss.
Um die Gefahr von Wald- und Flächenbränden einzudämmen, gelten in der Region bereits vorsorgliche Maßnahmen. Grillen und Feuer machen im Wald sind strikt untersagt, Landwirte werden angehalten, bei Feldarbeiten Funkenflug zu vermeiden, und Spaziergänger sind aufgerufen, kein brennendes Material zurückzulassen. Gleichzeitig hoffen alle darauf, dass bald Regen einsetzt und die Situation entschärft.
Die drängende Frage lautet: Wann kommt endlich der ersehnte Regen zurück? Meteorologen geben einen vorsichtigen Hoffnungsschimmer: Ab dem Wochenende nach dem 10. April 2025 könnte ein Wetterumschwung im Münsterland und ganz Westfalen für die ersten Schauer sorgen. Bereits am Sonntag seien örtliche Regenschauer oder Gewitter möglich, prognostiziert der Deutsche Wetterdienst. In der darauf folgenden Woche rechnet man mit wechselhafterem Wetter und etwas höheren Niederschlagsmengen. Allerdings warnen die Experten, dass selbst 20 bis 30 Liter pro Quadratmeter Regen zunächst nur den dringendsten Bedarf der durstigen Pflanzen decken würden. Um das enorme Defizit auszugleichen, wären deutlich mehr und vor allem langanhaltende Regenfälle nötig.
Für das Münsterland bedeutet das: Die akute Lage könnte sich mit einsetzendem Regen etwas entspannen – Grasflächen würden aufgrünen, die Brandgefahr etwas sinken. Doch um die Frühjahrstrockenheit 2025 wirklich zu überwinden, bedarf es eines nachhaltig feuchteren Witterungsverlaufs in den kommenden Monaten. Andernfalls steuert die Region auf den nächsten Dürresommer zu, mit all den genannten Konsequenzen für Natur und Mensch.