
Münster. Am Sonntag, den 6. Juli 2025, wurde es still in Münsters Innenstadt – und zugleich festlich. Denn Hunderte Menschen nahmen an der Großen Prozession Münster teil, die in diesem Jahr besonders im Zeichen des 800-jährigen Domjubiläums stand. Über Straßen wie Salzstraße, Prinzipalmarkt und Ludgeristraße bewegte sich der Glaubenszug durch das Herz der Stadt. Der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterović, war eigens aus Berlin angereist, um am feierlichen Gottesdienst im St.-Paulus-Dom teilzunehmen.
Die Große Prozession Münster beginnt traditionell mit einem Stationsgottesdienst in der Kirche St. Lamberti. Von dort zieht die Prozession über die Altstadtstraßen zum Dom. Dabei wird das historische Pestkreuz mitgeführt – eine Nachbildung des Originals aus dem Stephanschor. Auch 2025 säumten wieder zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer die Wegstrecke, viele davon Touristen oder jüngere Gläubige.
Vertreter des Domkapitels, des Stadtrats, der Ordensgemeinschaften und verschiedener Institutionen nahmen an der Prozession teil. Begleitet wurde der Zug von feierlicher Musik und getragenem Glockenklang. Die Straßen waren für den Verkehr gesperrt, sodass der religiöse Festzug ungestört durch Münsters Zentrum ziehen konnte.
Der Hintergrund der diesjährigen Großen Prozession Münster war ein ganz besonderer: 800 Jahre Grundsteinlegung des St.-Paulus-Doms. Aus diesem Anlass zeigte sich die Stadt von ihrer festlichsten Seite. Bereits in den Tagen vor der Prozession wurden der Reliquienschatz des Doms öffentlich ausgestellt, Konzerte veranstaltet und Führungen angeboten.
Zum Höhepunkt am Sonntag kam dann der Apostolische Nuntius persönlich nach Münster. In seiner Predigt betonte er die Bedeutung des Evangeliums als Quelle der Freude und rief dazu auf, neue Wege der Verkündigung zu finden – gerade in einer Gesellschaft, in der der christliche Glaube immer weniger präsent ist.
Musikalisch war die Feier eindrucksvoll: Der Knabenchor Capella Ludgeriana, der Domchor St. Paulus, die Dombläser sowie das Ensemble STRINGent und Freunde begleiteten die Prozession und den Gottesdienst. An der Orgel spielte Max Betz. Die musikalische Leitung übernahm Domkapellmeister Alexander Lauer.
Besonders bewegend war auch der Moment, als der historische Paulusaltar im Westchor des Doms geöffnet wurde. Der dort präsentierte Reliquienschatz war zuletzt 2014 zu sehen und zog viele Besucher an. Am Nachmittag wurden die wertvollen Kunstgegenstände nach einer feierlichen Vesper wieder in ihr Depot zurückgebracht.
Die Große Prozession Münster geht auf das Jahr 1382 zurück. Damals starben Tausende Menschen an der Pest, ein Jahr später zerstörte ein Großbrand weite Teile der Stadt. Die Bürgerschaft und Geistlichkeit beschlossen eine jährliche Buß- und Bittprozession. Ihr Ziel: Gott um Schutz vor Unglück zu bitten. Seitdem zieht der Glaubenszug jedes Jahr am ersten Juli-Sonntag durch die Stadt.
Auch heute ist der Zug ein wichtiges Zeichen für Gemeinschaft und Glauben. Er verbindet die Geschichte der Stadt mit der Gegenwart – und setzt ein sichtbares Zeichen des Miteinanders. Die Große Prozession Münster ist dabei längst mehr als ein religiöses Ritual. Sie ist ein lebendiges Kulturereignis, das Generationen miteinander verbindet und Tradition in die heutige Zeit trägt.