
Münster. Die Gewerkschaft der Polizei schlägt bundesweit Alarm: Hunderte Polizeidienststellen in Deutschland sind laut GdP in einem desolaten Zustand. In vielen Gebäuden herrschen gravierende bauliche Mängel. Der Zustand sei teilweise gesundheitsgefährdend, berichtet der GdP-Bundesvorstand. Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen verweist auf bereits getätigte Investitionen, sieht aber weiteren Milliardenbedarf. Ein Hoffnungsschimmer kommt aus Münster: Der geplante Neubau des Polizeipräsidiums gilt als Vorzeigeprojekt – und könnte ein Vorbild für andere Standorte werden.
Schimmel in den Büros, tropfende Dächer, kaputte Heizungen und marode Sanitäranlagen: Die Gewerkschaft der Polizei beschreibt einen alarmierenden Zustand vieler Polizeigebäude in Deutschland. In einigen Fällen sei die Situation so gravierend, dass die Gesundheit der Mitarbeitenden gefährdet sei. GdP-Vorstandsmitglied Hagen Husgen spricht von einem Investitionsstau in zweistelliger Milliardenhöhe. Um die innere Sicherheit langfristig zu sichern, fordert die GdP deshalb ein Sondervermögen. Damit sollen sowohl Sanierungen als auch Neubauten ermöglicht werden.
In Nordrhein-Westfalen betrifft das Problem rund ein Drittel der 900 Polizei-Liegenschaften. Zwar wurden laut Landesregierung zwischen 2018 und 2023 bereits 2,4 Milliarden Euro in Sanierungen und Modernisierungen investiert, doch laut GdP-Landeschef Patrick Schlüter reicht das bei Weitem nicht aus. Er beziffert den aktuellen Investitionsbedarf im Land auf rund fünf Milliarden Euro. Dennoch erkennt er Fortschritte an – insbesondere mit Blick auf Münster.
Als „gutes Signal“ bewertet die GdP den geplanten Neubau des Polizeipräsidiums in Münster. Der neue Standort entsteht an der Loddenheide, Ecke Albersloher Weg/Willy-Brandt-Weg. Auf einer Fläche von rund 42.000 Quadratmetern soll hier ein modernes Zentrum mit über 1.000 Räumen, kriminaltechnischem Labor, Leitstelle, Gewahrsam und Sporthalle entstehen. Auch eine öffentlich zugängliche Kantine ist vorgesehen. Durch die zentrale Lage und die Zusammenführung mehrerer Dienststellen verspricht sich die Polizei effizientere Abläufe und kürzere Wege.
Neben dem Großprojekt Loddenheide gibt es weitere Pläne in Münster. So ist eine gemeinsame Wache von Polizei und Ordnungsdienst am Hauptbahnhof geplant. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde im Mai 2025 unterzeichnet. Die neue Station soll direkt am Berliner Platz entstehen und die Sicherheitslage im Bahnhofsviertel nachhaltig verbessern. Zuletzt wurde dort bereits eine Waffen- und Messerverbotszone eingerichtet, deren Einhaltung mit empfindlichen Bußgeldern durchgesetzt wird.
Auch in der Ausbildung will das Land NRW nachlegen. In Nottuln entsteht derzeit ein neues Trainingszentrum für Polizeikräfte aus Münster, Hamm, Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf. Die Fertigstellung ist für 2027 geplant. Damit soll eine moderne und praxisnahe Ausbildung auf regionaler Ebene gesichert werden. Projektpartner sind unter anderem BRAWO RE Development und WWB Holding.
Neben den Gebäuden sorgt auch der Zustand der Dienstfahrzeuge für Kritik. Laut GdP-Vorstand Hagen Husgen sind viele Fahrzeuge mit bis zu 500.000 Kilometern Laufleistung unterwegs. Aufgerissene Sitze und defekte Schaltknüppel seien keine Ausnahme. Die Ursachen sieht die GdP unter anderem in der Privatisierung von Serviceleistungen – mit negativen Folgen für Wartung und Pflege. Husgen fordert mehr Unterstützung vom Bund sowie eine einheitliche Verantwortung bei Infrastrukturfragen, anstatt kleinteiliger föderaler Zuständigkeiten.
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) reagierte am 12. August auf die anhaltende Kritik. In einem Interview mit dem WDR kündigte er an, zusätzlich eine Milliarde Euro in Sanierungen und Neubauten investieren zu wollen. Die Mittel sollen gezielt dort eingesetzt werden, wo die Mängel besonders gravierend sind – ein Schritt, den die GdP ausdrücklich begrüßt, aber zugleich als unzureichend bezeichnet.