
Düsseldorf. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Nordrhein-Westfalen ist im ersten Quartal 2025 drastisch gestiegen. Insgesamt meldeten 1.572 Betriebe Insolvenz an – ein Plus von 19,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit erreicht die Insolvenzwelle in NRW 2025 den höchsten Stand seit fast zehn Jahren. Besonders betroffen sind mittelständische und energieintensive Unternehmen, aber auch Branchen wie Baugewerbe, Gastronomie, Einzelhandel, Handwerk und produzierende Industrie geraten zunehmend unter Druck.
Mehrere Entwicklungen tragen zur aktuellen Insolvenzwelle in NRW 2025 bei. Noch immer wirken die Folgen der Corona-Pandemie nach. Viele Unternehmen hatten während der Krise von der ausgesetzten Insolvenzantragspflicht profitiert – nun holen diese Verbindlichkeiten sie ein. Gleichzeitig kämpfen zahlreiche Betriebe mit strukturellen Belastungen. Hohe Energiepreise, gestiegene Löhne, wachsende Bürokratie und Zinssteigerungen setzen dem Mittelstand zu. Hinzu kommt die zunehmende Konkurrenz durch den digitalen Handel, insbesondere im Einzelhandel. Auch die schwächelnde Weltwirtschaft sorgt für zusätzliche Unsicherheit. Internationale Handelskonflikte, etwa durch politische Entscheidungen in den USA, bremsen Investitionen. Die Zurückhaltung der Verbraucher trägt mit einer anhaltenden Konsumflaute zur wirtschaftlichen Stagnation bei.
Die Landespolitik versucht gegenzusteuern. NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) verweist auf das neue Förderprogramm NRW.BANK.Invest Zukunft, das seit Mai 2025 läuft. Es bietet Unternehmen Kredite mit einem Zinsabschlag von zwei Prozent. Kleine und mittlere Unternehmen können darüber hinaus bis zu 20 Prozent Tilgungsnachlass erhalten. Neubaur fordert außerdem verlässliche Rahmenbedingungen, bezahlbare Energie, weniger Bürokratie, faire Steuern und gezielte Fachkräfteförderung. FDP-Landeschef Henning Höne hingegen übt scharfe Kritik am jüngsten Investitionsgipfel. Er bemängelt, dass Mittelstand, Handwerk und freie Berufe kaum eingebunden wurden. Seine Forderung: eine echte Reformagenda, die auf weniger Regulierung, geringere Steuerlast und mehr unternehmerische Freiheit setzt.
Insolvenzen sind nicht grundsätzlich ein Warnsignal. In einer funktionierenden Wirtschaft gehören sie zum Strukturwandel dazu. Problematisch wird die aktuelle Entwicklung jedoch, weil ihr kaum neue Gründungen gegenüberstehen. Es entsteht eine gefährliche Lücke – nicht nur an Innovationskraft, sondern auch an industriellem Know-how. Langfristig droht ein Verlust der Wettbewerbsfähigkeit in NRW und darüber hinaus. Experten warnen: Ohne gezielte Gegenmaßnahmen und mutige Strukturreformen könnten zentrale Branchen dauerhaft Schaden nehmen.