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Münsteraner Verkehrsexperte fordert Führerschein-Reform: Begleitetes Fahren ab 16

Polizei Münster stoppt einen Autofahrer unter Drogeneinfluss. Der Mann hatte keinen Führerschein und stand unter Kokain-Einfluss.
Foto: Andreas Breitling

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Die Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland (VOD) fordert eine Reform beim Führerscheinrecht. Nach Ansicht von Geschäftsführer Peter Schlanstein sollte das begleitete Fahren bereits ab 16 Jahren möglich sein. Schlanstein verweist auf die hohe Zahl schwerer Unfälle junger Fahrerinnen und Fahrer, insbesondere auf Landstraßen, und sieht mehr Fahrpraxis unter sicheren Bedingungen als entscheidenden Schritt für mehr Verkehrssicherheit.

VOD: Mehr Fahrpraxis für Jugendliche

Im Gespräch mit der Neuen Osnabrücker Zeitung betonte Schlanstein, dass Jugendliche mehr Zeit benötigen, um Erfahrungen am Steuer zu sammeln. Ein früherer Beginn beim begleiteten Fahren könne Unfälle verhindern. Als Beispiel nennt er Schweden: Dort ist begleitetes Fahren ab 16 erlaubt, die Unfallzahlen junger Menschen seien seitdem um rund 40 Prozent gesunken. Die volle Fahrerlaubnis gibt es auch dort erst mit 18 Jahren – entsprechend der EU-Vorgaben.

Junge Fahrer gelten als Hochrisikogruppe

Statistiken zeigen: Junge Menschen zwischen 16 und 24 Jahren sind im Straßenverkehr besonders gefährdet. Ihr Unfallrisiko ist rund doppelt so hoch wie im Bevölkerungsdurchschnitt. Besonders kritisch ist die Situation auf Landstraßen: Mehr als die Hälfte aller Verkehrstoten in Deutschland sterben dort.

Rechtliche Hürden auf EU-Ebene

In Deutschland ist aktuell das „Begleitete Fahren ab 17“ (BF17) möglich. Erst mit 18 Jahren dürfen Fahranfängerinnen und Fahranfänger allein fahren. Die EU-Führerscheinrichtlinie schreibt ein Mindestalter von 18 Jahren für die Fahrerlaubnis Klasse B vor und erlaubt begleitetes Fahren ab 17. Für ein Modell ab 16 Jahren wäre daher eine Änderung auf EU-Ebene notwendig.

Schlanstein betonte, dass die Politik die rechtlichen Grundlagen schaffen müsse, um die positiven Erfahrungen aus Schweden auch in Deutschland zu nutzen.

Münsteraner Fachmann mit bundesweiter Stimme

Schlanstein spricht in dieser Frage für die Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland, deren geschäftsführender Vorstand er ist. Der Erste Polizeihauptkommissar a. D. ist zudem seit vielen Jahren Dozent und Fachkoordinator Verkehr an der HSPV NRW in Münster. Seine aktuelle Forderung äußert er jedoch ausdrücklich in seiner Funktion für die VOD – nicht im Namen der Hochschule.

Ausblick: Chancen für ein Modellprojekt?

Während die VOD eine klare Position einnimmt, ist die politische Diskussion offen. Fachverbände wie der Deutsche Verkehrssicherheitsrat haben sich bereits für Modellversuche ausgesprochen. Ob ein solches Projekt umgesetzt wird, hängt allerdings von der weiteren Entwicklung in Brüssel und Berlin ab.

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