Der enorme Kursanstieg der GameStop-Aktie Anfang 2021 bewegte die ganze Welt. Innerhalb weniger Wochen schoss der Aktienkurs der angeschlagenen Videospielhandelskette um atemberaubende 2700 Prozent nach oben. Laut Daten der US-Börsenaufsicht handelten zeitweise fast 900.000 Kleinanleger mit dem Papier. Nun bringt Hollywood die spektakuläre Geschichte in den Spielfilm „Dumb Money“, der am 2. November 2022 in den deutschen Kinos startet. Aber taugt die Verfilmung des GameStop-Hypes überhaupt etwas?
Im Film wird die Hauptfigur Keith Gill als liebenswerter Mittdreißiger aus Massachusetts dargestellt. In seiner Freizeit tritt Gill unter dem Pseudonym „Roaring Kitty“ in Youtube-Videos auf, in denen er leidenschaftlich für die aus seiner Sicht unterbewertete GameStop-Aktie wirbt. Fast sein gesamtes Erspartes hat Gill in das Papier investiert. Mit seinen Videos wird er schnell zum Internetstar und begeistert damit immer mehr junge Anleger für GameStop. Dies verleiht dem Aktienkurs gewaltigen Auftrieb.
Auf der anderen Seite stehen mächtige Hedgefondsmanager, die mit hohen Summen auf einen Kursverfall der GameStop-Aktie wetten. Diese etablierten Wall-Street-Größen sehen sich plötzlich einer wachsenden Gemeinschaft von Kleinanlegern gegenüber, die über Smartphones miteinander verbunden sind. Es kommt zum Duell zwischen Hedgefonds und Privatanlegern.
Laut dem Film versichern sich die Kleinanleger dabei gegenseitig immer wieder: „Wir werden die Aktie nie verkaufen.“ Fondsmanager kritisieren diese vermeintliche Anlagestrategie. Ohne Verkäufe könne niemand etwas gewinnen, so die Expertenmeinung. Der Film verzichtet aber auf solche kritischen Zwischentöne.
Auch die nervenaufreibende Zeit der Corona-Pandemie als Hintergrund der Ereignisse wird nicht näher beleuchtet. Ebenso wenig die Ambivalenz der Hauptfigur Keith Gill, der eigentlich Finanzanalyst ist und Kleinanleger in die Aktie getrieben haben könnte. Der Film verherrlicht stattdessen die Gemeinschaft der Privatanleger.
Trotzdem hat „Dumb Money“ auch amüsante Szenen, etwa wenn sich ein Hedgefondsmanager lächerlich macht oder kleine Angestellte durch GameStop-Gewinne für kurze Zeit reich werden. Der Filmtitel „Dumb Money“ spielt auf die herablassende Bezeichnung an, mit der Börsenprofis Privatanleger versehen.
Kurios ist, dass der Film von drei Superreichen finanziert wurde, die an der Wall Street eigentlich keine Sympathieträger sind. Sie betonen, nicht die Absicht gehabt zu haben, andere schlecht aussehen zu lassen. Dennoch prüften Juristen den Film wohl, um Klagen vorzubeugen.
Alles in allem bietet „Dumb Money“ leichte Unterhaltung, bleibt in der Darstellung aber oberflächlich. Dem Film fehlt es an kritischen Zwischentönen und intellektuellem Tiefgang. Er erklärt die dahinterstehenden Finanzgeschäfte nicht wirklich. Wer mehr Hintergründe über den irren GameStop-Hype erfahren möchte, ist mit dem Streifen nicht gut bedient.