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Neonazi-Aufmarsch in Münster: Gegenproteste und Ausnahmezustand am 5. Juli

Protest gegen rechtextreme Partei "die Heimat" in Münster. Am 5. Juli 2025 findet eine rechtsextreme Demonstration in Münster statt. Die Stadt rechnet mit insgesamt sechs Versammlungen.
Symbolfoto

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Am Samstag, den 5. Juli 2025, ist die Innenstadt von Münster Schauplatz mehrerer Proteste. Eine rechtsextreme Demonstration in Münster, angemeldet durch die Partei „Die Heimat“, wird von mehreren Gegenveranstaltungen begleitet. Der Aufmarsch ist eng verknüpft mit dem Streit um das Grab des Dortmunder Neonazis Siegfried Borchardt („SS-Siggi“) und soll laut Veranstaltern „ein Zeichen gegen das Vergessen“ setzen. Die Polizei rechnet mit umfangreichen Sperrungen, einer angespannten Lage und einer stark eingeschränkten Verkehrsinfrastruktur im Innenstadtbereich.

Hintergrund: Borchardt, Grabstreit und ideologische Symbolik

Der Anlass des Aufmarschs ist ein laufender Rechtsstreit vor dem Oberverwaltungsgericht Münster. Dort wird über die Gestaltung der Grabplatte von Siegfried Borchardt verhandelt – einer in der rechtsextremen Szene prominenten Figur. Borchardt, Spitzname „SS-Siggi“, war jahrzehntelang aktiver Neonazi aus Dortmund. In den 1980er- und 1990er-Jahren trat er bundesweit als führender Kopf verschiedener gewaltorientierter Gruppierungen auf, darunter die inzwischen verbotene „Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei“ (FAP) und später als Aushängeschild der Partei „Die Rechte“. Er galt als Symbolfigur für die militante rechte Szene im Ruhrgebiet. Borchardt verstarb 2021 und wurde auf dem Hauptfriedhof in Dortmund beerdigt. Der Streit entbrannte, als seine Anhänger eine Inschrift mit eindeutig ideologischem Bezug auf der Grabplatte anbringen wollten. Die Stadt Dortmund untersagte diese aus Sorge, das Grab könne zu einer Anlaufstelle für rechtsextreme Pilgerfahrten werden. Der „Freundeskreis Siegfried Borchardt“, ein Zusammenschluss aus der Partei „Die Heimat“ (ehemals NPD), sieht darin einen Verstoß gegen das postmortale Persönlichkeitsrecht und klagt dagegen. Die Entscheidung liegt nun beim OVG Münster – und dient dem rechten Aufmarsch als symbolischer Anlass.

Organisatoren mit bundesweiter Neonazi-Vergangenheit

Hinter der Organisation des rechten Aufmarschs stehen unter anderem zwei prominente Akteure der Szene: Christian Worch und Alexander Deptolla. Beide sind seit Jahrzehnten in rechtsextremen Strukturen aktiv. Worch gründete unter anderem die „Aktionsfront Nationaler Sozialisten“, Deptolla war Kopf hinter dem europaweit vernetzten Kampfsport-Event „Kampf der Nibelungen“. Beide gelten als ideologische Strategen der Szene und verfügen über ein breites Netzwerk. Ihr Auftreten in Münster ist ein Hinweis auf die bundesweite Bedeutung, die dem Aufmarsch innerhalb der rechten Szene zugeschrieben wird.

Zivilgesellschaftlicher Widerstand: Breite Mobilisierung gegen Rechts

Die Ankündigung der rechtsextremen Demonstration in Münster führte zu unmittelbarer Reaktion aus der Zivilgesellschaft. Das Bündnis „Keinen Meter den Nazis Münster“ meldete frühzeitig eine Gegenversammlung direkt vor dem OVG an. Insgesamt wurden sechs Versammlungen im Stadtgebiet angekündigt: vier thematische Gegenproteste, eine Demonstration zur Verkehrswende sowie der rechte Aufzug. Ziel der Gegendemonstrierenden ist es, rechte Präsenz in der Innenstadt zu begrenzen und ein sichtbares Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen.

Verkehr und Öffentlichkeit: Polizei rechnet mit erheblichen Einschränkungen

Die Polizei Münster warnt bereits im Vorfeld vor großflächigen Verkehrsbehinderungen. Zwischen Hauptbahnhof und Ludgeriplatz kommt es zu Straßensperrungen, Halteverboten und Einschränkungen im öffentlichen Nahverkehr. Der Hauptbahnhof sowie der Ludgeriplatz werden von Bussen zeitweise nicht bedient. Zahlreiche Linien werden umgeleitet. Die genaue Dauer der Umleitungen hängt vom Verlauf der Versammlungen ab.

Koordination und Kommunikation: Bürgertelefon soll informieren

Zur besseren Information der Bevölkerung schaltet die Polizei ab Montag, 7. Juli, ein Bürgertelefon. Unter der Nummer (0251) 275-1112 können Bürgerinnen und Bürger werktags zwischen 8:00 und 16:00 Uhr Fragen stellen. Aktuell laufen noch sogenannte Kooperationsgespräche mit allen Versammlungsanmeldenden, um Routen und Ablauf abzustimmen. Sobald diese abgeschlossen sind, werden weitere Details zur Lage veröffentlicht.

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