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Religion verliert weltweit an Bedeutung: Neue Studie aus Münster

Eine neue Studie der Uni Münster zeigt: Religion verliert weltweit an Bedeutung – selbst in islamisch geprägten Ländern wie dem Iran.
Symbolbild: Noah Holm

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Religiöse Bindungen weltweit auf dem Rückzug

Die Bedeutung von Religion hat weltweit stark abgenommen. Zu diesem Ergebnis kommt die neueste Auflage der religionssoziologischen Untersuchung „Religion in der Moderne“, herausgegeben von Prof. Dr. Detlef Pollack und Dr. Gergely Rosta am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster. Selbst in Ländern wie Polen, den USA oder dem Iran ist die Zahl der Gläubigen stark gesunken. Auch in der Türkei, Südkorea und Japan lässt sich ein deutlicher Säkularisierungstrend beobachten.

Pollack beschreibt die aktuellen Entwicklungen als „dramatische Abbrüche“. Noch in den ersten beiden Auflagen des Buches sei man eher vorsichtig mit der Säkularisierungstheorie umgegangen. Heute jedoch bildet sie laut Pollack die „Grundlage jeder Analyse des religiösen Wandels in modernen Gesellschaften“.

Mehr Konfessionslose, weniger Gottesdienstbesuche

Der Bedeutungsverlust von Religion zeigt sich konkret: In den USA stieg der Anteil der Konfessionslosen auf rund ein Drittel. In Polen sank die Zahl der wöchentlichen Gottesdienstbesuche zwischen 2015 und 2021 um zehn Prozentpunkte. Und selbst im Iran, der offiziell zu fast 100 Prozent muslimisch ist, bekennen sich laut Online-Umfragen nur rund 40 Prozent zum Islam. Knapp ein Drittel der Befragten gab an, keiner Religion anzugehören oder atheistisch zu sein.

Warum Religion für viele nicht mehr plausibel ist

Der Rückgang religiöser Bindungen lässt sich aus Sicht der Autoren durch verschiedene gesellschaftliche Entwicklungen erklären: gestiegener Wohlstand, fortschreitende Individualisierung, Demokratisierung und kulturelle Vielfalt. Diese Faktoren schwächen die Plausibilität traditioneller religiöser Vorstellungen. Für viele Menschen erscheint der Glaube an ein Jenseits oder an religiöse Rituale schlicht nicht mehr glaubwürdig.

Säkularisierungstheorie erneut im Zentrum der Debatte

Trotz neuer Daten und der breiten empirischen Basis ist die Säkularisierungstheorie in der Theologie weiterhin umstritten. Vor allem Vertreterinnen und Vertreter des Konzepts der Lived Religion – also der gelebten, individuellen Religiosität – kritisieren die klassischen Begriffe und Methoden. Pollack wirft Teilen der Theologie vor, sich einer empirisch überprüfbaren Analyse zu entziehen und so den globalen Rückgang religiöser Bindungen zu verharmlosen.

„Religion in der Moderne“: Einblicke in globale Entwicklungen

Die aktualisierte und deutlich erweiterte Neuauflage von „Religion in der Moderne. Ein internationaler Vergleich“ gilt als Standardwerk der Religionssoziologie. Sie bietet nicht nur neue Daten, sondern auch Fallstudien aus Ländern wie Deutschland, Italien, den Niederlanden, Polen, Russland, Südkorea, Brasilien und den USA. Dabei werden politische, kulturelle und soziale Einflussfaktoren auf Religion systematisch herausgearbeitet.

Zahlreiche renommierte Erhebungen wie die World Values Survey, ISSP, ALLBUS oder der Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung bilden die Datenbasis. Ergänzt wird die Studie durch eigens durchgeführte Befragungen sowie kirchliche und staatliche Statistiken.

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