
Ab dem 1. Juli 2025 steht vielen Versicherten der IKK classic eine drastische Änderung bevor: Die bisher wohnortnahe Versorgung über Apotheken fällt in weiten Teilen weg. Hintergrund ist eine Vertragsumstellung der Krankenkasse, die erhebliche Folgen für Patientinnen und Patienten in Münster und im Umland mit sich bringt.
Die IKK classic hat sich dafür entschieden, den Hilfsmittelbezug künftig ausschließlich über Einzelverträge zu regeln. Das bedeutet: Nur Apotheken, die den neuen Vertragsbedingungen zustimmen, dürfen Produkte wie Kompressionsstrümpfe, Inkontinenzeinlagen oder Verbandmaterialien zu Lasten der Krankenkasse abgeben. Viele Apotheken in Münster und Umgebung lehnen diese Verträge jedoch ab – aus gutem Grund.
Laut Angaben mehrerer Inhaber seien die wirtschaftlichen und organisatorischen Bedingungen der IKK-Verträge nicht tragbar. Die Kalkulation sei zu knapp, die Bürokratie zu hoch und die Haftung unklar. Daher schließen viele Apotheken aus Münster eine Teilnahme aus. Die Folge: IKK-Versicherte müssen künftig deutlich weitere Wege auf sich nehmen – teils über 50 Kilometer zur nächsten Vertragsapotheke.
Gerade für ältere oder chronisch kranke Menschen ist die wohnortnahe Abgabe von Hilfsmitteln essenziell. Doch durch die neue Regelung der IKK classic wird die Versorgungssicherheit in Münster spürbar geschwächt. Die gesetzlich verankerte Versorgungsgleichheit, wie sie in § 12 SGB V gefordert wird, gerät ins Wanken. Besonders im ländlichen Umland Münsters drohen deutliche Lücken.
Einige Apothekerinnen und Apotheker aus Münster gehen inzwischen einen Schritt weiter: Sie raten betroffenen Patientinnen und Patienten offen zum Kassenwechsel. „Ich kann meine Kunden nicht in eine Versorgungslücke laufen lassen“, sagt ein Inhaber aus dem Stadtteil Kinderhaus. Die Reaktionen in der Apothekerschaft zeigen, wie groß die Frustration ist. Die IKK classic wiederum verweist auf Wirtschaftlichkeit und Vertragsfreiheit.
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Ob eine Krankenkasse das Wahlrecht der Versicherten zur Apothekenauswahl in dieser Form einschränken darf, ist juristisch noch nicht eindeutig geklärt. Auch die Informationslage ist schlecht: Versicherte wissen oft nicht, welche Apotheken in Münster noch beliefert dürfen – und Apotheken selbst müssen mühsam recherchieren, wer Vertragspartner ist. Transparenz sieht anders aus.
Die neue Versorgungssituation der IKK classic stellt viele Menschen in Münster vor praktische Probleme. Wer regelmäßig auf Hilfsmittel angewiesen ist, sollte sich frühzeitig informieren und gegebenenfalls über einen Wechsel der Krankenkasse nachdenken. Apotheken in Münster bleiben zentrale Ansprechpartner – auch wenn ihnen das Abgaberecht künftig verwehrt bleibt.