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Jubel bei den Besuchern – Kritik im Netz: Was der Zoo Münster dazu sagt

Täglich watscheln Pinguine durch den Allwetterzoo Münster. Was dahintersteckt – und warum es Fans und Kritiker gibt, liest du hier.
Symbolbild: Jen Dries

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Geliebte Tradition mit tierischem Mehrwert

Münster. Täglich um 14 Uhr (außer montags und freitags) kommt im Allwetterzoo Münster eine ganz besondere Bewegung in Gang: Rund 15 bis 25 Brillenpinguine verlassen freiwillig ihr Gehege und watscheln über die Besucherwege – vorbei an Kindern, Kameras und staunenden Gesichtern. Der sogenannte Pinguinmarsch ist längst mehr als ein Fotomotiv. Er gehört fest zum „tierischen Stundenplan“ des Zoos und erfüllt gleichzeitig einen wichtigen Zweck: Abwechslung, Bewegung und neue Eindrücke für die Tiere.

Begleitet von zwei bis drei Tierpflegerinnen und Pflegern machen sich die südafrikanischen Brillenpinguine auf eine rund 100 Meter lange Strecke, bevor sie selbstständig zurück zum Wasserbecken kehren. Die Route ist gesichert, der Weg teilweise beschattet, und das Becken zur Abkühlung wartet direkt im Anschluss. Wichtig: Kein Tier wird zum Mitlaufen gezwungen – wer lieber im Gehege bleibt, darf das jederzeit tun.

So läuft der Pinguinmarsch ab

Der Zoo hat klare Regeln: Besucher dürfen die Tiere nicht anfassen, nicht bedrängen und sollen Abstand halten. Absperrbänder entlang des Weges sorgen für Orientierung, und das Zoopersonal greift ein, wenn sich jemand nicht daran hält. Kinder werden gebeten, die Tiere nicht mit ausgestreckten Armen zu begrüßen – Schnabelspitzen können spitz sein, und die Tiere sollen nicht gestresst werden.

Wer gute Sicht möchte, sollte spätestens um 13:50 Uhr am Gehege sein. Die besten Fotos gelingen übrigens aus niedriger Perspektive – wer die Kamera auf Hüfthöhe hält, bekommt die typische „Watschelperspektive“. Wer nach dem Marsch bleibt, kann um 15:30 Uhr (außer donnerstags) die öffentliche Fütterung miterleben – ein weiterer Höhepunkt für Besucher.

Keine Show – sondern Enrichment für die Tiere

Was nach Attraktion aussieht, ist aus Sicht des Zoos ein ernst gemeinter Teil des Tiermanagements. Der Marsch sei kein Zwang, sondern ein Enrichment – eine gezielte Beschäftigung für die Tiere. Bewegung, neue Reize, Kontakt mit Besuchern und Belohnung durch Leckerbissen: All das macht den Marsch für die Tiere sinnvoll. Die Idee ist nicht neu: Bereits Ende der 1970er-Jahre gab es erste Spaziergänge mit einzelnen Pinguinen. Berühmt wurde vor allem „Sandy“, die fast täglich ihre Runden drehte. Seit 2024 ist der Pinguinmarsch offiziell Teil des Zooalltags – als feste Maßnahme zur Tierbeschäftigung.

Warum Hitze kein Hinderungsgrund ist

Brillenpinguine stammen von den Küsten Südafrikas und Namibias. Temperaturen über 25 Grad sind für sie nicht ungewöhnlich. Anders als Kaiserpinguine oder Eselspinguine sind sie an Wärme angepasst. Dennoch gilt: An Tagen mit über 30 Grad, bei starkem Regen oder Unwetter wird der Marsch von den Tierpflegern verkürzt oder ganz abgesagt. Die Entscheidung fällt jeweils kurzfristig – mit Blick auf Wetter, Tierverhalten und Sicherheit.

Ein Teil des Rundwegs liegt im Schatten, und das Wasserbecken steht direkt im Anschluss bereit. Auch deshalb bleibt die Belastung überschaubar. Besucher werden am Gehege oder online informiert, wenn der Marsch ausfällt.

Diskussionen in sozialen Medien: Meist Zustimmung, manchmal Kritik

Auf der Facebook-Seite des Allwetterzoos Münster sorgt der Pinguinmarsch regelmäßig für Begeisterung. Die Kommentare sind voll von Herz-Emojis, Pinguin-Gifs und Handyvideos. Typische Reaktionen lauten: „So niedlich!“, „Einfach immer wieder schön“ oder „Ein Pflichttermin bei jedem Zoobesuch“.

Doch es gibt auch kritische Stimmen. Besonders an heißen Tagen äußern einige Nutzer Bedenken, ob der Marsch tiergerecht sei. Einzelne Kommentare fragen etwa: „Muss das sein bei 30 Grad?“, oder bezeichnen den Marsch als „reine Show“.

Der Zoo reagiert offen und sachlich. In einem Facebook-Beitrag heißt es: „Die Pinguine sind los! Nein, mit unserer Anlage ist nichts defekt. Dass unsere Pinguine hier außerhalb ihres Geheges herumlaufen, ist gewollt. Das ist nicht nur toll für euch – sondern auch für die Tiere eine tolle Beschäftigung.“ Bei Nachfragen erklären die Tierpfleger, dass die Tiere freiwillig laufen, jederzeit abbrechen können und gut überwacht werden.

Wie Der Westen in einem aktuellen Beitrag schreibt, geht der Zoo mit Bedenken transparent um. Hitze, Stressvermeidung und Freiwilligkeit würden regelmäßig thematisiert. Vorwürfe, es handele sich um „Zwang“ oder gar um ein Showformat, weist der Zoo konsequent zurück – mit Verweis auf tierärztliche Betreuung, EAZA-Richtlinien und jahrelange Erfahrung mit der Art.

Ein Erlebnis mit Herz, Respekt und klaren Regeln

Der Pinguinmarsch im Allwetterzoo Münster ist nicht nur ein Publikumsmagnet – er zeigt auch, wie moderne Tierhaltung und Besucherinteresse zusammengehen können. Wer sich an die Regeln hält, Abstand wahrt und die Tiere nicht stört, bekommt einen einmaligen Einblick – und vielleicht das schönste Handyvideo des Tages.

Für viele Gäste ist der tägliche Marsch ein fester Bestandteil des Zooerlebnisses. Und für die Pinguine? Bewegung, Abwechslung, Leckerbissen. Das Watschelballett hat also zwei Seiten – und beide profitieren davon.

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