
Münster/AI. Tagelang über 30 Grad, kaum Regen und aufgeheizte Stadtviertel: Die Hitze in Münster hat sich in den vergangenen Tagen zur ernsten Belastung entwickelt. Besonders betroffen sind ältere Menschen, chronisch Kranke und all jene, die weder Garten noch Klimaanlage haben. Leandra Praetzel, grüne Vorsitzende des Umweltausschusses und Ratskandidatin in Gievenbeck-Süd, sagt nun: „Auch in diesem Jahr wird es Hitzetote in Münster geben.“ Eine Aussage, die wachrütteln soll – und eine Debatte anstößt: Reichen die bisherigen Maßnahmen der Stadt aus?
Praetzel macht deutlich: Die Auswirkungen der Klimakrise sind längst auch in Münster spürbar. Hitzetage wie aktuell seien kein Ausnahmephänomen mehr, sondern Teil einer neuen Normalität. Besonders in dichten Wohngebieten ohne Durchlüftung oder Begrünung werde Hitze schnell lebensgefährlich. Die Grünen sehen die Stadtpolitik in der Pflicht, schneller zu handeln. „Klimaschutz ist Menschenschutz“, betont Praetzel. Für jede aufgeschobene Maßnahme zahle die Bevölkerung – mit ihrer Gesundheit.
Tatsächlich hat die Stadt Münster bereits 2024 einen Hitzeaktionsplan verabschiedet. Dieser bündelt Maßnahmen wie Aufklärung, Hitzewarnsysteme und Schulungen für medizinisches Personal. Auch eine Stadtklimaanalyse identifiziert konkrete Hitze-Hotspots. Doch aus Sicht der Grünen hapert es an der Umsetzung: Es brauche nicht nur Konzepte, sondern konkrete Schritte – etwa mehr Grünflächen, Wasserelemente, kühlende Aufenthaltsorte und Schattenplätze in allen Stadtteilen.
Während sich Grüne, SPD und Volt für eine konsequente Umsetzung des Plans aussprechen, gehen die Positionen im Rat deutlich auseinander. Die SPD fordert, Hitzeschutz verstärkt in Stadtplanung und Spielplatzgestaltung zu integrieren – mit mehr Beschattung, Entsiegelung und Wasserspielen. Die CDU legt den Fokus auf schnelle, pragmatische Maßnahmen an Kitas und Schulen und mahnt: „Jeder Baum ist ein Gewinn fürs Stadtklima.“ Volt betont die Bedeutung digitaler Planungsinstrumente wie der Stadtklimaanalyse und unterstützt die flächendeckende Anwendung. Die Linke kritisiert die städtischen Maßnahmen als zu zögerlich und fordert verbindliche Vorgaben.
Die Hitze in Münster ist keine abstrakte Zukunftsgefahr. Laut Robert Koch-Institut starben bundesweit allein 2023 und 2024 jeweils rund 3.000 Menschen hitzebedingt – vor allem Senioren. Konkrete Zahlen für Münster liegen allerdings nicht vor. Die Stadt wurde im Mai mit dem European Climate Adaptation Award (eca) in Gold ausgezeichnet – nun muss sie zeigen, dass diese Auszeichnung nicht nur ein Etikett ist. Die Frage bleibt: Wird genug getan, bevor der nächste Hitzesommer kommt?