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Missbrauch des Gedenkens? Kontroversen um Hanau-Kundgebung in Münster

Die Hanau Kundgebung Münster sorgt für Kritik. Organisationen distanzieren sich, da radikale Gruppen das Gedenken für politische Zwecke missbrauchen könnten.
Foto: congerdesign

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Am 19. Februar 2025 jährt sich der rassistische Anschlag von Hanau zum fünften Mal. In ganz Deutschland finden Gedenkveranstaltungen statt, um der Opfer zu gedenken und ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Doch in Münster sorgt die geplante Hanau Kundgebung Münster am 22. Februar für Diskussionen. Kritiker werfen den Organisatoren vor, das Gedenken für politische Zwecke zu missbrauchen. Besonders im Fokus steht die Gruppe „Aufbruch Münster“, gegen die die Initiative „Es reicht Münster“ einen Boykott fordert. ! Deshalb gibt es auch eine alternative Veranstaltung der Beauftragung Antifaschismus MS. Diese findet heute am Donnerstag um 18:00 Uhr auf dem Prinzipalmarkt statt.

Hanau Kundgebung Münster: Kontroverse um Organisatoren und politische Agenden

Während die Kundgebung offiziell der Erinnerung an die Opfer dient, stehen die Organisatoren in der Kritik. Die Gruppe „Aufbruch Münster“ wird mit gewalttätigen Vorfällen in Verbindung gebracht. Die Initiative „Es reicht Münster“ forderte deshalb öffentlich, sich von dieser Gruppe zu distanzieren und keine Plattform für deren Aktivitäten zu bieten.

Die Vorwürfe wiegen schwer. Im Oktober sollen mehrere Personen aus dem Umkreis der Gruppierung Personen auf dem Heimweg gezielt, körperlich angegriffen haben. Dem vorausgegangen sollen Diskussionen und antisemitische Äußerungen der Gruppe gewesen sein. Deshalb unterschrieben im Oktober 2024 verschiedenste Gruppen den Boykottaufruf.

Antisemitismus-Vorwürfe gegen weitere Veranstalter

Auch die Beteiligung der Gruppe „Palästina Antikolonial“ sorgt für Unbehagen. Diese Organisation wurde wiederholt mit antisemitischen Skandalen in Verbindung gebracht, darunter Aufrufe zur Vernichtung Israels. Kritiker befürchten, dass die Hanau Kundgebung Münster nicht nur dem Gedenken dient, sondern von radikalen Gruppen für eigene Zwecke genutzt wird.

Gedenken oder politischer Missbrauch? Die schwierige Abwägung

Viele Menschen möchten am 22. Februar der Opfer des Anschlags in Hanau gedenken. Doch die Kontroversen um die Organisatoren machen eine Teilnahme problematisch. Besonders zivilgesellschaftliche Gruppen und Vereine stehen vor der Frage, ob sie sich einer Veranstaltung anschließen können, die von Akteuren mit extremistischen Verbindungen organisiert wird.

Gedenkveranstaltungen für Opfer rechter Gewalt sollten Orte des Erinnerns und der Solidarität sein. Wenn jedoch Gruppen mit zweifelhafter Agenda das Gedenken dominieren, kann dies den eigentlichen Zweck untergraben. Viele Angehörige der Hanau-Opfer betonen, dass das Erinnern nicht für ideologische Zwecke missbraucht werden sollte.

Forderungen nach klarer Abgrenzung von radikalen Gruppen

In Reaktion auf die Debatte haben sich bereits einige Gruppen und Vereine von der Hanau Kundgebung Münster distanziert. Die Initiative „Es reicht Münster“ riefen, wie erwähnt, bereits im Oktober dazu auf, jegliche Zusammenarbeit mit „Aufbruch Münster“ und vergleichbaren Gruppen zu vermeiden. Gleichzeitig fordern sie weiterhin eine entschlossene Haltung gegen Rassismus, Nationalismus und rechte Gewalt – jedoch ohne fragwürdige Bündnisse.

Besonders deutlich distanzierte sich das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) von der geplanten Veranstaltung. In einer Stellungnahme gegenüber unserer Redaktion heißt es: „Die Gruppe „Palestina Antikolonial“ befürwortet Terror gegen Israel und kooperiert offen mit der Hamas-nahen „Palästinensischen Gemeinde Deutschland e.V.“ und der verbotenen Gruppe „Samidoun“, die zum Netzwerk der Terrororganisation PFLP gehört, das Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 als „Befreiungsakt“ gefeiert hat und das Existenzrecht Israels infrage stellt. Sie steht in Verbindung mit der terrornahen Organisation Samidoun und betreibt aktiv die Dämonisierung des jüdischen Staates. Die Tatsache, dass sie das Gedenken an die Opfer von Hanau als Bühne für ihre antiisraelische Hetze nutzen, ist nicht nur respektlos gegenüber den Opfern und ihren Angehörigen, sondern auch eine unerträgliche Vereinnahmung des eigentlichen Anlasses.“

Ein schwieriger Jahrestag: Erinnerung unter politischem Einfluss

Der fünfte Jahrestag des Anschlags in Hanau sollte vor allem eines sein: eine Gelegenheit, der Opfer zu gedenken und sich gegen Rassismus zu positionieren. Doch in Münster zeigt sich, wie schwierig es ist, ein solches Gedenken frei von politischer Instrumentalisierung zu halten.

Viele Menschen möchten am 22. Februar ein Zeichen setzen – doch die Kontroversen um die Organisatoren werfen einen Schatten auf die Veranstaltung. Die entscheidende Frage bleibt: Kann die Hanau Kundgebung in Münster ihrem eigentlichen Zweck gerecht werden, wenn sie von Gruppen vereinnahmt wird, die selbst in der Kritik stehen?