
Berlin/Münster. Die Bundestagsabgeordnete Kathrin Gebel (Die Linke), die den Wahlkreis Münster im Bundestag vertritt, hat sich nach der aktuellen Ausgabe des „ZDF Magazin Royale“ entschieden zu Wort gemeldet. Sie fordert eine konsequente Reform im Familienrecht – mit klarem Vorrang für Gewaltschutz vor Umgang.
In ihrer Funktion als frauenpolitische Sprecherin ihrer Fraktion kritisiert Gebel, dass häusliche Gewalt in gerichtlichen Verfahren zu oft nicht ernst genommen werde. Zwar ende die Gewalt häufig nicht mit der Trennung, werde aber dennoch ignoriert. Stattdessen verlagere sie sich vor die Haustür, finde bei Übergaben oder über digitale Kanäle statt.
Viele betroffene Mütter erlebten weiterhin Kontrolle, Drohungen und psychischen Druck – sowohl durch den Ex-Partner als auch durch die Justiz. Kinder würden dabei als Druckmittel instrumentalisiert. Die Familiengerichte und Jugendämter machten laut Gebel zu oft mit, anstatt die Betroffenen zu schützen.
Kathrin Gebel fordert daher, die Istanbul-Konvention vollständig umzusetzen. Diese verpflichtet Gerichte dazu, häusliche Gewalt in Sorge- und Umgangsfragen systematisch zu prüfen. Im Mittelpunkt müsse künftig eine verbindliche Risikoanalyse stehen, die Vorfälle häuslicher Gewalt dokumentiert und bewertet, bevor ein Gericht über Umgangsregelungen entscheidet.
Gebel stellt klar: „Im Familienrecht muss eindeutig geregelt sein: Gewaltschutz hat Vorrang vor Umgang.“ Dazu brauche es verpflichtende Schulungen für Justiz, Jugendämter und alle Verfahrensbeteiligten. Gerichte dürften sich nicht an der Gewalt beteiligen – Nachtrennungsgewalt sei ein reales, vielfach belegtes Problem.
Neben gesetzlichen Änderungen fordert Gebel auch konkrete Hilfen für Betroffene. Dazu gehören flächendeckende, kostenfreie und barrierefreie Schutz- und Beratungsangebote. Ein zentrales Element ihrer Forderungen ist außerdem die verpflichtende Teilnahme an Täterprogrammen – als Bedingung dafür, dass ein Umgang mit dem Kind überhaupt in Betracht kommt.
Auslöser für die Forderungen war die „ZDF Magazin Royale“-Sendung vom Freitag, 5. September 2025. Das Team um Jan Böhmermann hatte darin strukturelle Missstände beim Umgang mit häuslicher Gewalt thematisiert – insbesondere in familiengerichtlichen Verfahren. Die Sendung hatte eine breite öffentliche Debatte ausgelöst.
Kathrin Gebel sieht sich in ihrer politischen Arbeit bestätigt: „Die Sendung hat erneut gezeigt, wo Praxis und Anspruch auseinanderfallen“, so die Abgeordnete aus Münster. Nur durch verbindliche Regeln, konsequente Risikoanalysen und einen echten Vorrang für den Schutz vor Gewalt könnten Kinder und ihre Mütter wirksam geschützt werden.