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Gronauer Vater-Sohn-Duo vor Gericht: Luxus-Mietwagen für Geldautomatensprenger

Ein Mann wollte Kinder kaufen – was dieser erschütternde Fall bedeutet und warum er erneut vor dem Landgericht Münster verhandelt wird.
Foto: Sang Hyun Cho

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Düsseldorf. In einem brisanten Prozess vor dem Landgericht Düsseldorf stehen derzeit ein 46-jähriger Vater und sein 23-jähriger Sohn aus Gronau (NRW) wegen Beihilfe zu einer bundesweiten Serie von Geldautomatensprengungen vor Gericht. Die Anklage wirft den beiden vor, zwischen Mai und November 2021 gezielt einen 600 PS starken AMG-Mercedes E 63 S an Kriminelle vermietet zu haben – für mindestens 500 Euro pro Tag und mit einem Gesamtumsatz von rund 28.000 Euro.

Sprengserien in sechs Bundesländern und Luxemburg

Laut Anklage nutzten die Täter das hochmotorisierte Fahrzeug, das über eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 300 km/h verfügt, für insgesamt 15 erfolgreiche sowie fünf gescheiterte Geldautomatensprengungen. Die Taten ereigneten sich unter anderem in Meerbusch-Osterath, Viersen, Dormagen und Gelsenkirchen. Darüber hinaus waren Standorte in Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Hessen und sogar Luxemburg betroffen. Die Beute belief sich auf etwa 880.000 Euro Bargeld. Der verursachte Sachschaden liegt bei über 1,7 Millionen Euro.

Ermittlungen durch GPS und Telefoneingriffe

Die Ermittler wurden stutzig, weil der auffällige AMG-Mercedes mehrfach an Tatorten gesichtet wurde. In der Folge setzte die Polizei GPS-Tracker und Telefonüberwachung ein. Dabei konnten zahlreiche Bewegungsprofile und Kommunikationsvorgänge dokumentiert werden. 2022 erfolgten schließlich Festnahmen in den Niederlanden. Vater und Sohn wurden später nach Deutschland ausgeliefert, wobei die Haftbefehle unter Auflagen außer Vollzug gesetzt wurden.

Kommunikation über soziale Medien

Die Anmietungen des Wagens liefen auffällig unauffällig: Per WhatsApp, Snapchat und Instagram vereinbarten die Beteiligten Treffpunkte und Übergabezeiten. Das Fahrzeug wurde oft für mehrere Tage oder gar Wochen übernommen – offenbar, um auch spontane Sprengungen in verschiedenen Bundesländern zu ermöglichen. Ermittler gehen davon aus, dass die Tätergruppen durchweg aus den Niederlanden stammten. Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft arbeitete deshalb eng mit den niederländischen Behörden und der Zentralstelle „BEGAS“ (Bekämpfung von Geldautomatensprengungen) zusammen.

Geständnisse und milde Strafen

Beide Angeklagten legten nach einer nichtöffentlichen Verständigung mit dem Gericht ein umfassendes Geständnis ab. Der Vater kann laut Richterspruch mit einer zur Bewährung ausgesetzten Freiheitsstrafe zwischen 18 und 24 Monaten rechnen. Der Sohn, zum Tatzeitpunkt erst 19 Jahre alt, wird nach Jugendstrafrecht verurteilt. Strafmildernd wirkte sich unter anderem die Kooperationsbereitschaft im Ermittlungsverfahren aus: Die Männer halfen bei der Aufklärung weiterer Fälle.

Leasing-Luxus als Geschäftsmodell

Besonders pikant: Der Mercedes wurde laut Aktenlage im Frühjahr 2021 auf Kredit angeschafft – offenbar mit dem Ziel, ihn für solche illegalen Einsätze zu vermieten. Die Polizei spricht von einem gezielt aufgebauten „Service“ für Tätergruppen. In mindestens vier Fällen fanden die Sprengungen direkt im Raum Düsseldorf statt. Nach mehreren Taten flohen die Täter über den Grenzübergang Alstätte bei Gronau zurück in die Niederlande – stets im selben Fahrzeug.

Parallele Fälle aus Gronau

Der Prozess reiht sich ein in eine auffällige Häufung ähnlicher Fälle aus der Region. Erst im Juni 2025 wurde ein 24-jähriger Autovermieter aus Gronau zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Auch er hatte leistungsstarke Fahrzeuge an Sprengergruppen vermietet. Seine 22-jährige Mitangeklagte erhielt eine Bewährungsstrafe. Der aktuelle Prozess gegen Vater und Sohn umfasst acht Verhandlungstage. Bei weitergehender Kooperation könnte das Verfahren sogar noch vor Oktober abgeschlossen werden.

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