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Gewerkschaft der Polizei fordert waffenfreie Bahnhöfe in ganz Deutschland

Jugendlicher löst mit Spielzeugwaffe Polizeieinsatz am Hauptbahnhof Münster aus und muss mit Konsequenzen rechnen. Die Bundespolizei vollstreckt zwei Haftbefehle am Hauptbahnhof Münster. Innerhalb kurzer Zeit wurden zwei gesuchte Männer festgenommen und der Justiz übergeben. Die Gewerkschaft der Polizei fordert waffenfreie Bahnhöfe in allen Bundesländern. Kritisiert wird das aktuelle Flickwerk aus Einzelregelungen.
Foto: David Olef

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Die Gewerkschaft der Polizei fordert waffenfreie Bahnhöfe in ganz Deutschland – und drängt auf einheitliche gesetzliche Regelungen. Nach Ansicht der GdP ist die aktuelle Situation ein unübersichtlicher Flickenteppich, der Sicherheitslücken begünstigt. Besonders nach Gewalttaten an Bahnhöfen müsse ein klarer gesetzlicher Rahmen geschaffen werden, betont Andreas Roßkopf, Vorsitzender der GdP für die Bundespolizei.

Zersplitterte Gesetzeslage: Nur der Fernverkehr ist bundesweit geregelt

Aktuell existiert ein generelles Waffenverbot nur im Fernverkehr. Im Nahverkehr und an Bahnhöfen sind waffenfreie Zonen Ländersache. Diese föderale Zuständigkeit führt zu einem uneinheitlichen Bild in ganz Deutschland. Wer mit Waffen unterwegs ist, kann sich oft durch einen einfachen Ortswechsel den Kontrollen entziehen. Die Gewerkschaft der Polizei fordert waffenfreie Bahnhöfe deshalb als konsequente Reaktion auf diese Lücke.

NRW als Vorreiter: Waffenverbotszonen an Feiertagen und dauerhaft

In Nordrhein-Westfalen wurden bereits erste Maßnahmen umgesetzt. Besonders zu Großveranstaltungen wie Karneval, Silvester oder auf Weihnachtsmärkten gelten zeitlich begrenzte Waffenverbotszonen. Beispiele hierfür sind Städte wie Aachen, Duisburg oder Dortmund. Weihnachten 2024 waren fast 30 Bahnhöfe im Land betroffen.

Darüber hinaus planen mehrere Städte in NRW dauerhafte waffenfreie Bahnhöfe. In Münster, Hamm und Bielefeld sind solche Zonen bereits eingerichtet oder in Vorbereitung. Die Stadt Bonn wird im Sommer 2025 eine dauerhafte Waffenverbotszone am Bahnhof einführen.

Messerangriff in Solingen löste bundesweite Debatte aus

Ein tödlicher Messerangriff im Sommer 2024 in Solingen führte zu einer Gesetzesänderung auf Bundesebene. Seither darf die Polizei in Waffenverbotszonen auch ohne konkreten Verdacht kontrollieren. Diese neue Rechtslage ermöglicht es den Einsatzkräften, präventiv tätig zu werden. Die Gewerkschaft der Polizei fordert waffenfreie Bahnhöfe deshalb auch als Teil eines umfassenden Sicherheitskonzepts.

Vergleich der Bundesländer: Uneinigkeit bei landesweiten Regelungen

Schleswig-Holstein ist bislang das einzige Bundesland mit einem landesweiten Waffenverbot im Nahverkehr. In Berlin und Baden-Württemberg laufen derzeit Vorbereitungen für ähnliche Regelungen. Bayern hingegen lehnt ein flächendeckendes Verbot ab und überlässt die Entscheidung den Gemeinden. Diese Uneinigkeit erschwert aus Sicht der GdP einen wirksamen Schutz auf Bundesebene.

Waffenverbotszonen: Abschreckung oder nur Verlagerung?

Während die GdP NRW den Ausbau von Waffenverbotszonen begrüßt, bleiben Experten vorsichtig. Michael Mertens, NRW-Landesvorsitzender der GdP, sagt: „Jedes Messer, das aus dem Verkehr gezogen wird, ist ein Gewinn.“ Auch Hinweisschilder an den Bahnhöfen sollen eine abschreckende Wirkung entfalten. Kriminologen verweisen jedoch auf mögliche Verdrängungseffekte: Wer eine Waffe mitführt, könnte künftig Bahnhöfe meiden und sich stattdessen auf öffentliche Plätze in der Innenstadt verlagern.

Forderung mit Signalwirkung: Einheitliche Lösung gefordert

Die Gewerkschaft der Polizei fordert waffenfreie Bahnhöfe aus Überzeugung. Die Sicherheit von Reisenden und Bahnpersonal dürfe nicht vom Wohnort oder Bundesland abhängen. Ob die Politik die Initiative aufgreift und bundesweit einheitliche Regelungen beschließt, ist offen. Klar ist aber: Die Debatte wird weiter Fahrt aufnehmen – auch durch den zunehmenden gesellschaftlichen Druck.

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