
Münster/AI. Friedensaktivisten aus Münster fordern die Stadt auf, verletzte und traumatisierte Kinder aus Gaza und aus Israel aufzunehmen. In einem offenen Brief an Oberbürgermeister Markus Lewe bitten sie, sich der Initiative mehrerer deutscher Städte anzuschließen – und damit ein sichtbares Zeichen der Menschlichkeit zu setzen. Zudem kündigen die Initiatoren eine Unterschriftenaktion an.
Die „Friedensinitiativen in Münster“ appellieren, dass Münster als Stadt des Westfälischen Friedens Verantwortung übernimmt. Die Stadt solle, so der Vorschlag, gemeinsam mit anderen Kommunen Plätze für besonders schutzbedürftige Kinder bereitstellen. Dabei geht es um medizinische Versorgung, psychologische Betreuung und sichere Unterbringung – möglichst unbürokratisch und schnell.
Hannover hatte den Anfang gemacht. Kurz darauf signalisierten Düsseldorf, Leipzig, Kiel und Bonn ebenfalls Bereitschaft, jeweils bis zu 20 Minderjährige aufzunehmen. Die fünf Städte wandten sich gemeinsam an den Bund, um rechtliche und organisatorische Voraussetzungen zu klären.
Münster hat sich der Initiative bislang nicht angeschlossen. Die Stadt verweist darauf, dass zunächst die Prüfung durch den Bund abgewartet werden soll. Genau das kritisieren die Friedensinitiativen – und werben nun in Münster um öffentliche Unterstützung.
Das Bundesinnenministerium reagiert auf die Vorstöße der Städte zurückhaltend. Entscheidend seien Sicherheitslage, Ausreisemöglichkeiten und der rechtliche Rahmen. Mehrere Berichte verweisen zudem darauf, dass formale Anträge zunächst geklärt werden müssten. Kommunen können deshalb erst handeln, wenn Berlin den Weg frei macht.
Italien hat seit 2024 wiederholt Patientinnen und Patienten – darunter zahlreiche Kinder – aus Gaza zur Behandlung eingeflogen; allein am 11. Juni 2025 kamen im Rahmen eines EU-Einsatzes 17 weitere an. Norwegen hat nach Regierungsangaben insgesamt über 60 Menschen aufgenommen, die meisten davon Kinder, und nimmt fortlaufend weitere auf. Außerdem plant das Vereinigte Königreich, Hunderte schwerkranke Kinder für eine Behandlung in NHS-Kliniken zu evakuieren. Diese Beispiele zeigen, dass medizinische Evakuierungen grundsätzlich möglich sind – wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
Die Initiatoren wollen in den kommenden Wochen Unterschriften sammeln und damit den politischen Druck erhöhen. Parallel beobachten Kommunen bundesweit die Gespräche mit dem Bund. Ob Münster nachzieht, hängt daher nicht nur vom politischen Willen vor Ort ab, sondern ebenso von den Entscheidungen in Berlin.