
In Münster-Gelmer ist seit Anfang 2025 keine Apotheke mehr verfügbar. Die letzte Apotheke an der Gittruper Straße musste aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben. Damit fiel die wichtigste Anlaufstelle für viele Menschen im Stadtteil weg – insbesondere für ältere oder nicht mobile Personen war das ein spürbarer Einschnitt im Alltag. Rezepte mussten plötzlich in anderen Stadtteilen eingelöst werden. Für viele bedeutete das lange Wege, zusätzliche Fahrten oder die Abhängigkeit von Angehörigen.
Seit Ende Juni steht nun im Eingangsbereich des „Ihr Frischmarkt Gelmer“ an der Gittruper Straße ein sogenanntes Apotheken-Terminal. Es soll die medizinische Grundversorgung im Stadtteil sichern – zumindest in Teilen. Das Terminal funktioniert auf den ersten Blick wie ein Bankautomat, bietet jedoch viel mehr: Es nimmt elektronische und klassische Rezepte entgegen, zeigt das verfügbare Sortiment an Medikamenten, ermöglicht persönliche Beratung per Video und organisiert die Lieferung direkt nach Hause. Das Gerät ist während der Öffnungszeiten des Supermarkts zugänglich – also von Montag bis Freitag zwischen 6:30 und 19:00 Uhr sowie samstags von 7:00 bis 16:00 Uhr.
Der Ablauf ist einfach gehalten und auf Alltagstauglichkeit ausgelegt. Wer ein Rezept hat, steckt zunächst die elektronische Gesundheitskarte in das Terminal. Danach wird das Rezept entweder über einen QR-Code eingescannt oder – im Fall eines Papierrezepts – in einen gesicherten Einschub gesteckt. Das System erkennt die Daten automatisch und prüft sie digital. Im Anschluss kann man aus einem Sortiment von über 8.000 Medikamenten, Nahrungsergänzungsmitteln und Hilfsmitteln wählen. Diese sind mit Preisen, Verfügbarkeit und Lieferzeit hinterlegt.
Sollten während der Bestellung Fragen auftreten, steht eine Apothekerin oder ein pharmazeutischer Assistent per Video-Call bereit. Die Beratung erfolgt direkt auf dem Bildschirm und ist vertraulich. Bezahlt wird am Ende des Vorgangs mit Karte oder Smartphone. Wer bis 19:00 Uhr bestellt, erhält die Medikamente am nächsten Werktag bis 11:00 Uhr durch einen Botendienst – direkt nach Hause, auf Wunsch in einer Kühltasche.
Das Terminal in Gelmer ist kein vollwertiger Ersatz für eine klassische Apotheke. Verschreibungspflichtige Medikamente sind zwar bestellbar, jedoch gibt es Einschränkungen. So sind beispielsweise Betäubungsmittel, stark kühlpflichtige Arzneien oder spezielle Rezepturen vom Service ausgeschlossen. Diese dürfen aus rechtlichen Gründen nicht über ein Terminal abgegeben werden. Auch Tierarzneimittel oder Medikamente mit besonders komplexem Beratungspotenzial erfordern weiterhin den persönlichen Kontakt mit einer Apotheke.
Dennoch deckt das Terminal einen Großteil des Bedarfs ab. Für alltägliche Mittel wie Schmerztabletten, Nasenspray oder auch verschriebene Präparate ohne besondere Anforderungen eignet sich das System gut. Die Datenübertragung ist dabei sicher: Alle Gesundheitsdaten bleiben in der Apotheke und werden verschlüsselt übermittelt – das Terminal speichert keine sensiblen Informationen dauerhaft.
Hinter dem Projekt steht eine Kooperation zwischen dem Frischmarkt in Gelmer, einer Apotheke aus Greven und einem Technikdienstleister, der bereits ähnliche Systeme in anderen Teilen Deutschlands installiert hat. Der Supermarktbetreiber stellt die Fläche, die Apotheke übernimmt die fachliche Betreuung, Beratung und Auslieferung. Die eingesetzte Technik ist bereits in anderen Regionen erfolgreich erprobt worden – unter anderem in Prenzlau und Boitzenburg. Dort liegen die Zufriedenheitswerte bei über 90 Prozent, vor allem wegen der unkomplizierten Handhabung und der schnellen Lieferung.
Wer das Terminal nutzen möchte, sollte einige Dinge beachten. Die Gesundheitskarte und die dazugehörige PIN sollten griffbereit sein, insbesondere bei verschreibungspflichtigen Medikamenten. Wer ein handschriftliches Rezept hat, kann dieses vorab abfotografieren – das beschleunigt die digitale Erkennung. Für besonders dringende Fälle, etwa bei einer akuten Infektion, kann per Touchscreen eine Expresslieferung gebucht werden. Diese erfolgt innerhalb von vier Stunden gegen einen Aufpreis. Auch die Beratung ist klar geregelt: Für Rückfragen steht eine drei Minuten lange Video-Sprechzeit zur Verfügung. Wer längere oder komplexere Anliegen hat, sollte lieber direkt telefonisch mit der betreuenden Apotheke sprechen.
Das Apotheken-Terminal in Gelmer ist keine vollständige Alternative zur klassischen Apotheke – aber es ist eine pragmatische Lösung für einen Stadtteil, dem eine wichtige Infrastruktur verloren gegangen ist. Es spart Wege, schließt eine Versorgungslücke und bietet gleichzeitig eine gewisse Sicherheit: Wer Medikamente braucht, bekommt sie weiterhin – mit Beratung, Lieferung und technischer Unterstützung. Damit zeigt Gelmer, wie sich Digitalisierung und Nahversorgung sinnvoll verbinden lassen. Das Modell könnte auch für andere Stadtteile oder kleinere Orte im Münsterland interessant werden, in denen Apotheken zunehmend verschwinden.