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Proteste in Münster: 2.000 Gegendemonstrierende begleiten Aufmarsch von „Gemeinsam für Deutschland“

Über 30.000 Menschen demonstrierten in Münster gegen den AfD Neujahrsempfang, in der größten Demonstration der Stadtgeschichte. Ein Zeichen gesellschaftlicher Solidarität und Demokratie.

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Am Samstag ist die Gruppierung „Gemeinsam für Deutschland“ durch das Bahnhofsviertel von Münster gezogen. Die Demonstration wurde von rund 100 Personen besucht. Begleitet wurde der Aufzug von einem Großaufgebot der Polizei und mehreren Gegenveranstaltungen mit insgesamt rund 2.000 Gegendemonstrierenden. Mehrere Straßen wurden zeitweise blockiert, der Verkehr im Innenstadtbereich kam streckenweise vollständig zum Erliegen.

Anmeldezahlen deutlich unterschritten

Für die Hauptkundgebung hatte „Gemeinsam für Deutschland“ im Vorfeld bis zu 1.000 Teilnehmende bei der Polizei angemeldet. Tatsächlich erschienen jedoch deutlich weniger Personen. Bereits um 13:30 Uhr befanden sich laut Beobachtungen keine 50 Personen auf der Kundgebungsfläche. Sichtbar waren unter anderem Fahnen mit Friedenstauben und eine russische Flagge.

Kurz vor Beginn des Demonstrationszugs war der Servatiiplatz weitgehend abgeriegelt. Die Polizei meldete erste Straßenblockaden und wies darauf hin, dass sich der Start des Marsches verzögern werde. Gegen 14:00 Uhr war der Protestzug noch nicht in Bewegung, da die Route zu diesem Zeitpunkt von Gegendemonstranten blockiert wurde.

Fünf Gegenkundgebungen und dezentrale Proteste

Parallel zur Hauptveranstaltung hatten das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ und der Integrationsrat zu fünf stationären Gegendemonstrationen aufgerufen. Diese begannen ab 13:00 Uhr am Servatiiplatz, ab 14:00 Uhr an der Engelstraße, dem Ludgerikreisel, dem Gleis 22 und dem Bahnhofsvorplatz.

Im Laufe des Nachmittags verteilten sich mehrere Hundert Gegendemonstranten in der Innenstadt. Laut einer ersten Schätzung beteiligten sich etwa 300 Menschen an der Auftaktkundgebung, später war von 600 an der Salzstraße und 500 am Servatiiplatz die Rede. Aus allen Nebenstraßen waren laut Polizei Rufe und Protestgesänge zu hören.

Blockaden und polizeiliche Maßnahmen

Die Polizei bestätigte insgesamt fünf Blockadepunkte, unter anderem an der Von-Vincke-Straße, am Ludgerikreisel, an der Graelstraße und zweimal an der Schorlemerstraße. Besonders angespannt war die Lage an der Von-Vincke-Straße, wo es zu einer kurzen Rangelei zwischen Demonstrierenden und Einsatzkräften kam. Die Polizei sprach in diesem Zusammenhang von der „Störung einer Versammlung“ und kündigte an, die Lage taktisch abzuwägen. Teilnehmende der Blockade skandierten unter anderem polizeikritische Sprechchöre. Auch das ehemalige Lackmuseum wurde von der Polizei gesichert, da sich dort ebenfalls Personen versammelt hatten.

Veränderte Route und Rückkehr zum Servatiiplatz

Trotz der Blockaden hielt die Polizei daran fest, den Demonstrationszug stattfinden zu lassen. Eine Sprecherin kündigte an, dass eine Alternativroute geplant werde. Diese wurde nicht öffentlich bekannt gegeben, um weitere Blockadeaktionen zu verhindern.

Der Demonstrationszug setzte sich schließlich in Bewegung, zog über die Bahnhofstraße in Richtung Ludgeriplatz und wurde dabei von zahlreichen Gegendemonstrierenden begleitet. Vor dem Kulturzentrum Gleis 22 versammelten sich zeitweise etwa 100 Personen, die Straße war blockiert. Der Zug drehte am Ludgerikreisel und kehrte über die Hafenstraße zurück. Gegen 16:00 Uhr erreichte er wieder den Servatiiplatz.

Dort kam es erneut zu einer direkten Konfrontation beider Lager, getrennt lediglich durch eine Polizeikette. Reden aufseiten der Hauptdemonstration waren nicht zu verstehen, da Gegendemonstrierende lautstark protestierten.

Verkehrsbehinderungen im gesamten Bahnhofsbereich

Rund um den Hauptbahnhof kam es über Stunden zu erheblichen Einschränkungen im Straßenverkehr. Autofahrende mussten weiträumige Umleitungen in Kauf nehmen. Fußgänger und Radfahrer konnten zwar weiterhin vom Bahnhof in Richtung Stubengasse gelangen, viele andere Straßen waren jedoch gesperrt. Die Stadtwerke Münster hatten im Vorfeld bereits mitgeteilt, dass es zu Ausfällen und Umleitungen im Stadtbusverkehr kommen werde. Während der Proteste ruhte der Verkehr zeitweise nahezu vollständig.

Abschluss der Veranstaltungen

Gegen 16:45 Uhr meldete die Polizei das Ende der Versammlungen. Ein Sprecher des Bündnisses „Keinen Meter den Nazis“ zeigte sich mit dem Verlauf zufrieden. Die hohe Beteiligung und die Vielzahl der Aktionen wertete man als deutliches Zeichen gegen rechte Ideologien.

Polizeibilanz: Neun Strafanzeigen und ein Gewahrsam

Die Polizei Münster zog am Abend eine erste Bilanz: Neun Strafanzeigen wurden gefertigt – unter anderem wegen des Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, Beleidigung, Volksverhetzung sowie Verstößen gegen das Versammlungsgesetz. Eine Person wurde nach einem Widerstand in Gewahrsam genommen.

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