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Radikalisierung unter Muslimen: Münsteraner Studie sorgt für politische Debatte in NRW

Laut einer neuen Studie der Universität Münster zeigt jeder fünfte Muslim mit Migrationshintergrund in Deutschland eine emotionale Anfälligkeit für Radikalisierung.
Ehimetalor Akhere

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Münster. Die Universität Münster hat mit ihrer Studie über Radikalisierungstendenzen unter Musliminnen und Muslimen eine Debatte ausgelöst, die nun den Landtag von Nordrhein-Westfalen erreicht. In einer Kleinen Anfrage verlangt die FDP-Abgeordnete Franziska Müller-Rech von der Landesregierung eine Bewertung der Ergebnisse. Dabei geht es vor allem um die Rolle von Schulen und um die Wirksamkeit des islamischen Religionsunterrichts als Mittel zur Prävention.

Studie der Uni Münster rückt Schulen in den Fokus

Die Studie mit dem Titel „Ressentiment als affektive Grundlage von Radikalisierung“ kommt zu dem Ergebnis, dass etwa 20 Prozent der befragten Musliminnen und Muslime in Deutschland Einstellungen zeigen, die – kombiniert mit weiteren Faktoren – eine Radikalisierung begünstigen können. Besonders dann, wenn Kränkungen oder Diskriminierungserfahrungen als kollektive Herabwürdigung ihrer Religion erlebt werden, entsteht eine ablehnende Haltung gegenüber Staat und Gesellschaft.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betonen, dass schulische Bildung gezielt dazu beitragen kann, gesellschaftliche Teilhabe zu fördern. Dabei sprechen sie dem islamischen Religionsunterricht eine wichtige Funktion zu: Er könne helfen, religiöse Identität zu stabilisieren und Schüler darin zu bestärken, sich als Teil der Gesellschaft zu verstehen.

Landtag fragt nach Konsequenzen für den Unterricht

Vor diesem Hintergrund interessiert sich die FDP-Fraktion im Landtag für die Haltung der Landesregierung. Welche Schlussfolgerungen zieht sie aus der Studie? Wie steht sie zum islamischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen? Und sieht sie diesen als wirksames Mittel zur Radikalisierungsprävention – gerade auch angesichts öffentlicher Kritik?

Müller-Rech stellt darüber hinaus die Grundsatzfrage, ob nicht ein gemeinsamer Werteunterricht über alle Religionen hinweg größere integrative Kraft entfalten könnte. Nordrhein-Westfalen gehört zu den wenigen Bundesländern mit einem institutionalisierten islamischen Religionsunterricht. Die Debatte darüber dürfte nun wieder Fahrt aufnehmen.

Pädagogische Strategien gegen Ressentiments

Ein weiterer Aspekt der Anfrage betrifft den pädagogischen Umgang mit Ressentiments. Lehrkräfte und Schulsozialarbeit sollen besser darin unterstützt werden, ablehnende Haltungen frühzeitig zu erkennen und einzuordnen. Die Landesregierung wird gefragt, ob sie entsprechende Maßnahmen plant – etwa neue Fortbildungsangebote oder präventive Projekte in Schulen und Jugendhilfe.

Gerade in einer zunehmend vielfältigen Gesellschaft sehen Fachleute hier ein wichtiges Handlungsfeld. Eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Schule, Elternhaus und außerschulischen Trägern könnte dazu beitragen, jungen Menschen Orientierung und Zugehörigkeit zu vermitteln.

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