
Münster/AI. In der Nacht zu Freitag haben Unbekannte im Marineviertel mehrere Objekte mit Farbe beschädigt. Entlang der Otto-Weddigen-Straße, nur wenige Meter vom Dortmund-Ems-Kanal entfernt, traf es nach Informationen unserer Redaktion sechs Autos, Straßenschilder an beiden Straßenenden sowie ein Garagentor. Verwendet wurden rote und schwarze Farbe. Außerdem wurden Hakenkreuze aufgetragen. Die Polizei bestätigte auf Nachfrage die verfassungswidrigen Symbole. Der Sachschaden liegt ersten Schätzungen zufolge im fünfstelligen Bereich.
Der Angriff ereignete sich in den späten Nachtstunden. Hinweise auf frische Farbschichten an Schildern und Karosserien gingen noch am Morgen ein. Anwohner dokumentierten die Beschädigungen, bevor erste Reinigungsarbeiten begannen. Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung und der Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen. Angesichts der Symbolik könnte der Staatsschutz prüfen, ob eine politische Motivation vorliegt. Offiziell bestätigt ist diese Einbindung bislang nicht.
Nur zwei Tage vor der Tat übergab eine Bürgerinitiative mehr als 8.000 Unterschriften gegen die geplante Umbenennung mehrerer Straßen im Marineviertel an die Stadt. Betroffen sind unter anderem die Otto-Weddigen-Straße, die Skagerrakstraße, die Admiral-Scheer-Straße und die Admiral-Spee-Straße. Über die Übergabe und die Debatte haben wir bei ms-aktuell.de bereits berichtet. Die zeitliche Nähe wirft Fragen auf. Könnte die Farbattacke ein Signal an die Initiative oder an politische Entscheidungsträger sein? Das ist naheliegend, aber nicht belegt. Ermittler verweisen darauf, dass erst Spuren, Videoauswertungen und Hinweise Dritter belastbare Rückschlüsse erlauben.
Der aktuelle Vorfall steht nicht für sich. In den vergangenen Monaten wurden in Münster wiederholt Farb- und Schmieranschläge dokumentiert. Bereits im Oktober 2024 waren historische Gebäude wie Rathaus, Dom und das LWL-Museum mit roter Farbe und politisch aufgeladenen Schriftzügen verunstaltet worden. Zudem meldete die Polizei im Juni 2025 erneut Farbschmierereien am Historischen Rathaus. Die Stadt prüfte daraufhin den gezielteren Einsatz von Videoüberwachung im Umfeld besonders exponierter Orte. Ob es zwischen den damaligen Vorfällen und der jetzigen Tat konkrete Verbindungen gibt, ist offen.
Aktuell sicherten die Ermittler Lackproben und verglichen Muster. Außerdem werten sie mögliches Videomaterial entlang der Routen im Umfeld des Kanals aus. Gleichzeitig laufen Anwohnerbefragungen. Wichtig ist zudem der Abgleich mit früheren Taten: Stimmen Farbtyp, Düsenspur oder Auftragstechnik überein, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass dieselben Täter verantwortlich sind. Allerdings kommen auch Nachahmungstaten infrage. Erst die Gesamtschau aus Forensik und Tatprofil liefert tragfähige Ergebnisse.
Farb- und Schmieranschläge beschädigen Eigentum, doch sie treffen auch das Sicherheitsgefühl. Weil häufig symbolische Orte betroffen sind, entsteht zusätzlicher Druck auf eine ohnehin kontroverse Debatte. In Münster überlagern sich derzeit zwei Ebenen: Zum einen entzünden sich Diskussionen an historischen Straßennamen. Zum anderen spiegeln sich internationale Konflikte in lokalen Parolen. Deshalb ist jetzt wichtig, die Auseinandersetzung sachlich zu führen, Hinweise ernst zu nehmen und Verfahren rechtsstaatlich konsequent fortzuführen.