
Münster ist bekannt als Fahrradhauptstadt Deutschlands – mit dem Projekt Leezenflow hat die Stadt eine bundesweit beachtete Innovation auf den Weg gebracht. Die digitale Anzeige unterstützt Radfahrende dabei, Kreuzungen flüssiger zu überqueren. Doch während die Technik zunächst an mehreren Stellen im Stadtgebiet installiert wurde, ist derzeit nur noch ein Standort aktiv.
Der Name Leezenflow setzt sich aus dem münsteraner Begriff für Fahrrad – „Leeze“ – und dem englischen „Flow“ zusammen. Ziel ist es, den „Flow“ im Radverkehr zu verbessern. Die Idee dahinter: LED-Anzeigen zeigen Radfahrenden an, ob sie die nächste Ampel noch bei Grün erreichen – oder besser abbremsen sollten, um nicht an der roten Ampel zu warten. Grundlage der Anzeige sind die aktuellen Ampelphasen sowie die gemessene Durchschnittsgeschwindigkeit des Radverkehrs.
Die Technik wurde in Zusammenarbeit mit einem Start-up im Rahmen des Smart-City-Modellprojekts der Stadt Münster entwickelt und 2021 am Hörstertor erstmals getestet.
Laut einer Evaluation der Universität Münster konnte Leezenflow dazu beitragen, die Anzahl der Rotlichtstopps zu reduzieren. Im Mittel mussten Radfahrende 6,6 Prozent weniger häufig anhalten. Die Rohdaten dieser Studie wurden sogar als Open Data veröffentlicht.
Auf Basis dieser positiven Erkenntnisse hatte die Stadt Münster ursprünglich vor, Leezenflow an insgesamt neun Kreuzungen im Stadtgebiet auszurollen – unter anderem an der Schlossplatzpromenade, der Steinfurter Straße sowie am Hansaring. Doch dieses Vorhaben konnte bislang nicht dauerhaft umgesetzt werden.
Nach Angaben der Stadt ist derzeit nur der Prototyp am Hörstertor aktiv. Die übrigen Geräte mussten außer Betrieb genommen werden – unter anderem wegen technischer Probleme mit den Gehäusen und dem Rückzug des ursprünglichen Projektpartners. Die Weiterentwicklung der Technologie erfolgt nun im Rahmen eines neuen Projekts mit dem Namen Velo Wave, an dem auch Berlin beteiligt ist.
Ziel ist es, die Technik robuster und langfristig wartungsarm zu gestalten. Ob und wann Leezenflow wieder an mehreren Kreuzungen verfügbar sein wird, ist bislang nicht bekannt.
Leezenflow bleibt ein innovativer Ansatz, um den Radverkehr in Münster komfortabler zu gestalten. Die Grundidee überzeugt – und die Datenlage spricht für einen echten Nutzen. Dennoch zeigt sich, wie herausfordernd die praktische Umsetzung digitaler Lösungen im Verkehrsalltag sein kann.