
Münster. Ein kleines Badezimmer auf Rädern steht seit Anfang Oktober jeden Donnerstagmorgen vor der Überwasserkirche in Münster. Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) hat dort einen Anhänger aufgestellt, der mit Dusche, Toilette, Waschbecken und sogar einer beheizbaren Bodenfläche ausgestattet ist. Gedacht ist das neue Angebot in erster Linie für Menschen ohne festen Wohnsitz sowie für Personen, die Gefahr laufen, ihre Wohnung zu verlieren.
Die Idee hinter dem Projekt ist klar: Wer die Möglichkeit hat, sich in einem geschützten Rahmen zu waschen, gewinnt nicht nur an Sauberkeit, sondern auch an Würde. Nach Angaben der Projektleitung geht es dabei um weit mehr als um Körperpflege. Der Zugang zu Wasser, Hygieneartikeln und ein sicherer Ort können das Selbstwertgefühl stärken und gesundheitliche Risiken verringern.
Begleitend zur Duschmöglichkeit stehen auch Fachkräfte zur Verfügung, die Beratungsgespräche anbieten. Dabei gilt ein offener Ansatz: Wer lediglich duschen oder einen Kaffee trinken möchte, ist ebenso willkommen wie Personen, die ein vertrauliches Gespräch suchen. Ziel sei es, einen Ort zu schaffen, an dem man sich wohlfühlt, ohne dass bestimmte Bedingungen erfüllt werden müssen.
Auch die Pfarrei Liebfrauen-Überwasser unterstützt das Projekt aktiv. Der dortige Pfarrer betonte, dass Kirche nicht nur spirituelle Angebote machen wolle, sondern auch praktische Hilfe für benachteiligte Menschen leisten müsse. Deshalb habe man ohne Zögern Strom- und Wasseranschlüsse für die mobile Dusche zur Verfügung gestellt.
Der Betrieb der mobilen Dusche ist nur möglich, weil verschiedene Institutionen zusammenarbeiten. Während der ASB den Anhänger angeschafft hat, stellt das Bistum Münster die notwendige Infrastruktur am Überwasserkirchplatz bereit. Finanziert wird das Angebot durch eine Mischung aus öffentlichen Mitteln und Spenden. Fördergelder der EU und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sichern die Fachkräfte, während Handtücher, Pflegeprodukte oder Kleidung vielfach von Unterstützerinnen und Unterstützern beigesteuert werden.
Du liest unsere Nachrichten kostenlos und unabhängig. Hilf mit einem Beitrag deiner Wahl.
Mobile Duschen für Wohnungslose gibt es in größeren Städten wie Hamburg oder Düsseldorf schon seit einigen Jahren. Münster zieht nun nach und startet als erste Kommune im Münsterland mit einem vergleichbaren Angebot. Der Dusch- und Beratungstreff soll zunächst einmal pro Woche am Überwasserkirchplatz stattfinden, langfristig sind jedoch weitere Einsatzorte geplant – darunter Gievenbeck, Kinderhaus und die Josefskirche. Perspektivisch will der ASB das Mobil an mehreren Tagen pro Woche in unterschiedlichen Stadtteilen einsetzen.
Die Notwendigkeit des Angebots zeigt sich auch in den aktuellen Zahlen. Innerhalb eines Jahres ist die Zahl der Menschen ohne festen Wohnsitz in Münster von gut 2.100 auf mehr als 2.300 gestiegen. Verantwortliche des ASB weisen darauf hin, dass die wachsende Wohnungslosigkeit in einer wohlhabenden Stadt wie Münster leicht übersehen werde. Gerade deshalb sei es wichtig, den Betroffenen einen sichtbaren und respektvollen Raum zu geben, an dem sie nicht verdrängt, sondern willkommen sind.
Damit das Projekt auf Dauer erfolgreich läuft, sucht der ASB noch weitere freiwillige Helferinnen und Helfer. Benötigt werden Menschen, die den Betrieb der mobilen Dusche organisatorisch begleiten, im Gespräch unterstützen oder einfach Zeit mit den Besucherinnen und Besuchern verbringen. Der Verband hofft, dass sich die Münsteranerinnen und Münsteraner von der Idee ansprechen lassen und das neue Angebot tatkräftig mittragen.