
Münster. Eine wissenschaftliche Sensation aus dem LWL-Museum für Naturkunde sorgt aktuell für Aufsehen: Dr. Manja Hethke, Kuratorin für fossile Wirbellose, hat gemeinsam mit einem internationalen Forschungsteam 27 bislang unbekannte Urzeitkrebstierarten entdeckt. Die Erkenntnisse wurden nun in einer renommierten Fachzeitschrift veröffentlicht.
Über mehrere Jahre hinweg arbeiteten Hethke und ihre Kollegen aus Wien intensiv an der Untersuchung von sogenannten Muschelschalern. Diese Krebstiergruppe existiert bereits seit dem Frühen Devon, also seit rund 400 Millionen Jahren. Ziel der Forschung war es, die bislang bekannten Arten neu zu bewerten und mögliche bislang unentdeckte Arten zu identifizieren.
Die Wissenschaftler nutzten dafür eine Kombination aus molekularen Analysen, Formvergleichen der Schalen und klassischen taxonomischen Methoden. Diese „taxonomische Aufarbeitung“ umfasste die Auswertung von 654 bekannten Exemplaren australischer Muschelschaler. Durch den Abgleich von genetischen Daten mit traditionellen Beschreibungen gelang es, 27 neue Arten eindeutig zu bestimmen.
Muschelschaler sind eine außergewöhnliche Gruppe von Krebstieren. Sie leben in temporären Gewässern und zeichnen sich durch ihre zweiklappige Schale aus, die an Muscheln erinnert. Fossile Funde belegen, dass diese Tiere seit hunderten Millionen Jahren nahezu unverändert existieren.
Für die Forscher ist jede neu entdeckte Art ein weiterer Baustein, um die Entwicklungsgeschichte dieser Lebewesen und ihrer Lebensräume besser zu verstehen. Gerade in Australien, wo viele isolierte Lebensräume existieren, ist die Artenvielfalt besonders hoch – und längst nicht vollständig erfasst.
Die Entdeckung zeigt, wie wichtig internationale Zusammenarbeit in der modernen Forschung ist. „Solche Funde tragen dazu bei, die Artenvielfalt genauer zu erfassen und die Evolution besser zu verstehen“, erklärt Hethke. Für das LWL-Museum bedeutet die Veröffentlichung nicht nur wissenschaftliche Anerkennung, sondern auch eine Bereicherung der eigenen Sammlung und Bildungsarbeit.